Witiko

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[Sein Angesicht war roth, und er hatte Witiko mit blauen Augen freundlich angeblikt.

Dieser Mann ging voran, und Witiko folgte ihm.] des alten Mannes weiter, der in einer Leder[haube]haube groben Beinkleidern und großen Waldschuhen mit einem langen Stabe vor ihm herging.

Sie trafen von dem Hause ihrer Herberger weg noch einige andere kleinere Häuser mit Wiesen und Feld, sämtlich von Holz. Dann führte ihr Weg sie wieder in den Wald.

Ihre Wanderung ging [in der Zeit von] zwei Stunden noch an der M[ü]ihel fort. [Auch hier trafen sie noch] Da war zuweilen eine Hütte mit gereutetem Lande, oder eine Köhlerstätte, oder ein[en] Holzschlag mit den Holzschlägerhütten, oder gar ein Haus mit einer Säge zu Brettern. Als sie aber zu einem Berge gekommen waren, welcher der Berg des heiligen Oswald geheißen wurde, und als dort der Begleiter Witikos gegen den großen Wald[hang], welche[n]r [Witiko bisher] immer zur [seiner] Linken [gehabt hatte] war, einbog, traten sie in dichten Wald, der nicht durch ein einziges kleines freies Pläzchen unterbrochen war. Ihre Wanderung dauerte in diesem Walde über zwei Stunden, und ihr Weg führte sie in der Richtung zwischen Mitternacht und Morgen immer sachte aufwärts. [Ungewöhnlich dike und hohe Stämme, fast durchgehends Tannen, standen] Es standen sehr dike Stämme von Tannen in dem Boden, welcher feucht war, wenig Licht erhielt, und theils Steine theils Untergestrüppe theils grüne [satte] Schattenpflanzen trug. Von diesen Stämmen war noch nie einer durch Menschenhhände geschlagen worden, [weil] die tieferen Thäler noch Holz genug lieferten, und wo einer dennoch den Boden dekte, war er vor Alter gefallen, oder [der] vom Blize [hatte ihn] gestürzt. Winde konnten in den dichten Waldstand nicht eindringen. Witiko hatte manches mit seinem Begleiter gesprochen, und wo der Weg es gestattete, ging dieser neben dem Reiter einher.

Als die Sonne schon ziemlich tief] weil [die] noch nicht die Noth um Holz dazu getrieben hatte, mancher war aus Alter gefallen, oder vom Blize zerstört worden, eine andere Beschädigung war nicht sichtbar, weil auch Winde in die Tiefe dieses Waldes nicht eindringen konnten<.>

Als die Sonne gegen Abend neigte, kamen sie auf der Schneide des Waldes an, und hier war eine freie Stelle.
[Von der höchsten Wölbung, welche dieser Waldzug hatte, ging die Lichtung mittagwärts gegen den Weg nieder, auf dem die Wanderer gekommen waren. Es schien leicht, von dem Wege aus den Grat [des Waldes] der Höhe gewinnen zu können, ja ein leichtes Pfadlein schien hinauf zu führen. Der Reiter schlug es ein, und sein Begleiter folgte ihm. Als sie auf [der] dieser höchsten Schneide des Waldes angekommen waren, empfing sie ein wundervoller Anblik. Diese Schneide war ein sanfter freier Bühel, der den Blik über alle Bäume weg nach allen Richtungen gestattete. Und nach Mittag und nach Mitternacht schien dieser Blik ins unberechenbare Weite gehen zu können. Witiko sah mittagwärts den ganzen morgenlichen Theil des Baierlandes des Herzogs Heinrich bis zu den schwachblauen leicht gefärbten [Bergen] Alpenbergen, welche es im Mittage umstanden, und aus denen manches Flekchen Schnee matt herüber glänzte. Zwischen lag der große Wald, durch den sie herauf gekommen waren, und andere Wälder, und Fluren, und offene Stellen. Auch weiter nach Morgen sah man das Land mit seinen Fluren mit seinen Wäldern und mit seinen blauen Bergen, die es gleichfalls im Mittage begrenzten, die Ostmark, in welcher der junge Leopold wohnte. Es war ein weites weites Gebieth, das hier der Blik umfaßte. Und als Witiko]
Auf derselben war kein Stäudlein sondern nur kurzes Gras und große Granitsteine. Witiko ritt das Pfadlein zwischen den Steinen hinan, bis er auf die Höhe und auf einen Bühel gelangte, der über die Wipfel aller tiefer stehenden Bäume empor ragte. Hier hielt er plözlich an, und seine Augen konnten weit und breit herum schauen. Witiko sah mittagwärts auf das Baierland, das blau mit Wäldern Fluren und offenen Stellen dahinlag bis zu den noch blaueren Alpenbergen, in denen manche Matte mit Schnee glänzte. Gegen Morgen davon sah er auf die Ostmark mit den blauen Fluren und Wäldern und Feldern, in der der junge Leopold herrschte. Es war ein weites Gebiet, das er betrachtete, und zu seinen Füssen lag der Wald, durch den sie heraufgekommen waren, [und als Witiko] und andere Wälder, und als Witiko
sich gegen Mitternacht wendete, ging der Wald, auf dessen Schneide er stand, so dicht und breit hinab, wie der gewesen war, durch den er herauf geritten war. Und unten floß die Moldau, nicht wie gestern in kurzen Stüken sichtbar sondern in langen Schlangen von dem oberen Waldlande nieder[wandelnd]wärts wandelnd. Und jenseits
(1) [war] das Land Böhmen [weithingexxhend]
(2) [xxx] das Land Böhmen [hingehend]
(3) das Wasser lag das Land Böhmen
in schönen Wäldern und dann wieder in Wäldern und dann in Gefilden, die mit [Bäumen] Gehölz, wechselnd mit nahrungtragenden [Flächen] Fluren bedekt waren. Den Wald sah er, auf dem er gestern gestanden war, den Wald, in welchen sich der schwarze See befand, und dann noch weiterhin stark dämmerige Wälder. Auch gegen Morgen [von seinem Plaze [war] legte sich der Forst, so weit das Auge reichte.] war Forst an Forst dahin.

["Ach das wäre eine Wohnung!" rief Witiko.] "Da sollte eine [Königsburg] Königsburg stehen," sagte Witiko.

"Ja, [es wäre ein Plaz, um darauf zuhausen,"] da könnte ein hoher Herr hausen," sagte Florian.

"Der Wald [ist groß und so dicht wie um Stilichos Behausung, ja er] ist weit größer weit dichter und weit undurchdringlicher," sagte Witiko, "[und oben ist es herrlich frei und weit, daß sich das Herz und die Seele labt, nicht wie bei Stilicho, auf den die finstere Wand der Sessel und der breite Berg]1 als der um Heinrichs Wohnung unter den drei Sesseln, und es ist hier weit und frei und herrlich."
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1 Fortsetzung des gestrichenen Textes auf H/S.30