Witiko

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beweglichen Tröge vorsezen, welche noch heut zu Tage sehr häufig an Wirtshäusern des offenen Landes gesehen werden. Da die Jahreszeit warm war, standen auch noch Tische Bänke und Stühle auf der Gasse. Es war in jenen Waldgegenden im Alterthume der Brauch, daß man im Freien tagte und zechte, so daß man jezt, wo sich die Berathung und das Mahl in die Zimmer zurük gezogen hat, an manchem Hause noch eine alte große und dike steinerne Tischplatte lehnen sieht, an welcher die Voreltern vor dem Hause gesessen waren, und daß der Fuß, welcher diese Tischplatte getragen hatte, in der Gestalt von diken plumpen Steinen irgend wo in dem Hausgrase oder in dem Gestrippe des Hintergebäudes liegt. Von der Gasse führte eine Thür, dessen Thürstock roth bemalt war, geradezu in die Schenkstube, während ein Thor etwas seitwärts in den Hof führte, an den die Ställe stießen, und in dem gerade die Wagen zu dem Feldwirtschaftsbetriebe standen. Der Reiter ritt auf dem schmalen Fahrwege, der durch das Gras zu dem Orte führte, an denselben heran und bis auf die Wirthsgasse hervor. Dort hielt er ein wenig an, blieb auf dem Pferde sizen, schaute rings um alle Gegenstände an, und stieg dann schnell, ohne die Hilfe eines Knechtes, der herbei gekommen war, anzunehmen, von seinem Thiere. Er führte es nun selber zu einem der in die Erde gerammten Pflöke, nahm ihm dort die Gebißstangen heraus, zog aus der Satteltasche eine Art Halfter, befestigte sie neben der Aufzäumung an dem Kopfe des Pferdes, und band dieses an den Pflok. Hier auf zog er ebenfalls aus dem Sattel Lappen, die von Wolle schienen, und deren jeder etwas größer war als die zwei Hände eines starken Mannes, und strich damit die Seiten und andere Theile des Pferdes, und wiederholte das Verfahren öfter. Als er damit fertig war, legte er noch die Hände an die Weichen des Pferdes, und strich gelegentlich an den Haaren derselben hin. Hierauf schüttelte er seine Lappen aus, that sie wieder an ihre Stelle, schnallte den Mantel los, und breitete ihn über das Pferd. Es zeigte sich jezt, daß diese Art Mantel ein sehr einfaches kunstloses Stük Stoff von grober Wolle und grauer Farbe war. Er gab dem Pferde keine Nahrung und kein Getränk, sondern ließ es stehen, und begab sich zu einem unbesezten Tische, an dem er sich nieder ließ.

Auf der Bank vor dem Hause, welche an der ganzen Länge desselben hinlief, saß ein Mann in braunen engen Beinkleidern und braunem Wamse, beides von grober Wolle, und in einem knappen grauen Mäntelchen, das Ärmel hatte. Seine Haare waren kurz kraus und schwarz, sein Bart, der sehr kurz war, war ebenfalls schwarz und sehr struppig. Das Angesicht war rothbraun, und schien einem Sechziger anzugehören. Er war damit beschäftigt, um einen irdenen Topf ein Nez von einem eisernen Drahte zu flechten. An einem der Gassentische saßen zwei Männer in sehr beschmuzten Lederkollern. Sie hatten troz des Sommers dike Pelzmüzen auf dem Kopfe, und trugen sehr starke Bärte, von denen der eine fast roth der andere braun jedoch stark mit Weiß gemischt war. Der Rothbart schien gegen [die] dreißig der Graubart gegen fünfzig Jahre alt zu sein. An dem Tische lehnte eine Armbrust und auf der Bank vor demselben lag ein langer eisenbeschlagener Stok. Sonst waren keine Gäste auf der Gasse, und zahlreiche Hühner gingen auf derselben herum, theils hie und da ein Körnchen aufhebend theils die Sonne genießend.

¢Die drei Männer, der auf der Bank und die an dem Tische, schauten auf den Reiter hin, da er ankam, sein Pferd pflegte, und sich zu seinem Tische sezte.¢ Jezt erschien auch der Wirth in der Thür mit der rothen Einfassung, blieb ein wenig in ihr stehen, und sah den Ankömmling an. Er trug ein Barett von blauem Stoffe ein dunkles Kleid und große grüne Schuhe. Ein brauner ungewöhnlich großer Wolfshund strekte seinen Kopf neben ihm heraus.
Randnotiz: Da der Reiter an dem Tische saß, kam auch der Wirth

"Nun, Cajetan, so rührt euch doch, und fragt den Feldhauptmann um sein Begehr. Er sizt ja an dem leeren Tische schon die längste Länge," rief der Graubart dem Wirthe zu, als er ihn in der Thür erblikte.

Der Wirth antwortete gar nicht, sondern blieb noch ein Weilchen stehen, und ging dann

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