Witiko

H237, S. 416

Männern noch einmal, gab ihnen noch Geschenke, und die, welche nicht in die Burg gehörten, zogen ihren Wohnstätten zu, die in die Burg gehörten, traten wieder in ihre Dienste.
Und in der Zeit, die folgte, besorgte Witiko wieder alle seine Angelegenheiten, wie er sie vor dem Kriegszug besorgt hatte. An Abenden, wenn sie in der Burgstube sassen, und wenn auch der eine oder andere Mann aus der Umgegend zu ihnen gekommen war, erzählte er von dem Kriegszuge, und wie es in Italien ist, und von dem, was sich dort ereignet hat.
"Wenn mir Gott mein Leben nur so lange fristete," sagte Benno, "dass ich auch die Thaten dieses Kaisers aufschreiben könnte."
Und die Männer Witikos, die mit ihm gewesen waren, erzählten auch von den Thaten in Italien, und die daheim geblieben waren, hörten ihnen zu, und fragten, und verlangten immer wieder Erzählungen.
Wenn man das Pferd, welches Wolf gebracht hatte, und welches ihm Witiko ernährte, lobte, so sagte Wolf: "Mein Herr hat mich nie auf ein schönes Pferd steigen lassen, jezt habe ich ein so schönes Pferd, wie die seinigen sind, und ich reite darauf mit mehr Geschik als ihr auf euren langhaarigen Thieren reitet, und ich reite nach der neuen Art, und ich bin auf dem Pferde geritten, als wir die Wälschen an dem Wasser geschlagen hatten, und als wir sie wieder geschlagen hatten, und als wir sie immer geschlagen hatten, und als wir in dem Lande hin und her zogen, und als wir über den Zaun in das Lager jenes Herzogs ritten, auf den die Wälschen aus der großen Stadt Mailand heraus gekommen waren. Woher hätte ich denn die schönen Sachen und das schöne Gewand, und woher hätte Witiko den Reichthum und das Land, das ihm der König gegeben hat, wenn wir nicht in der Schlacht gewesen wären. Und wenn ich von den Männern sage, die durch den Addastrom geschwommen sind, so ist unter allen böhmischen Männern nur einer, der dreimal durch den Strom geschwommen ist."
Huldrik war bei allen Erzählungen, und er sprach: "Ich habe gesagt, Witiko wird aus Italien die Rose bringen, und er wird sie erst noch recht bringen."
Und die anderen Krieger erzählten auch von Italien, und von Mailand, und von den Kriegsthaten, und die alten Frauen und die [Kinder] Mädchen und die Kinder im Walde redeten von Mailand und Italien.
Als der König Wladislaw [sein Lager vor der Stadt Mailand abgebrochen hatte, und] von Mailand auf den Heimweg gegangen war, zog der Kaiser mit seine[m][n] [Heere] Hofleuten nach [P] Bolzano und dann mit seinem Heere nach Monza, nach Trezzo, Brescia, Lodi, Cremona, Ferara, Mantua, Verona, und in andere Städte. Auf den eilften Tag des Monates November, den Tag des heiligen Martin, war ein großer Reichstag |ausgeschrieben|, der auf den roncalischen Feldern abgehalten werden sollte. Auf diesem Reichstage wollte der Kaiser die Rechte und die Pflichten des Königs der Lombardei und die Rechte und Pflichten der Untergebenen ergründen, und fest stellen lassen. Er rief die vier vorzüglichsten Rechtsgelehrten Italiens aus der Stadt Bologna dahin: Bulgarus, Jacobus, Hugolinus, Martinus Josias und Hugo de Porta Ravennate. Es kamen italische Erzbischöfe und Bischöfe, viele italische Herzoge, Markgrafen, Grafen und Ritter und die Consuln der Städte des lombardischen Landes auf diesen Reichstag. Der Kaiser war von den deutschen Erzbischöfen und Bischöfen und von den Fürsten und Herren umgeben. Und außerhalb war eine große Menge Volkes.
Man errichtete ein Lager. In der Mitte stand das sehr schöne Gezelt des Kaisers, das wie ein Tempel war. Dann standen die Zelte der Anderen nach ihrer Würde entfernt. Die Deutschen lagerten auf der linken Seite des Po, die Wälschen auf der rechten. Zwischen beiden war eine Brüke. Die Kaufherren, die Handwerker, die Künstler, die Nahrungsfrachter und ähnliche Leute hatten ein eigenes Lager.
Die Rechtsgelehrten verlangten, daß ihnen zu ihren Untersuchungen Richter der Städte beigegeben würden. Der Kaiser wählte aus jeder von vierzehn lombardischen Städten zwei Richter.
Und als die Verhandlungen dieser Männer geschlossen waren, hielt der Kaiser eine allgemeine Versammlung zur Offenbarung dessen, was sich ergeben hat. Er sprach von einem erhabenen Size, und sagte, daß er lieber über solche herrsche, deren Rechte und Freiheiten gesichert sind, als über solche, die gar keine Rechte und Freiheiten haben. Das bürgerliche Recht sei entwikelt und trefflich, das öffentliche im Dunkel. Das aufzuhellen, das Aufgestellte zu verkünden, anzunehmen, zu beschwören, sei das Ziel des heutigen Tages. Und sind Geseze da, dann soll nicht mehr über sie sondern nach ihnen gesprochen werden. <">
Alle riefen dem Kaiser ihren Beifall zu.
Von den Wälschen erhob sich nach ihrer Art einer nach dem anderen, um in einer Rede den Kaiser zu ehren, oder um seine Gabe der Rede zu zeigen. Zulezt sprach der Erzbischof von Mailand, daß das Recht der Gesezgebung von dem Volke an den Kaiser |übertragen| worden ist, und daß der, der für Alle zu sorgen hat, auch |Alle| Geseze geben darf.
Und es wurden die Rechte und Pflichten des Königs und die Rechte und Pflichten der Unterthanen, wie sie aus den Untersuchungen hervor gegangen waren, verkündet, und von Allen beschworen.
Aber die Mailänder hielten sich nicht nach dem, was ihre Abgesandten auf den roncalischen Feldern beschworen hatten, sie trozten dem Kaiser, wilde Haufen des Volkes bedrohten das Leben seiner Gesandten, und die Mailänder erstürmten und beraubten seine Veste Trezzo. Dieses geschah zu Ostern nach dem roncalischen Reichstage. Im Brachmonate zog der Kaiser vor Mailand. Die Saaten, die Weinpflanzungen, die Ölbäume, die Fruchtbäume wurden zerstört, Häuser, Dörfer, Fleken, Burgen, Festen wurden verbrannt. Und dieses geschah in dem ganzen Gebiete von Mailand.
Und weil die Fürsten schon über die Zeit auf dem Kriegsfelde gewesen waren, und [|viele|] mehrere [|von ihnen|] nach Deutschland zurükkehrten, und versprachen, in einem Jahre wieder zu kommen, so wurde in dem Frühlinge und dann im Sommer des Jahres 1161 Mailand von dem Heere des Kaisers eingeschlossen.
Wladislaw, der König von Böhmen, sendete seinen Bruder Diepold und seinen Sohn Friedrich mit einer auserlesenen Hilfsschaar zu dem Kaiser. Witiko war mit seinen Männern bei der Schaar, und fast alle jene Waldleute, welche den ersten italischen Krieg mit gekämpft hatten, waren wieder bei ihm.