Witiko

H237, S. 415

Eine ungemein große Anzahl von Menschen ging dem Heere entgegen. Es waren Bewohner der Stadt Prag, es waren Leute, die von dem Lande herein gekommen waren. Der Weg war mit Zweigen belegt, und die Menschen warfen dem Könige und den Führern und den Herren Zweige zu und auch Blumen, die die Jahreszeit noch spendete, und gewundene Kränze, und sie riefen dem Könige und allen Kriegern Lob und Preis zu, und sie geleiteten das Heer zu der Stadt. Die Stadt und die beiden Burgfleken waren geschmükt. Von den Thürmen der Kirchen weheten Banner, auf Mauern und Häusern waren Banner, von den Fenstern hingen kostbare Stoffe, Gewinde verzierten Häuser und Wege, Blumen und Kräuter waren auf den [Wegen verst] Boden gestreut, den das Heer betrat, und an Stellen hatten Menschen sogar ihre schönen Tücher über die Erde gebreitet. An der Stadt war die Königin, es waren die Priester, es waren die Lechen und Herren des Landes und des Hofes, und es war unzähliges Volk. Die ältesten Lechen und Herren waren herbei gekommen, und solche, welche heftig gegen den italienischen Zug geredet hatten, ließen Freudenrufe über den Ruhm der böhmischen Waffen ertönen, und alle riefen dem Könige und dem Heer zu, und alle begrüßten den König und das Heer, und geleiteten beide feierlich in die Stadt, und auf allen Thürmen erklangen die Gloken der Kirchen. Wladislaw ging zuerst mit [[|Priestern, den Lechen| und der Königin] der Königin, den Priestern |und den Lechen| in den] der Königin, mit den Priestern, den Lechen, mit Diepold und den Führern in die Kirche des heiligen Veit, und dann in den Königshof. Das Heer errichtete außerhalb des rechten Burgflekens ein Lager.
Am anderen Tage war in dem Lager ein feierlicher Gottesdienst. Dann wurde das Heer von dem Könige und den Bewohnern von Prag und der Burgfleken bewirthet. Und sieben Tage wurde das Heer bewirthet, und sehr viele Menschen kamen zu ihm, und brachten Geschenke, und redeten mit den Kriegern, und priesen sie, und ließen sich von ihnen erzählen.
Wladislaw theilte nun die Belohnungen des Zuges aus, und vertheilte vollständig die Beute, und seine Männer waren reichlich mit [|Gold|] Gold und Silber und mit Waffen und Pferden und Gewändern und kostbaren Dingen und mit Begabungen von Land bedacht. Dann dankte er allen noch ein mal öffentlich, und entließ das Heer.
Die Männer, die vereint in das ferne Land gegangen waren, die vereint dort Thaten verübt hatten, die vereint wieder in die Heimath und in die Stadt Prag gekommen waren, nahmen nun Abschied von einander, die Hohen von den Hohen, die Hohen von den Niederen, die Niederen von den Hohen, die Niederen von den Niederen, und die im Grimme den Feind niedergeschmettert hatten, weinten nun Thränen, und gaben sich Erinnerungszeichen, und versprachen, daß sie öfter zu einander kommen und des Vergangenen gedenk sein wollen, und wenn Weiber und Kinder zu ihren Männern herbei kamen, so nahmen solche, die nicht Weib und nicht Kind hatten, die Kinder auf den Arm, und küßten sie. Und weil sie nun erkannten, daß die, welche die Heimath nicht wieder gesehen haben, nicht viele sind, so war ihnen das ein Trost, sie freuten sich darüber, und gingen von Prag den Fluren ihrer Angehörigen zu.
Witiko führte seine Männer gegen den mittäglichen Wald des Landes, und Rowno und Diet und Osel und die Anderen folgten mit den Ihrigen seinem Zuge.
