Witiko

H276


[1selt, und vor dem Herrn im Himmel sind wir wie das Gras der Wiese. Wiulfhilt, die Mutter Berthas, ist sehr gut, und Bertha wird auch gut sein."

"Sie ist gut und starkherzig," sagte Witiko, "sie verabscheut auch die schlechten Thaten wie die Frau Markgräfin Agnes, aber anders, und sie liebt die [hohen und] großen und herrlichen, und sagt, ich solle thun, daß mir keiner gleich sei in dem Felde der goldenen Ähren und in dem Walde der Wipfel der Bäume."

"Strebe zu erreichen, was du dir vorgesezt hast, Witiko," sagte Wentila, "und wenn du auch nicht thust, daß dir keiner gleich ist in den Feldern der goldenen Ähren oder in den Wäldern der Wipfel der Bäume, sondern wenn dir die Gnade verliehen ist, Geringeres zu verrichten, das recht ist, so wird das Gedeihen kommen. Und wenn du in der gerechten Sache Bertha nicht erlangen kannst, so nimm in Ehren dahin, was verhängt ist. Trachte nicht mit Hoffart nach deinem Ziele."

"Ich werde suchen, das Gute zu thun, wie du immer gesagt hast," antwortete Witiko.

"So thue es, mein Sohn," sagte Wentila. "Ich habe Bertha gesehen, da sie ein kleines Kind war. Vielleicht sehe ich sie wieder, wenn ihre Eltern nach Jugelbach heim kehren."]1
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Randnotiz: (Hier folgt die Beilage)2
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"Wenn du zu ihr kommst, so wirst du wissen, daß meine Neigung gut ist," sagte Witiko.

"Ich weiß es schon," antwortete Wentila[.], "weil ich dir vertraue."

["Wann] "Und wann meinst du wieder nach Landshut [zu reisen?"] zurük zu kehren?" fragte Witiko.

"Wenn es die hohe Frau, die mich auf diesen Berg geladen hat, anordnet," entgegnete Wentila[,].

"Es wird ihr Sohn Otto, der Bischof von Freising, kommen, und ich glaube, daß ich mit seinem Geleite nach Baiern zurük [kehren werde."] reisen werde."

["Wie du es fügst, wird es recht sein, Mutter," entgegnete Witiko. "Sage]

"Ich habe auch Berthas willen das Lederkleid angelegt, weil sie mich darin zuerst gesehen hat," sprach Witiko.

"Ich denke es mir," sagte die Mutter.

"Und nun, Mutter," sprach Witiko, <">wie lebt denn der hochehrwürdige Vater Benno?"

"Er lebt in Gesundheit," antwortete Wentila, "er hält seinen Gottesdienst in der Kirche des heiligen Martin, er [macht] stellt Betrachtungen an, und schreibt in ein großes Buch die Dinge der Kaiser ein[. Er läßt dir durch mich]; denn er sucht [a]Alles zu ergründen, was einmal geschehen ist. Er hat mir aufgetragen, dir einen feierlichen Gruß [sagen,"][zu sa] von ihm zu sagen."]

"Bringe ihm den Dank, wenn du heim kehrst," sagte Witiko, "und bringe ihm meine Ehrerbiethung."

"Ich werde es thun," antwortete Wentila[. "Er liebt dich,], "und es wird ihn freuen, weil er dich liebt, wie, da du noch ein Kind warest, und redet, als wärest du schon ein Mann.]. Er sagt, daß die Baiern mit Sorge auf Österreich schauen, seit Konrad, der Halbbruder des Markgrafen Heinrich [König der Deutschen ist] in Deutschland herrscht, und seit der Markgraf die Wittwe ihres verstorbenen Herzogs geheirathet hat. [Benno weiß schier [a]Alles, was sich zuträgt, wie er auch weiß, was ein mal in der vergangenen Zeit geschehen ist."]"

"Wird er denn auch [in einer Zeit wieder] wieder einmal nach Pric kommen?" fragte Witiko.

["Da dein Vater, welchen er sorgsam über die heiligen Dinge belehrt hat, gestorben ist, erwekt ihm Pric Traurigkeit. Aber er wird schon kommen," antwortete Wentila.]

"Pric erwekt ihm seit dem Tode deines Vaters Traurigkeit," antwortete Wentila<,> "aber er wird schon kommen."

"Die Leute dort lieben ihn," sagte Witiko.

"Die Leute [an anderen] aller Orten lieben ihn [auch]," entgegnete Wentila.

"Und wie lebt denn die Base Hiltrut?" fragte Witiko.

"Sie ist fromm," antwortete Wentila, "genießt der Gesundheit des Leibes, sorgt [, wie ich dir immer gemeldet habe,] in dem Hause, und denkt deiner, wie sie dachte, da sie dich noch in den Windeln pflegte."

"Ich möchte Ihr recht viel Gutes thun," sagte Witiko.

"Das thust du," entgegnete Wentila, "da du ihr beständig die guten Grüße schikest[."

"Die Grüße sind eher ein Gut für mich,"]<,> die ihr angenehm sind."

"Mir ist es auch angenehm, Grüsse zu schiken," antwortete Witiko[,]; "[aber] bringe ihr wieder einige, wenn du hier fort gehst."

"Sie bedarf [sonst] ja nichts als Zuneigung," sagte Wentila.

"Und diese empfängt sie[," entgegnete Witiko.] von uns reichlich," antwortete Witiko.

"Du bist in Plan zu den Leuten in ihre Stuben gegangen," sagte Wentila.

"Ja, Mutter," entgegnete Witiko.

["Sie sind treu und gut und ernsthaft," sagte Wentila, "und wir haben immer [gute] rechte Freundschaft mit ihnen gepflegt]

"Wir haben es auch immer so gepflegt, wenn wir dort lebten," sagte Wentila<,> "sie sind gut, ernsthaft und treu."

"Sie sind [sehr arm,"] dieses Alles in ihrer Armuth und in der Härte und Stärke Ihres Körpers," sagte Witiko[, "sie sind still und hart]. <">Sie haben in dem vergangenen Kriege der Gerechtigkeit zur Entscheidung geholfen[. Sie], sind meine Gefährten geworden, und ich bin ihr Gefährte geworden."

"Du hast sie auch in deiner Stube versammelt," sagte Wentila.

"Ja, sie haben dort Brod und Salz gegessen," antwortete Witiko.

"Es ist gut so," sagte Wentila, "das Land des Waldes ist vielen Menschen noch unbekannt; aber es ist3
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1 Die äußeren Tilgungsklammern zeigen die Streichung durch Schraffierung an.
2 Vgl. die Beilage zu H S.276.
3 Textersatz für folgende Tilgung am Beginn von H S.277: ["Der Wald ist unbekannt und] bedeutsam[, sagte Wentila. "]