Witiko

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Nachtherbergen gewähren."

"Mein Weg [muß] ruft mich morgen wieder weiter [führen]," entgegnete Witiko.

"So genießet heute, was unser Haus vermag," sagte Wiulfhilt.

Nach diesen Worten ging sie [wieder] zu ihrem Size, und lud Witiko ein, sich auch nieder zu sezen.

Er that es. Heinrich sezte sich auch.

Wiulfhilt richtete ihre blauen Augen auf Witiko, und sagte: "Ihr seid vier Jahre nicht in unserem Hause gewesen."

"Ich habe oft an dasselbe gedacht," entgegnete er.

"Dann gebt ihr jenen [wenigen] Stunden<,> die ihr da waret, ein gutes Gedächtniß," sagte Wiulfhilt.

"Oft denkt man weniger Stunden, und vergißt vieler," antwortete Witiko.

"Ja, so ist es," entgegnete Wiulfhilt, "und wie ihr [damals] in jener Zeit nicht ein mal eine Nacht unter unserem Dache geblieben seid, so wollt ihr [jetzt] heute auch wieder nur nach einer Nacht weiter."

"Es hat sich alles [ohne mein Zuthun] gefügt," sagte Witiko, "und fügt sich jezt auch wieder [so]."

"Nun, so gehorcht [euerm Geschike] eurer Fügung, und möge [es] sie immer eine günstige[s] sein," erwiederte die Frau.

["Ich habe manches Widrige erfahren," sagte Witiko.

"Aber auch Ehrenvolles," sagte Wiulfhilt,]

"Es wechselt das Gute mit dem Übeln," sagte Witiko.

"Und mit dem Ehrenvollen,<"> entgegnete Wiulfhilt, "ihr seid [s] lange bei dem böhmischen Herzoge Sobeslaw gewesen, und seid [als Gesandter] von ihm zu dem Landtage geschikt worden."

"Ich bin ein Jahr in Böhmen gewesen, da Sobeslaw herrschte, und nur wenige Tage bei ihm, da er sich zum Sterben rüstete," sagte Witiko, "und es ist kein Landtag gewesen, zu dem [er mich gesendet hat] ich gegangen bin, erhabene Frau, sondern eine freiwillige Versammlung der Herren der Länder Böhmen und Mähren, um für das Sterben Sobeslaws einen Nachfolger zu wählen, obgleich sie schon [Sobeslaws Sohn Wladislaw ihren] dem Sohne Sobeslaws den Eid geleistet hatten. Ich bin auch nicht zu der Versammlung geschikt worden, sondern Sobeslaw, der mir traute, wollte nur wissen, was in seiner Krankheit geschehe[, da er auf dem Krankenbette lag]. Ich bin selber in die Versammlung gegangen."

"Und ihr habt dort geredet[, wenn ihr auch jung waret]," sagte Wiulfhild.

"Und sie haben mich ihren Berathungen und Beschlüssen zuhören lassen," antwortete Witiko.

"Seid ihr bei dem Tode Sobeslaws gewesen?" fragte Heinrich.

"Ich habe ihn sterben gesehen," antwortete Witiko.

"Er hat sich dem Hohenstaufen Konrad verbündet, und ist ein Feind unseres verstorbenen Herzoges Heinrich gewesen," sagte Heinrich, "aber [so oft ich ihn gesehen habe, ist ihm meine Hochachtung zu Theil geworden."] ich habe ihn doch geehrt, und habe es ihm gezeigt, wenn ich ihn gesehen habe."

"Habt ihr seine Adelheid gesehen, Witiko?" fragte Wiulfhilt.

"Ich habe mit ihr gesprochen, und sie hat mir die Geschenke des Herzogs für meinen Dienst gegeben," antwortete Witiko.

"Wie hat sie den Tod ihres Gemales ertragen?" fragte Wiulfhilt.

"Sie hat für ihn gebethet, und ist in Trauer gestorben," sagte Witiko.

"Wir haben davon gehört," entgegnete Wiulfhilt, "ist für ihre Kinder gesorgt worden?"

"Der Herzog Wladislaw ist [ehrerbiethig] ehrfurchtvoll gegen Adelheid gewesen," sagte Witiko, "er ist großmüthig gegen ihre Kinder, und er wird selbst gegen den aufständigen Wladislaw nicht hart sein."

"Ihr seid, da auf dem Herzogstuhle gewechselt worden [ist], lange in dem oberen Plane gewesen, Witiko," sagte Wiulfhilt.

"Da ist eine traurige Zeit verflossen," entgegnete Witiko, "ich [bin von dem neuen Herzoge gegangen, weil er mir nicht in dem Rechte schien,] wollte dem neuen Herzoge nicht dienen, und bin in dem kleinen Hause geblieben, das wir in Plan [haben. Ich bin nicht in die |Weite gegangen|,] besizen<.> Ich habe nur mit den Waldleuten geredet und ein mal mit einem alten Zupane und zwei kleinen Herren des Landes, ich habe meine Mutter nicht gesucht, und konnte nichts thun, als was ein Knecht bei einem kleinen Hausverwalter thut."

"Ihr habt euch aber dann dem [neuen] Herzoge Wladislaw zugewendet," sagte Heinrich.

"Da der andere Wladislaw, der Sohn Sobeslaws, sein Recht aufgegeben hatte, bin ich im Gedächtnisse der Sterbeworte Sobeslaws, die seinem Sohne die Unterwerfung an Wladislaw angerathen hatten, zu dem Herzoge gegangen."

"Und ihr seid in der Schlacht gegen die Mährer und bei den [lezten Ereignissen] anderen Kämpfen gewesen," sagte Heinrich.

"Nicht bei allen, da ich anderwärts hin befohlen wurde," antwortete Witiko.

["Es hat sich anderwärts xxx," sagte Heinrich.]

"Wladislaw ist der Sohn des [starken] Herzoges Wladislaw [und]<,> der ein starkmüthiger Mann gewesen ist, und er ist der Neffe des [starken] Herzoges Sobeslaw, [und] der auch ein starkmüthiger Mann gewesen ist, und er wird selber [stark sein," sagte Heinrich.] starkmüthig sein," sagte Heinrich.