Er führte sie wieder wie in früheren Zeiten nach Plan. Eine weit größere Zahl von Menschen war zusammen gekommen, um die Männer zu begrüßen als in sonstigen Zügen, und sie riefen den Männern freudig zu, und konnten mit dem Rufen kaum enden, und sangen dann Gesänge. Und die Männer waren freudiger und fröhlicher, weil sie nicht ein bloßes Übel von sich abgewendet hatten, sondern weil sie ferne und bei dem erhabenen Kaiser gewesen waren, und die Geschike der ganzen Welt entscheiden geholfen hatten. Der Pfarrer von Plan gab wieder seinen Segen, Witiko dankte den Leuten, und entließ sie. Die Männer aber sagten, sie wollen bei einander bleiben, und die ganze Schaar wolle Witiko in seine Burg geleiten.
Und so ging der Zug noch an dem nehmlichen Tage nach Friedberg. Eine große Menschenmenge ging den ganzen Weg mit. Die alte Susanna von der unteren Moldau stimmte Waldlieder an, und die alte Willbirg rief, wenn es stille war, Sprüche. Sie rief: "Ich habe es gesagt, daß Zeichen gewesen sind, und es sind wieder Zeichen gekommen, wir brauchen jezt nicht mehr den alten Wossic von Wodnian und den alten Lubomir von Daudleb, wir haben jezt einen, der ist wie Wossic und Lubomir, und der mehr ist."
Bei Friedberg zogen die Mädchen rothe Bänder über den Weg, und die Krieger mußten sich durch Geschenke von Dingen aus der Fremde los kaufen.
In Friedberg wurde die Schaar von dem Pfarrer und den Vorstehern, und von den Menschen, die herbei gekommen waren, mit Freudenrufen empfangen, und der Pfarrer segnete sie, wie sie der Pfarrer von Plan gesegnet hatte.
Witiko dankte noch einmal allen, sie riefen ihm Dank entgegen, Wenhart dankte für alle, und dann zerstreuten sie sich. Ein Theil machte ein Lager, ein anderer Theil suchte [die] noch die Heimath zu gewinnen.
Witiko ritt mit den Seinigen gegen die Burg hinan. Viele Krieger und andere Menschen geleiteten ihn.
Vor der Burg waren Bertha, Wentila und Hiltrut mit den Frauen, Mädchen, Dienern und Dienerinnen, es war Benno, und es waren die Männer der Burg.
Sie riefen den Gruß entgegen, und Witiko grüßte mit seinem Schwerte.
Dann stieg er von dem Pferde. Bertha reichte ihm die Hand, Wentila umschlang ihn, und die Base rief: "Witiko, du bist mit deinem Pferde durch das feindliche Wasser geschwommen."
"Es war leicht," sagte Witiko; "denn ich wußte, daß mein Pferd hinüber schwimmen wird."
Dann gingen alle in die Burg, und die Krieger zogen hinter ihnen ein.
Bertha führte Witiko an der Hand in die Kammer der Kinder. Witiko küßte sie, dann schlossen sich Bertha und Witiko in die Arme, und küßten sich auf den Mund.
[Die Männer] "Bertha, ich bringe dir den Gruß deines Vaters, er ist gesund, und wird bald zurük kehren," sagte Witiko.
"Ich danke dir für diese Nachricht, Witiko," sagte Bertha.
Die Männer der Burg suchten indessen die Pferde und die Habe und, was immer gebracht worden ist, in die Burg zu schaffen. Für manche [|Männer|] Krieger wurde in der Burg eine Wohnung bereitet, für die anderen begann man Gezelte zu errichten.
Bertha und Witiko gingen auf den Söller, und grüßten gegen die Menschen, die vor der Burg waren, hin unter. Die Menschen riefen Grüsse hin auf, und zerstreuten sich dann.
Witiko ging hierauf zu Benno, und begrüßte ihn, und sprach mit ihm.
Hierauf versammelten sich alle und manche Männer Witikos in der Burgstube, und sprachen mit einander.
Dann war das Mahl, und dann die Nachtruhe.
Nach dem Gottesdienste des nächsten Morgens ordnete Witiko Alles, was zu ordnen war. Er dankte seinen

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