Witiko

H24, S. 40a


schon dem Herzoge gesagt, er möchte bei seiner Pfalz, die seit uralten Zeiten schon in Ranshove bestand, aus der Kirche ein Kloster machen, und der Herzog that es. Regimbert der Bischof von Passau hat die Aufsicht über die Bauleute geführt. Es ist auf einer Seite ein Kloster für Klosterherren auf der andern eines für Klosterfrauen errichtet worden. Und an Ländern und an Zehenten und an Teichen und anderen Dingen hat der Herzog das Kloster ausgestattet und im Herbste, da man schrieb 1135 ist es eingeweiht worden. Ich bin hingegangen, weil sich schier alles Volk da eingefunden hat. Der Herzog Heinrich war zugegen, dann sein Bruder Welf, dann der Pfalzgraf Otto, dann der Graf Friedrich von Regensburg. Dieser ritt auf einem milchweißen Pferde, wie du heute. Dann waren manche Herren da, die ich kannte, Richer von Rohr, der in der Nähe des Klosters des heiligen Benedikt wohnte, welches in alten Zeiten von dem Herzoge Thassilo von Baiern an dem Kremsflusse gegründet worden und Kremsmünster geheißen worden ist, dann Regimbert von Hagenau mit seinem Sohne Harinhard dann Erchambert von Mosebach und Wolftriegel von Poren. Dann waren noch viele, wie der Odalscalch von Maiseha Werinhard von Kugelbach und [viele] noch andere. Die Bischöfe und Kirchenherrn haben eine Messe gesungen, und die Herren und Frauen sind vorne gesessen, und haben sie angehört; aber sie waren abgesperrt, und das Volk konnte nicht zu ihnen dringen. Den Herzog habe ich dann später von der Ferne reiten gesehen. Herren und Frauen haben gleich das Klosterkleid genommen, Richer von Rohr, Berthold von Engerstein, die edle Irmengard mit zwei Töchtern, dann Gertrud von Hutten, und noch andere. Ich habe vorher und nachher nicht so viele priesterliche und weltliche Herren und hohe Frauen gesehen."

"Nun der Herzog Heinrich wird jezt wohl bittere Tage haben," sagte der Scharlachreiter, "und sein Stolz wird Prüfungen tragen müssen. Sachsen ist ihm so gut wie ganz abgesprochen, und Baiern, sagt man, könnte dem Halbbruder des Königs Konrad dem jungen Leopold von Österreich zugetheilt werden, wodurch dieser dann sehr an Macht gewänne, und ein gesuchter Bundesgenosse würde. Der König Konrad geht sicher und klug vor, unser Herzog Sobeslaw ist ihm verbündet, und die Fürsten werden zu ihm halten. Heinrich und Welf werden den harten Kampf kämpfen, das hoffärthige Gemüth kann nicht weichen, und sie werden doch endlich fallen, wenn nur Konrad am Leben bleibt. Unser Land berührt das Alles wenig, ob auch der Herzog Hilfe zu Konrad sendet."

"In Baiern weiß man es, daß der mächtige Herzog sich nicht beugen wird, sagte Witiko "und noch weniger Welf. Es wird Zwietracht und Kampf der gleichen Völker gegen einander entstehen."

"Wie es dort und bei uns öfter gewesen ist," erwiederte der Scharlachreiter. "Und wenn unser Volk seine Banner ruhmreich in ferne Länder trägt, wie du sagtest, wirst du dann auch diesen Bannern folgen?"

"Wenn ich noch nicht so alt bin, daß mir meine Kräfte versagen," antwortete Witiko, "so werde ich dabei sein, bis Alles zu Ende geführt ist."

"Unser Volk hat auch Thaten gethan, und es ist Gutes und Übles geschehen," sagte der Scharlachreiter, "kennst du den Lechen Cosmas?"
Randnotiz: und es sind in der letzten Zeit im Geschlechte der Herzoge auch merkwürdige Dinge geschehen

"Nein," sagte Witiko, "ich kenne ihn nicht."

"Jezt kannst du ihn auch nicht mehr kennen lernen; denn er ist todt," entgegnete der Scharlachreiter, "Cosmas war ein reicher Leche, er ist in dem vorigen Jahrhunderte, da der erste Bretislaw auf dem Herzogstuhle saß, geboren worden. Er hat in Prag und dann in fernen Ländern Schulen besucht, und viel gelernt. Er hat sich mit einer Jungfrau vermält, welche Bezetecha hieß. Diese hat ihm einen Sohn geboren, der Zdik genannt wurde, und der jezt auf dem Bischofstuhle in Olmüz sizt. Als Cosmas vier und fünfzig Jahre alt geworden war, und seine Ehegattin durch den Tod verloren hatte, wurde er zum Priester geweiht, und wurde hier auch Dechant an dem Dome zu Sankt Veit in Prag. An diesem Dome lebte er, bis er achtzig Jahre alt war. Dann starb er. Es mögen jezt zwölf oder dreizehn Jahre seit seinem Tode verflossen sein. Als er im fünf und siebenzigsten Lebensjahre stand,