Witiko

H27



"Ich werde euch noch ein Stük geleiten," sagte [Stilicho] Heinrich.

"Und euch, vielwerthe Frau," sprach Witiko zu [Irmengard] Wiulfhilt, sage ich Dank für jede Sorge und Mühe."

"Gesegn euch Gott den Aufenthalt bei uns, Witiko, und möge er euch Glük und Ehre verleihen [in jedem Unternehmen," antwortete die Frau.]." sagte die Frau.

["Lebt wohl, schöne Bertha," sagte Witiko, sich zu dem Mädchen wendend.

"Ihr auch, Witiko, und laßt es euch nicht gereuen, daß ihr, statt den Wald zu betrachten, eine Zeit bei mir und in unserm Haus zugebracht habt," antwortete sie.

"Ihr gehört ja auch zu dem Walde," erwiederte er, "denn als ich euch mit den Rosen angethan neben den Bäumen stehen sah, waret ihr der lieblichste Busch der Wildniß. Aber größer wäre mein Dank, wenn ich noch ein mal eure Stimme hätte singen hören können."

"Etwa kömmt eine Zeit, in der wir euch wieder sehen," sagte Bertha, "und wenn ihr dann so denkt, wie man in dem Walde denkt, und wenn ihr singen gelernt habt, wie man in dem Walde singt, dann werden wir singen, wenn wir auch wissen, daß ihr nahe seid."

"Ich habe als Knabe gejauchzt, daß die Bäume erklungen sind," antwortete Witiko, "aber ob ich werde singen können, wie man in dem Walde singt, das weiß ich nicht. Denken, glaube ich, kann ich schon etwas, wie man in dem Walde denkt."]

Dann wendete sich Witiko zu Bertha, und sagte: "Lebet wohl Bertha, und bleibet heiter und fröhlich."

"Ihr auch, Witiko," sagte das Mädchen, "und reitet mit Glück."

"Vielleicht höre ich euch doch wieder einmal singen, wenn ich wieder einmal komme," sagte Witiko.

"Kann sein, wenn ihr denkt, und singt wie der Wald," entgegnete sie.

"Ich habe gejauchzt [wie der Wald]<,>" sagte er, "singen kann ich nicht, aber denken wie der Wald."

Dann neigte er sich gegen Truda, und sagte: "Lebet wohl, und habt Dank für den Gesang, den ich auch gegen euren Willen gehört habe."

"Lebet wohl," sagte das Mädchen, und erröthete.

Nach diesen Worten schikte sich Witiko an, den Saal zu verlassen. Er sah noch auf Berthas Kranz [hing noch unter dem Cruzifixe.].

[Man begleitete ihn] Heinrich ging mit ihm auf die Gasse, und von da [ging Stilicho mit ihm] weiter[. Er ging mit ihm] bis zur rothen Kapelle. Dort sagte er: "[So j]Jezt trennen wir uns. Wandert wohl, und wenn ihr wieder einmal in diese Gründe kommt, und das weiße Haus sehet, so besuchet es."

"Wenn es der Himmel fügt, so werde ich nicht vorüber gehen," antwortete Witiko.

"Und [gebe Gott euch ein rechtes Glük," sagte Stilicho.] wir werden euch freundlich aufnehmen, wenn wir hier sind," sagte Heinrich.

["Wie es sein Wille ist] "Noch einmal Dank"]," entgegnete Witiko<.>

["Dann tragen wir es, wie wir auch das Böse tragen müßten, wenn es käme," sagte Stilicho.]

"Mit Gott," antwortete Heinrich.

[Hierauf] Sie trennten [sie] sich, [Stilicho] Heinrich ging mitternachtwärts, Witiko mittagwärts. Der breite Weg hörte mit der Wiese [Stilichos] auf, und Witiko ging auf dem schmalen Pfade, der folgte, zur M[ü]ihel hinab. Da er in dem Köhlerhause ankam, [begab] sah er [sich] sogleich [zur Pflege] nach seine[s]m Pferde[s.].

[Am andern Morgen] Dann war ein Abendessen wie am Tage zuvor, und dann ruhte Witiko in demselben Bette.

Am andern Morgen, ehe die Sonne aufging, saß er in seinen Unterkleidern an dem Tische im Zimmer der Köhlerhütte. Der Köhler reinigte seine Kleider. Er aber ging zuweilen mit den hözernen Schuhen des Köhlers in den Stall,
[um [nach] an der Pflege seine[m]s Pferdes zu [sehen] xxx. Die drei Kinder der Köhlerin aßen dann mit ihm eine aus Milch und Mehl bereitete Suppe aus der nehmlichen Schüssel. Die Mutter wollte es wehren, er ließ es aber nicht zu. Nachdem er angekleidet war, gab er jedem der Kinder einen glänzenden Pfennig. Die Frau hatte wieder ihre Sonntagskleider an. Da der Köhler nunmehr mit seiner Arbeit fertig war, ging er auch zu dem Tische, und sezte sich zu den andern.

"Ihr dürft nur an der Mühel hinab reiten," sagte er, "den Saumpfad werdet ihr nicht verlieren, er ist wohlbetreten und kennbar. Ehe die vierte Stunde zur Hälfte um ist, müßt ihr die Aignerhäuser bei langsamem Reiten erreichen. Das größere mit den rothen Dachbalken steht an dem Pfade, und da wird euch Florian erwarten. Ich habe es ihm schon gesagt. Er wird euch in die Häuser am Friedberge hinüber führen. Auch für Nahrung für [euch und] euer Pferd wird er in dem Aigen sorgen."

"Das ist gut," sagte Witiko, "und ihr kennt also den Mann, welcher mich gestern am Mittage bewirthet hat?"

"Es ist Stilicho von dem Berge der Rosen," antwortete der Köhler, "er heißt so von dem Plaze, welcher immer der Rosenberg genannt worden ist. Aber es kömmt nicht oft Gelegenheit, ihn zu nennen, weil er an einer Stelle ist, die weit und breit der Wald umgibt. Oft ist er mit Weib und Kind und Knechten weit von hier."

"Nun, es kömmt meine Zeit zum Aufbruche," sagte Witiko, "liebe Leute, habet Dank für eure Sorgfalt und Umsicht."]1
um an der Pflege seines Pferdes zu sein, dann kleidete er sich an, und hierauf assen alle eine aus Milch und Mehl bereitete Suppe.

"Und nun habet Dank, ihr lieben Leute, für eure freundliche Aufnahme," sagte Witiko.

"Wenn eure Mutter meinen Vater wieder einmal an euch sendet," sagte der Köhler, "so eröffnet ihm, daß wir euch hier aufgenommen haben."

"Ich werde es thun," sagte Witiko.

"An der Mihel geht der Saumpfad fort," sprach der Köhler. In vier Stunden langsamen Reitens seid ihr im Aigen. Am ersten Hause mit den rothen Balken wird euch [der |Schwäger|] der Ohm Florian erwarten. Er wird für euch und euer Pferd sorgen, und euch nach dem Friedberge führen<.>"2
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1 Fortsetzung des gestrichenen Textes auf H/S.28
2 Fortsetzung des Textersatzes auf H/S.28