Witiko

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weil er es wollte," antwortete der Gefragte.

"Und als mich der Bolzen traf, und als ich in der gleichen Zeit einen Bolzen an dem Gewande meines Begleiters sah," entgegnete Witiko, "standest du mit deinem Gefährten in den Gebüschen, und ihr bliktet auf uns, und als mein Knecht zu dir kam, lag [die] eine Armbrust neben dir in dem Grase. Wenn ich dir auch das Leben verbürgte, und dich nicht martern lasse, so denke, daß die Strafe durch die Lüge härter wird[, und daß man auch den Unschuldigen straft, wenn er lügt."]."

"Es ist [a]Alles ein bekläglicher Irrthum," sagte der Mann, "ich habe immer dem hohen Herzoge Heinrich treulich gedient, und bin belobt worden. Und der [hocherlauchte] hohe Herzog hat verkündet, daß man die Kundschafter fangen, und einbringen soll. Mein Nachbar hat damals vor vier <Jahren> an dem Tische gesagt, ihr seid ein Kundschafter; aber ihr seid gar nicht zu dem Feinde Leopold [geritten."] nach Österreich geritten."

"Also habt ihr auf dem Wege nach Österreich gelauert?" sagte Witiko.

"Nein," entgegnete der Mann, "es ist nur erzählt worden."

"Das ist gut," antwortete Witiko, "und wie war es heute?"

"Als mein Nachbar die Bolzen geschossen hat," erwiederte der Mann, "hat er gesagt, ihr seid ein Kundschafter, und kommet von Leopold. Er wollte euch ein wenig rizen, weil ihr drei waret; allein seine Pfriemen sind nicht durch euer Leder und durch das Tuch euers Knappen gegangen."

"Ihr habt damals im Hauzenberge die Ellenhaut meines Panzers zu wenig angeschaut," sprach Witiko.

"Ich habe meinem Nachbar gesagt," entgegnete der Mann, "daß ihr ein sehr edler Herr seid, und kein Kundschafter."

"Hat dir dein Nachbar [etwa auch] anvertraut, weshalb er auf meinen Knappen geschossen hat?" fragte Witiko.

"Er hat ihn mehr gefürchtet als den andern," sagte der Mann, "und auf den andern hätte er dann auch noch geschossen."

"Und wenn er uns blos gerizt hätte, hat er denn gemeint, daß wir uns nicht wehren würden?" fragte Witiko.

"Ihr hättet euch gewehrt," [entgegnete] erwiederte der Gefangene, "und mein Nachbar wäre davon gerannt, weil ich euch nicht hätte fangen lassen, da ihr ein sehr edler Herr und kein Kundschafter seid."

"Von welchem Orte bist du denn auf den Weg zu dem heiligen Ulrich gegangen?" fragte Witiko.

"Von dem Hauzenberge," antwortete der Mann.

"Und hat dir dein Nachbar gesagt, von welchem Orte er in die Büsche gegangen ist?" fragte Witiko.

"Nein, er hat es mir nicht gesagt," antwortete der Mann, "aber er wird auch von dem Hauzenberge hin gegangen sein."

"Welcher Ort ist deine Heimath?" fragte Witiko.

"Passau, edler Herr," antwortete der Mann.

"Und weißt du die Heimath deines Nachbars?" fragte Witiko.

"Es werden etwa die Innhäuser bei Passau sein[.]," sagte der Mann.

"Und wo bist du denn die lezten drei oder vier Tage oder die lezten Wochen gewesen?" fragte Witiko.

"Ich bin zu Hause gewesen, oder im Hauzenberge, oder in Vilshofen, oder wohin ich eine Botschaft zu tragen gehabt habe, oder wo es eine Arbeit für mich gegeben hat," sagte der Mann.

"Ist dein Nachbar auch in der Gegend gewesen?" fragte Witiko.

"Ich habe ihn hin und wider gesehen," antwortete der Gefangene.

Witiko rief nun gegen die Leute, die an dem Hause standen: "Ist der Wirth der [xxx] Herberge bei euch?"

"Ja freilich," antwortete eine Stimme.

"So bitte ich euch, kommet zu uns an den Tisch<,"> sagte Witiko.

Der Wirth ging zu dem Tische.

"Beantwortet mir einige Fragen in Angelegenheiten dieses Mannes, der da gebunden vor uns steht," sagte Witiko.

"Wenn ich sie beantworten kann," entgegnete der Wirth.

"Ist dieser Mann heute schon einmal hier gewesen?" fragte Witiko.

"Er hat am Vormittage hier Käse gegessen," antwortete der Wirth.

"Ist er allein gewesen?" fragte Witiko.

"Nein, es ist noch einer bei ihm gewesen," [entgegn] sagte der Wirth.

"Hat [er] der andere einen grauen Bart gehabt?" fragte Witiko.

"Er hat einen grauen Bart gehabt," sagte der Wirth.

"Sind diese zwei Männer oft bei einander?" fragte Witiko.