Witiko

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"Wir von der Steinleithe haben einen noch weiteren Weg, und gehen doch noch nicht fort," sagte der mit den röthlichen Haaren.

"Aber wir gehen," sagte Wenhart von der Friedau, "Witiko, gehabe dich wohl, und denke unserer Sache."

"Ich werde denken," antwortete Witiko, "und gedenke du auch."

"Ich vergesse nicht," sagte Wenhart.

Darauf bezahlte er seine Schuld, und ging mit einigen Männern und einer Frau und einem Mädchen fort.

Es gingen dann noch mehrere fort, und die alte Susanna und die alte Frau, welche von den Zeichen gesprochen hatte, gingen fort.

Andere Menschen kamen wieder, und sezten sich an einen Tisch.

Endlich gingen auch die von der Steinleite ihres Weges, und es waren nur noch wenige Männer da, und darunter waren solche, deren Heimath in der unteren Moldau selber war.

Witiko erhob sich von seinem Size, und ging zu einem Fenster.

Der Knecht Jakob folgte ihm.

"Du bist also doch heute wieder herauf gekommen," sagte Witiko.

"Euer Verweser Huldrik sagt, daß es sich ziemt, daß er mich alle Tage, die ihr [hier] in der Herberge seid, zu euch schikt, ob ihr nichts befehlet," antwortete Jakob.

"Ja, ich befehle etwas," sagte Witiko, "melde Huldrik, daß er niemanden mehr herauf schikt, ich werde selber bald in den Wangetschlage kommen."

"Ich werde es vermelden," sagte Jakob.

"Und nun gehe," sprach Witiko.

"Ich gehe, und gehabt euch wohl," antwortete Jakob.

"Gehabe dich wohl, und grüsse Huldrik," sagte Witiko.

"Ich werde es thun," entgegnete Jakob.

Darauf reichte er an Raimund seine Hand, verließ die Stube, und begab sich auf seinen Weg nach dem Wangetschlage.

Witiko aber ging von der Herbergstube in seine Kammer.

Als der Morgen des anderen Tages gekommen war, untersuchte er den Weg, der von der unteren Moldau durch den Wald zu der Stelle des heiligen Thomas empor führte. Der Pfad war nirgends zu erkennen. [E] Der Schnee war hoch über ihn gebreitet, wie er über alle andern Gründe gebreitet war.

Dann untersuchte er die anderen Wege, welche in verschiedenen Richtungen von der unteren Moldau durch den Wald nach abwärts führten.

Nun begannen die Männer in der unteren Moldau und im Rathschlage und im Reutschlage und an dem schwarzen Bache und auf der Mugrauer Haide und in Friedberg und in der Friedau und in der Steinleithe und gegen die Waldhäuser des Heurafel und weiter hinab aus Eschen oder Ahornen oder anderem zähen Holze Lanzenschäfte und Keulen zu machen, Lanzenspizen und Schwerter zu schmieden, Riemzeug zu schneiden, Bogen und Armbruste Pfeile und Bolzen zurecht zu richten, Stiefel zu machen, aus Filz und aus Wolltuche Hauben und Gewänder zu nähen, und auf Pferden, wo sie vorhanden waren, zu reiten.

Als diese Dinge geschahen, bestieg Witiko in der Herberge der unteren Moldau sein Pferd, und ritt mit Raimund in den Wangetschlag.

Dort ritt er gegen sein Häuschen. Auf dem flachen Dache lag der Schnee, und man konnte es von dem Schnee in den Gefilden kaum unterscheiden. Ein dünner blauer Rauch ging von dem Schornsteine empor.

Als die zwei Männer an dem Häuschen angekommen waren, standen Huldrik und Jakob und Regina vor dem Thore, sie zu empfangen.

"Wir haben nach euch ausgeschaut," sagte Huldrik, "und haben euch kommen gesehen. Weil ihr die Gebühr, daß ich nach euern Befehlen fragen lasse, verbothen habt, konnten wir den Tag eurer Ankunft nicht wissen. Seid gegrüßet, Witiko. Ihr seid in dem Kriege gewesen, ihr seid in mehreren Ländern gewesen, und müsset wieder zu euerem Hause in den Wangetschlag kommen."

"Ich bin gekommen, dich wieder zu sehen, und die Unsrigen hier zu sehen, und unser Haus zu sehen," sagte Witiko.

"Ihr seid gekommen, weil es so ist," entgegnete Huldrik, "und ich habe schon Sorge