Witiko

H29, S. 45a


Mann. Am zweiten Tag der Vorweihnacht xxx Bretislaws den Herzogstuhl bestiegen hatte xxx und der seine Herrschaft an Swatopluk verloren hatte xxx Als der Herzog keine drei Monde nach seiner Erwählung auf einer Reise nach Regensburg zu dem deutschen Könige Heinrich dem Fünften in Pilsen mit seinem ganzen Gefolge das Fest der Weihnacht feiern wollte, ereilte ihn die Kunde |davon|, daß Boriwoy gleich nach seiner Entfernung mit einem seiner Heere nach Prag gekommen sei, dieses so wie die Burg Wysehrad unversehens eingenommen und sich zum Herzoge von Böhmen erklärt habe. Damals war der schwarze Otto von Olmüz, ein Bruder Swatopluks, und Wacek, der dem Herzoge treu diente, in |Königgräz|. Otto war ein Verbündeter des Herzogs. An diese zwei Männer schikte er sogleich Bothen, ihn mit ihren Männern nach Prag zu |begleiten|. An den deutschen König Heinrich fertigte er die Bothschaft um |Vermittlung| ab, und er selber wendete sich mit denen, die bei ihm waren, gegen Prag. Mit Otto und Wacek schloß er [|Prag und|] den Wysehrad, in welchem sich Boriwoy befand, ein, und da entstanden nun zwischen der Prager|saite| und dem Wysehrad beklagenswerthe Dinge: Väter kämpften gegen Söhne, Söhne gegen Väter, Brüder gegen Brüder, Vettern gegen Vettern, und sie verwundeten, und sie tödteten sich. Über acht Tage dauerte diese[r]s [Kampf] Streiten, bis der deutsche König Heinrich in Böhmen eingerükt war, durch Abgeordnete einen Waffenstillstand erreicht und beide Brüder nach Rokycan, wo er stand, geladen hatte. Beide kamen. Wladislaw wurde freundlich empfangen; Boriwoy aber in Ketten geschlagen, und auf die Feste Hammerstein am Rheine abgeführt. |Wenn nun auch| der Herzog, da er nach Prag zurük gekehrt war, über die Abtrünnigen strenge richtete, so tödtete er doch niemand. Die |Meisten| erlitten Blendung oder büßten ihre Güter ein. Den Kmeten der Altstadt Prag, Priwitan, verdammte er zu dreimaligem Hundetragen auf dem offenen Markte, zum Abschneiden seines Bartes durch den Schergen, und dann zur Verbannung. Als im Frühlinge desselben Jahres der schwarze Otto, der dem Herzoge in der Winterfehde getreu geholfen hatte, übermüthig wurde, auf seine |Ansprüche| und seine Macht gegen den Herzog ausdehnte, ließ ihn dieser fangen, und da die Räthe sagten, er müsse den Frevler unschädlich machen und ihn blenden, erwiederte der Herzog, er wolle nicht ewigen Haß aussäen, und ließ den Fürsten Otto zuerst auf dem Wysehrad und dann auf Bürgliz zur Strafe drei Jahre in Haft halten. Der schwarze Otto trug beherzt und fröhlich die Buße, und wurde von dem Herzoge dann wieder in seine Besizung Olmüz eingesezt. Am schwersten kränkte ihn sein jüngster Bruder Sobeslaw. Durch sechzehn Jahre dauerten die Zerwürfniße die Versöhnungen und die neuen Zerwürfniße fort. Der Prinz war sehr jung gewesen, als Boriwoy von Swatopluk aus seinen Ländern vertrieben worden war, und Boriwoy hatte ihn auf seiner Flucht mit sich genommen. Er hing nun diesem Bruder gegen den jüngeren Bruder Wladislaw an. Da im Herbste des ersten Jahres der Herrschaft Wladislaws der polnische König Boleslaw Schiefmund, der ein Freund Boriwoys war, in Böhmen einfiel, um Boriwoy aus seiner Fest in Hammerstein zu befreien und wieder auf den Fürstenstuhl zu sezen, befand sich Sobeslaw in dem polnischen Heere, und kämpfte gegen seinen Bruder Wladislaw. Nach dem fürchterlichen Streite am Riesengebirge, in welchem die Böhmen sehr schwere Verluste erlitten hatten, und aus welchem der polnische König den Rükzug über das Riesengebirge antrat, ging Sobeslaw wieder mit ihm nach Polen. Als aber der polnische König Boleslaw sich zum zweiten Male vermählte, und zur Gemalin die Schwester der böhmischen Herzogin wählte, als die Schwestern zwischen ihren Gatten Freundschaft zu stiften suchten, und die polnische Swatawa die alte Wittwe des verblichenen Böhmenkönigs Wratislaw, die Mutter Wladislaws und Sobeslaws, herbei gekommen war, die Söhne zu versöhnen, so schloßen die Fürsten von Böhmen und Polen Eintracht, Wladislaw verzieh seinem jüngeren Bruder

Federproben am Rand Die Zeilen 1 bis 10 sind auf der Kopie kaum zu entziffern. Die Seite weist am Rand ungefähr in der Mitte einen schwarzen Balken (vielleicht eine getilgte Signatur) und unten einen Stemple mit der Zahl 1419 (vermutl. eine Signatur) auf.