Witiko

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und die blonden Haare."

"Ich weiß es," sagte Witiko.

"Und wie ist es denn bei euch in Prag?" fragte der vom Kürenberge.

"Der Hof des Herzogs Wladislaw ist bisher mit Sorgen und mit Krieg erfüllt gewesen," sagte Witiko.

"Der Krieg ist auch herrlich," sprach der Ritter vom Kürenberge, "er ist nach dem Sange das Herrlichste, und gibt den Ruhm."

"Uns hat er Zerstörung und Jammer gegeben," sagte Witiko.

"Und der Ritter Gertrud und ihr Knappe Dimut sind jezt in dem Munde aller Sänger an dem Hofe ihres Bruders Heinrich," entgegnete der Ritter vom Kürenberge.

"Das geschieht mit Recht," antwortete Witiko, "wer ein Großes thut, dessen Name soll in Ewigkeit genannt werden."

"In Ewigkeit," rief der Ritter, "und sein Sänger dazu."

"Es sind auch alte Helden in dem Kampfe gewesen," sagte Witiko.

"Wir wissen es, und ehren sie," antwortete der Ritter. "Bist du nach dem Kriege in die Heimath gegangen?"

"Ich bin in die Heimath gegangen," antwortete Witiko.

"Ich habe erst von dir reden gehört, als wir auf dem Rükwege nach Deutschland waren," sagte der Ritter.

"Da ist nicht viel zu reden," antwortete Witiko.

"Sie haben hingeredet, und haben widergeredet," sagte der Ritter, "du solltest jezt bei uns bleiben."

"Ich diene meiner Heimath," [antwortete] entgegnete Witiko.

"So diene ihr, wie wir im Deutschen dienen," antwortete der Ritter, "aber du sollst recht lange in Wien bleiben."

"So lange es sich fügen mag," entgegnete Witiko.

"Wenn der Hof des alten Regimar fröhlich gewesen ist," sagte der Ritter, "wenn der Hof Regimberts noch fröhlicher ist, so ist der Hof zu Wien nun wonniglich. Der Hof der Markgrafen von Österreich ist der erste in der Christenheit, zu dem die Jugend wandert. Die alten lobebaren Reken sind da, die sich im Ernste und im Schimpfe umthun, und Ruhm gewinnen, und es sind die jungen zierlichen Degen da, die alle kommen. Heute sind manche versammelt. Der hinter dem Markgrafen reitet, und den braunen Mantel trägt, ist der von Chunring. Er ist in dem Geleite gewesen, das der Schwester des Markgrafen, Gertrud, mitgegeben worden ist, da sie die Brautfahrt nach Böhmen gemacht hat. Sein Gemüth ist tapfer; er achtet aber [der Künste nicht xxx] des Prangens nicht. Der in dem dunkeln Gewande ist der Kapellan Rudpert. Der in dem schwarzen Gewande reitet, und die weiße Feder hat, ist Rudeger, welcher bei dem Markgrafen fünf Männer gilt. Er ist ein Degen der Ehren stark und viel kunstreich, und hat die schönste Hausfrau in den Landen. Neben ihm reitet Tibert der Kämmerer in dem grünen Kleide, ein guter Mann und vieledler Degen. Dann kömmt Chunrad von Asparn, der auch im Brautgeleite gewesen ist, und an seiner rechten Seite reitet Gotescalc, der Abt von Heiligenkreuz. Dann kommen Bruno von Pusinberg, Albero von Chunring, ein starker Degen, Heinrich von Mistelbach, Hartung von Ruhenegk, Udalrich von Marbach, und Heinrich von Gundramsdorf. Siehst du dann den Mann, der ein gelbes Gewand hat und ein grünes Wamms und eine rothe Feder?"

"Ich sehe ihn," sagte Witiko.

"Der ist Thiemo von der Aue," sagte der Ritter von dem Kürenberge, "er hat Kleider wie ein Zeisig und Füße wie Krebsscheeren. Seine rothen Schuhschnäbel werden immer länger, daß er sie an den Gürtel wird binden können, und seine Ärmel werden weiter, daß sie auf die Schuhschnäbel reichen mögen. Er trägt die Farbe des Fräuleins Kunigunde von Hartheim, das er in Regensburg gesehen hat, als er mit dem vorvorigen Markgrafen dort