Witiko

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[1Bertha ist unser einziges Kind: Wir Brüder Gebhart und ich sind an den Inn herab gestiegen an die Donau, und an der Donau herab bis Aschach. Von Aschach geht ein Landwinkel [hinein] in die Berge bis zu dem alten Orte Hilkering. Auf dem Berge hinter Hilkering werden wir eine Burg bauen, die den Namen Stauf tragen soll. Von Aschach geht ein Waldhöhenzug gegen die uralte Stadt Efferdingen. Auf einer Felsenzunge des Waldes werden wir eine andere Burg bauen, die der Schauenberg heißen soll, weil sie weit hinaus schaut auf alles Land, das an der Donau hin geht, und auf alles Land, das jenseits der Donau in Hügeln aufsteigt zwischen denen die Mihel fließt, und im Mittage auf die Alpenberge, die das Herzogland Baiern von dem Lande des Steirers trennen. Die von Jugelbach sollen in Stauf und auf dem Schauenberge groß werden, und die Geschlechter Stauf und Schauenberg sollen in die Geschike ihrer Länder hinein wachsen. Jetzt, Witiko, kennt ihr mich, und kennt Bertha. Nun spreche ich von der Genugthuung. Ihr habt in der Schlacht auf dem Berge Wysoka die rothe Waldrose auf dem weißen Schilde getragen. Sehet, daß die Rose in die Geschike eures Landes hinein blüht, und dann kommt. Bis dahin seid ihr und Bertha fremd, oder bleibet immer fremd. Ist euch dieses Recht genehm, und ist euch die Genugthuung gerecht?"

<">Das Recht ist mir genehm, und die Genugthunng ist mir gerecht," sagte Witiko, "ich danke euch für euer Wort und eure That. Ich habe nie gedacht, Bertha anders zu gewinnen, und ich habe nie gedacht, anders zu handeln, wenn ich auch Bertha nie gesehen hätte."

"So ist es gut," sagte Heinrich, "mögen die Burgen de[r]s Schauenberges und der Rose in die Zeiten dauern, und noch recht oft den Ruhm ihrer Verbindungen erstreben. Sonst, Witiko, seid ihr als Gast in meinem Hause stets willkommen. Ich muß jezt gehen, meinen Frauen meinen Willen zu verkündigen. Beurlaubet mich, Witiko."

"Ich spreche noch ein Mal meinen Dank, und entferne mich," sagte Witiko.

Er war bei diesen Worten aufgestanden, Heinrich stand auch auf, die Männer reichten sich die Hände, und Witiko ging aus dem Gemache.]1

Da er [von] [dem Vorssale] in den Hof gekommen war, sah er Wolf[, der auf ihn wartete.].

Wolf ging [herzu] [es] eilig zu ihm, und sagte: "Ihr seid sehr lange nicht [gekommen.] mehr in unser Haus gekommen."

"Ist es dir lange geworden?" fragte Witiko.

"Ja," entgegnete Wolf, "es ist mir [sehr] lange geworden."

"Ich habe [es] nicht [ändern können," antwortete] anders gekonnt," entgegnete Witiko.

["Ich] "Zählt nur auf mich, ich will euch in allen Dingen beistehen," sagte Wolf.

["Ich] "Nun ich werde es dir sagen, wenn ich deines Beistandes bedarf," [entgegnete] antwortete Witiko, "und werde dir dafür [sehr dankbar sein."] danken."

["Ihr braucht nicht dankbar zu sein,"] "Es ist nicht Dan[ke]kes halber," sagte Wolf, "ich thue es [aus freien Stüken] gerne. Unser Herr ist [sehr] strenge, er hat
(1)[a]lle [Städte der]
(2)[Alles]
(3)die ganze
Welt gesehen, die Leute nennen ihn [darum auch] Fahrirre, ich habe es ihm aber nie gesagt. [Er ist sonst auch recht gut."] Sonst ist er auch gut."

"[Ja, er ist gut," sagte Witiko, "i]Ich habe es [schon] erfahren, [da er stets gastlich mit mir war."]<"> sagte Witiko<, ">er ist immer gastlich gegen mich gewesen."

"Ja, gastlich ist er [immer]," sagte Wolf.

[Sie waren bei diesen Worten an die Thür gekommen, hinter welcher die Stufen zu Witikos Nachtwohnung hinan gingen. Witiko verabschiedete sich, und ging in seine Wohnung.]

Witiko verabschiedete sich von Wolf, und ging in seine Wohnung.

In derselben saß der Mann, der die braunen Kleider hatte, auf einem Stuhle, und der Knecht Raimund saß auf einem anderen Stuhle. Witiko sah, daß von den Speisen und den Getränken [einiges] etwas verzehrt worden war. Raimund berichtete, daß die Pflege der Pferde [gut] vorüber [gegangen] sei, und daß sie jezt [bis zu ihrem Morgenfutter] ruhen könnten. Witiko [billigte es. Er] nahm von den Speisen und Getränken nichts, und sezte sich auch auf einen Stuhl[. Die drei Männer schwiegen wie Wanderer, die nach einem Zuge ruhten.].

[Als sich die Sonne ihrem Untergange nahete, ertönte die Gloke, welche zu dem Abendessen rief. Witiko]

Es dauerte noch eine Zeit, bis die Sonne unterging. Da ertönte eine Gloke in dem Hause.

Witiko erhob sich, und ging mit Raimund und dem fremden Manne in den großen Saal.

In demselben war [gerade] Alles so zum Speisen angeordnet, wie es Witiko gesehen hatte, da er zum ersten Male in dem Hause gewesen war. Er wurde an das obere Ende des Tisches zu Heinrich und Wiulfhilt geführt. Heinrich [sezte sich] stand obenan, Witiko wurde zu seiner Linken gewiesen, rechts [saß] war die Mutter und dann Bertha. Es waren auch noch zwei Männer am oberen Ende des Tisches, die Heinrich [seine] Dienstmannen Hartnit und Liutolt nannte. Die Leute des Hauses [waren wieder] harrten weiter unten. [Unter diesen saßen] Bei ihnen waren auch der Knecht Raimund und der Mann in dem braunen Gewande. Heinrich [erhob sich von seinem Size, und alle erhoben sich. Er] sprach ein lautes Gebet, in das [auch heute] die Leute [wieder] antworteten. Nach dem Gebete sezten sich alle [|wieder|] nieder, und die Speisen wurden [wie damals] von zwei Mägden gebracht. Sie wurden alle zugleich auf den Tisch gestellt. Auf dem oberen Ende [des Tisches] wa-
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1 Die äußeren Tilgungsklammern zeigen die Streichung durch Schraffierung an. Fortsetzung des getilgten Textes auf H S.245.