Witiko

H243



["Viele sind treu geblieben," sagte Witiko, "und die von den andern gerecht gewesen sind, haben zu seinem Sohne Wladislaw kein Vertrauen gehabt."

"Dann bist du auf das Geheiß des]

"Manche sind treu geblieben, manche sind abgefallen," sagte Witiko.

"Und du bist für den Herzog[s] nach Prag gegangen," sprach Bertha, "[du] bist in die Versammlung der Herren gegangen[, hast zu ihnen geredet], hast sie bewogen, [,sie haben dich in dem Saale gelassen, und du hast dem Herzoge berichtet, was vorgegangen ist."] hast sie gehört, und dem Herzoge die Botschaft gebracht."

"So ist es gewesen, Bertha," sagte Witiko.

["Dann bist du] "Und du bist bei des Herzoges Sterben und seiner Bestattung gewesen," sagte Bertha, "[du] und bist [hierauf] von dem neuen Herzoge [fort nach Plan in den Wald gegangen, und hast ihm da zwei Jahre gegrollt."] auf zwei Jahre Groll in den Wald gegangen."

"Nicht [gegrollt habe ich ihm,"] auf Groll<,>" antwortete Witiko, "sondern ich habe [ihm] dem Herzoge nicht gedient, weil noch das Recht bei Wladislaw, dem Sohn Sobeslaws, war."

"Und [als dieses Recht aufgehört hatte,"] nach dem Ende dieses Rechtes<,>" sagte Bertha, "[und als die] bist du mit den Guten [sich] zu dem [Herzoge, dem] andern Wladislaw [[|wendeten,|] gewendet hatten, bist du auch zu ihm] gegangen, du bist in der Schlacht auf dem Berge Wysoka gewesen, du hast den Schaden der Verräther [voll] gut gemacht, du hast nach dem Tode Smils den Befehl über die Waldleute geführt und hast in dem Kampfe ein weißes Schild mit der dunkelrothen fünfblättrigen Waldrose getragen."

"Was ich gethan habe, weiß ich nicht mehr genau," antwortete Witiko, "aber den weißen Schild mit dunkelrothen fünfblättrigen Waldrose habe ich getragen."

["Dann] "Ihr seid [ihr], du und die Waldleute, mit dem Herzoge nach Prag gezogen," sagte Bertha, "du bist [der] ihr Führer [der Waldleute] geworden, [dann] du bist [du] mit dem Herzoge zu dem Könige Konrad nach Nürnberg geritten, du hast[, da der Mann Odolen bei dir war,] mit Odolen die Feinde geschlagen, und hast die mährischen Fürsten entrinnen lassen[, daß sie Schreken unter den Ihrigen verbreiteten.]. Der Herzog hat in dem Gerichte darüber dich [eher] geehrt [als gestraft, er hat dich beschenkt, und du hast die Männer des Waldes wieder in ihre Heimath geführt."] und du bist mit den Waldleuten wieder nach Plan gegangen."

["Du weißt] "So ist Alles, Bertha," sagte Witiko.
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Randnotiz: (Hier folgt Beilage)1

["Ich weiß es [genauer als der Vater und die Mutter]," antwortete [sie, "und ich sagte:] Bertha "aber weißt du was ich gesagt habe?"

"Nein, das weiß ich nicht," antwortete Witiko.

"Ich habe gesagt," entgegnete Bertha[,]: "
Keiner soll mein Gatte werden, der nicht ist wie Witiko, oder er selber soll es werden. Ihr aber, Witiko, seid nicht gekommen, und als ich euch heute in unsern Hof reiten sah, bin ich von euch in den Wald fortgegangen."

"Und ich habe dich in dem Walde gesucht," entgegnete Witiko, "und mein Geschik hat mich dich finden lassen wie an jenem Sonntage. Du schönes holdes Bild des heitern Sonntages, Bertha, ich habe deinen rothen Mund nicht vergessen können, der auf den sonnigen Steinen gesprochen hat, und aus dem der Klang des Gesanges gekommen ist. In dem Thurme von Rowna ist die schöne Dimut, und in dem Hofhause in Prag ist die schöne Herzogin Gertrud, in den hohen Häusern und Schlössern der Stadt Prag und der Burgfleken sind schöne Frauen und Jungfrauen, sie wandeln in den Strassen und Gärten, in Hoflager des Königs Konrad und in der Stadt Nürnberg sind die Frauen, und Jungfrauen voll Schönheit, in Plan in Daudleb, in Wettern, in Friedberg, im Walde sind [liebliche] die Mädchen wie die Rosen: ich aber habe nicht vergessen, daß ich mit dir
(1) ,da [ich] wir noch [ein] Kinder waren [und da du noch ein Kind warest,]
(2) [, da wir noch Kinder waren]
auf den Steinen des Waldes gesessen bin[."], und daß du höher bist als die Rosen."

"Und doch bist du von Plan nicht über den Wald herüber gegangen," sagte Bertha.

"Ich habe zu dir gesagt," antwortete Witiko, "daß ich ein rechter Mann werden wolle. Als ich in Plan gewesen bin, hatte ich nichts gethan, es war die Scham, warum ich dich nicht gesucht habe Bertha. Auf dem Kreuzberge bin ich gestanden, und habe auf den Wald geschaut, hinter dem ich dich zum ersten Male gesehen habe. Ich wäre auch heute nicht gekommen, es ist ein kleiner Umstand, der mich zu euch geführt hat. Ich wäre erst gekommen, wenn ich als ein rechter Mann vor dir und vor deinem Vater und vor deiner Mutter hätte stehen können, und dann hätte ich gesehen, ob du auch denkest, wie ich."

"Und so ist es auch [recht] sehr gut, wie du gethan hast, Witiko," sagte Bertha.

"Und ich werde kommen, Bertha," sagte Witiko.

"Und du weiß es jezt schon, wie ich denke," engegnete Bertha.

"So ist Alles klar," sagte Witiko.]2

"Baue dir ein Haus, Witiko," sagte Bertha, "und wenn dann noch keine Makel an dir ist, so folge ich dir, und [bleibe bei dir. Sprich dann] harre bei dir bis zum Tode. Dann rede zu den Männern deines Landes, bringe sie zu dem[, was recht und groß ist, und thue selber, was recht und groß ist.] Großen, und thue selber das Große."

"Ich habe dir gesagt, daß ich das Ganze thun will, was ich kann," antwortete Witiko[, "mehr vermag ich nicht."].

"Ich will [erfreut sein,]["] daß dir keiner gleich ist," sagte Bertha, "so weit die Augen bliken, es mögen unte[r]n [dem Blike der Augen] die Bäume des Waldes empor stehen, oder die goldenen [Bärte der]3
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1 Vgl. Beilage zu H S.243.
2 Die äußeren Tilgungsklammern zeigen die Streichung durch Schraffierung an, die die Randkorrekturen miteinschließt.
3 Fortsetzung des getilgten Textes auf H S. 244.