Witiko

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3.

Mit Waldschäften.

Witiko ritt mit Raimund über die große Ebene, welche in Mitternacht der Stadt Wien an dem linken Ufer der Donau liegt. Er ritt einen Tag lang dem Wasser der Donau entgegen. Am Morgen des zweiten Tages ritt er [die Höhen gegen das Waldland empor.] über eine Anhöhe hinan, auf welcher dann das Waldland begann. Er ritt durch Gebiete der Herren von Chunring, durch die Stadt Horn, und übernachtete in einer Herberge des Waldes. Am dritten Tage ritt er über Hügel, durch Thäler, an Büschen, Hütten und Gehöften vorüber, und kam [hier auf] darauf in den dichteren Wald, in dem größere und mächtigere Bäume standen. Am vierten Tage gelangte er in die krumme Au. Am fünften Tage ritt er an dem Thurme Rownos vorüber, [durch die] dann zwischen den Häusern von Horec[,] hindurch, und kam am Mittage in de[n]m oberen Plan[.]e an.

Er ritt in den Hof des steinernen Hauses, und brachte dann mit der Hilfe Martins und Raimunds [sein graues Pferd und das Pferd Raimunds] die Pferde in eine [gute] Ruhestelle, und begann die Pflege derselben. Hierauf ging er in die Stube, legte seine Lederhaube von sich, und sezte sich mit Martin an den großen Tisch.

Lucia bereitete Speisen, und als sie fertig waren, verzehrten Witiko und Raimund dieselben.

Nach dem Essen ging Witiko zu dem alten Pfarrer. Die Leute, welche ihm auf dem Wege begegneten, grüßten ihn, und auch aus Häusern kamen manche zum Gruße. Witiko sprach mit einem jeden.

Bei dem alten Pfarrer blieb er eine Stunde.

Dann ging er zu David, dem Zimmerer, und sagte zu ihm: "David, hast du trokenes Baumholz?"

"Sie sind in der Laube geschlichtet, die wir vor drei Jahren nach dem Tage des heiligen Andreas geschlagen, und im Sommer behauen haben," antwortete David der Zimmerer.

"Hast du Gehilfen, schnell einen Holzbau aufzurichten?" fragte Witiko wieder.

"Ich habe Gehilfen, und kann überall Gehilfen bekommen," antwortete David.

"Bei uns liegen auch behauene und trokene Kernstämme [in Bereitschaft]," sagte Witiko. "Ich werde die Laube in einen warmen Holzstall umwandeln lassen, und [von der Scheune weg will ich] an einer andern Stelle eine neue Laube bauen. Ehe die Fröste des späten Herbstes kommen, muß [Alles] die Sache fertig sein."

["Es] "Sie wird fertig sein," sagte David der Zimmerer.

"So nimm Männer zu deiner Arbeit,<"gt, sprach Witiko, "und komme morgen in der ersten Frühe zu mir, daß wir die Maaße des Plazes nehmen, und daß wir über das Werk sprechen."

"Ich werde vor dem Aufgange der Sonne bei dir sein," sagte David.

"Dann zimmere mir aber auch zugleich [von heute an auch] vier Truhen, welche geeignet sind, daß man Habschaften in ihnen auf bewahren kann," sagte Witiko.

"Ich werde [sogleich] in der Frist das Zimmern der Truhen beginnen, [wenn] in der du mein Haus verlassen hast," antwortete David.