Witiko

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Und so geschah es an dem Abende des dritten Tages und des vierten Tages und des fünften Tages.
An dem fünften Tage verabschiedete sich Witiko von den Männern, und sagte: "Ich reite morgen von diesem Hause fort. Ich werde stets der Worte gedenken, welche ihr hier gesprochen habt, und [bit] bitte euch, daß ihr auch dessen möget eingedenk sein, was ich geredet habe."

Darauf sagte ein alter Mann mit rothen Wangen und weißen Haaren: "Du bist gut, junger Witiko, und hast einen treulichen Sinn für uns. Wir werden aller Dinge gedenk sein, und was gethan werden muß, das wird gethan werden, es wird nichts fehlen, und wir werden schon [xxx.] bestrebt sein. Und so gehabe dich wohl."

"Gehabe dich wohl, Johannes," sagte Witiko, "und erhalte dir deine Gesundheit."

"Wie es Gott will," antwortete der alte Mann.

"Reite mit Gott, Witiko," sagte ein anderer alter Mann, "wir werden nicht vergessen, und komme bald wieder."

"Ich komme, wenn es in der Möglichkeit ist," sagte Witiko.

"Du bist ein gerechter Mann, Witiko," sprach ein Jüngling, "und wir werden auch thun, was man nicht schmähen kann."

"Du hast auf dem Berge Wysoka gut gewaltet, und wirst wieder gut walten," sprach ein anderer.

"Reite wohl, und wenn du wieder kommst, so bleibe lange bei uns," sagte ein Mann, der ein kleines Häuschen im Wangetschlage hatte.

"Ja, bleibe recht lange bei uns," sagte ein Greis.

"Bleibe bei uns, und siehe, wie es bei uns ist, in dem Walde ist es nicht schlecht," sprach ein Mann, der große starke Holzschuhe an den Füssen hatte.

"In dem Walde ist ein annehmbares Wohnen," sagte Witiko.

"Wir halten zusammen," sprach ein alter Mann.

"Thut immer so," sprach Witiko, "und es wird recht sein, und jeder rechte Mann, der sich bei euch nieder läßt, wird auch zu euch halten."

"Das wird er thun," sprach der Mann.

"Gott beschüze dich in der schweren Zeit, die kommt," sagte ein Greis.

"Gott beschüze dich,<"> riefen mehrere.

"Gott beschüze euch, und mögen wir uns fröhlich wieder sehen," rief Witiko.

Und als alle ihren Abschiedsgruß gesagt hatten, und als die Stube leer war, legte sich Witiko zum lezten Male für diese Zeit in seiner Kammer zur Ruhe.

Am nächsten Tage ritt er mit Raimund in den Ort Friedberg.

In Friedberg war er drei Tage.

Dann ritt er noch weiter in den Wald hinunter, wo Häuser waren, die hie und da an Bächen lagen, die aus Thälern hervor sprudelten.

Als er auf die Erhöhung gekommen war, auf welcher die Stifthäuser lagen, von denen ein Bach, den sie die kleine Mihel hießen, gegen Mittag floß, um sich in dem Lande Baiern mit der großen Mihel zu vereinigen, wendete er sich um, und ritt wieder nach Friedberg zurük.

Es [ist] war ein Saumpfad, der von Friedberg durch den hohen Wald nach Baiern hin aus führte, und der auch im Winter betreten und gangbar war. Auf diesem Pfade ritt Witiko durch den Wald hinan, bis er zu der Stelle gelangte, auf welcher die Säule des heiligen Apostels Thomas gestanden war.

Auf dieser Stelle hielt er an.

Er blikte vor sich nach Baiern hin aus. Es waren dunkle und weiße Streifen bis an die Alpen dahin. Die Alpen waren blauer und schärfer, als er sie im Sommer gesehen hatte, und der Schnee war klar in ihren Spalten, in ihren Mulden, und auf ihren sanften Hängen. Dann wendete er sich um, und sah in das Land Böhmen. Der breite dunkle Wald ging in Schimmerreif hinunter, die Moldau war verhüllt, und jenseits war wieder dunkler stiller und bereifter Wald. Witiko sah den blauen Zug der Schönebene, des Hochfichtes, des Blökensteines und der Seewand. Er sah den blauen Blansko. Er sah auch den Kreuzberg, der in Mitternacht von dem oberen Plane steht.

Von der Stelle des heiligen Apostels Thomas ritt er wieder nach Friedberg

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