Witiko

H277



["Der Wald ist unbekannt und]1 sehr bedeutsam[," sagte Wentila]. ["]Was wirst du denn nach der jezigen Zeit thun, Witiko?"

"Ich werde wieder nach Plan und Pric gehen," antwortete Witiko, "dann werde ich nach Prag zu dem Herzoge [gehen.] reiten[,]. Im Frühlinge wird der Krieg gegen die mährischen Fürsten beginnen, und ich werde in ihm sein."

"Du wirst thun, was dir obliegt, mein Sohn Witiko," sagte Wentila, "und du wirst klug und vorsichtig sein."

"Ich werde [so handeln, wie ich es für gut und für recht halte,"] thun, wie ich es nur immer als gut und recht einsehe," entgegnete Witiko.

"Und Gott wird das Gute und Rechte schüzen," [erwiederte] antwortete Wentila, "und nach dem Kriege werde ich mit der Base Hiltrut nach Pric kommen."

"Ich werde euch von Landshut holen, und nach Pric geleiten," sagte Witiko.

"Bleibe jezt eine Weile auf diesem Berge, mein Sohn," sagte Wentila, "Agnes, die hohe Frau ist gegen [dich gut gesinnt.] mich und dich gut gesinnt. Siehe nur, welch ein schönes Gemach mit den gepolsterten Gesiedeln und der Aussicht in das ganze Land sie mir gegeben hat. Ihr Sohn Heinrich hält seinen Hof in Wien[. Er baut noch an seinem Hause, und schmükt es, und], und um ihn sind die Herren der Kirche und die Männer des Ritterthumes und der Künste [sind um ihn. Alles, was schön ist, und gilt, wird jezt in dem Hause Österreich gepflegt. Der Markgraf hegt Bau und Sang in seiner Stadt, und sucht sie zu mehren], und befleißig[t]en sich zierlicher Sitten. Du wirst zu ihm gehen, und wirst Manches sehen, das dir gut ist."

"Ich bleibe bei dir,["] und werde öfter nach Wien gehen," antwortete Witiko, "es müßte nur sein, daß ich in unserem Lande nöthig werde, dann [gehe ich schnell in dasselbe."] reite ich schnell in dasselbe."

["Das [erstere] wird sich] "Es wird sich Alles erweisen," sagte Wentila. "Jezt, Witiko, ruhe. [Man wird dir] Lasse dir deine Kammer zeigen[. Und], und wenn es dich gemahnt, dann komme wieder zu mir. Richte dich hier ein, und [lasse] möge es dir gefallen."

Sie stand bei diesen Worten auf, Witiko auch.

Er sezte seine Haube auf das Haupt, und befestigte sein Schwert an seiner Seite.

Dann machte sie ein Kreuz auf seine Stirne, und er küßte ihre [[rechte Hand.] Hände.] beiden Hände<.>

Hierauf verabschiedeten sie sich. Witiko verließ [das Gemach] die Stube, sie blieb in de[m]rselben zurük.

Als Witiko in das Vorgemach [kam,] gekommen war, in welchem das Mädchen Lutgart saß, sah er auch einen Mann auf einem Stuhle sizen. Es war der nehmliche Mann, welcher ihn in das Gemach der spinnenden Mädchen geführt hatte.

Der Mann stand auf, [da Witiko in die Stube getreten war,] und sagte: "Ich bin der Hausvogt der hocherhabenen Frau Markgräfin, Ezelin, und bin von der hohen Frau Markgräfin befohlen, euch, edler Witiko, in eure Herberge in dieser Burg zu geleiten."

"So geleitet mich, edler Vogt Ezelin," sagte Witiko.

Die zwei Männer verließen nun die Vorstube.

Der Vogt führte Witiko über eine Treppe empor in ein Gemach, an welchem noch eine zweite Stube war.

"Hier sollet ihr mit euerm Diener wohnen," sagte er, "und der Speisemeister und der Gewandmeister und der Meier und der Marschalk [müssen] sind angewiesen euch zu gehorchen, [was] wie ihr wünschet."

"Ich danke euch für euer Geleite, edler Vogt," sagte Witiko, "ich bedarf zu dieser [Frist] Zeit keines andern Dinges als der Stube."

"So verabschiede ich mich," sagte der Mann.

"Gehabt euch wohl," entgegnete Witiko.

Der Mann entfernte sich, und Witiko stand allein in dem Gemache.

Dasselbe war nicht groß, hatte weiße getünchte Wände, und es standen starke Geräthe aus Eichenholz darinnen. Durch die zwei schmalen Fenster, welche spizige Bögen hatten, sah Witiko auf einen Wald und dann auf [eine große Ebene, welche] ebenes Land, das gegen Morgen hin ging, und in welche[r]m die Donau floß. Die zweite Stube war kleiner, war auch weiß, und hatte auch Eichengeräthe[, und hatte ein Fenster.].

Witiko verließ diese Herberg[gemächer]e wieder, und ging in das Wartezimmer[. Dasselbe war leer] um Raimund. Raimund war nicht in dem Zimmer. Darauf ging [er] Witiko in den Stall. [Dort fand er] In dem Stalle stand Raimund bei den Pferden. [Er] Witiko führte ihn in die Herberggemächer, und zeigte sie ihm. Dann sagte er: "Rüste dein Pferd, reite in die Stadt Wien hinab, und lasse unsere [Habschaften in die Burg dieses Berges bringen."] Habe in die Burg herauf bringen."

Raimund schikte sich an, den Befehl Witikos zu vollführen. Er [ritt] verließ das Zimmer, und nach einer halben Stunde ritt er in dem Walde des Berges hinunter.

Witiko aber blieb in seinem Gemache, ging an ein Fenster, und sah auf das Land Österreich hinab[, xxx.]. Der Wald des Berges trug nicht wie die Wälder, die an den Ufern der jungen Moldau [[ausgebreitet sind,] den großen Raum [einnehmen] bedeken] stehen, die dunkle Tanne, die grüne Buche, die leuchtende Birke, den langarmigen Ahorn, und die Eibe, die Ulme, die Esche, die Erle
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1 Textersatz am Ende von H S.276: "Es ist gut so bis aber es ist