Witiko

H236


nicht zu dem heiligen Geiste versammeln kann[, und ich nicht den Versuch dazu einem andern überlassen hätte.]. Ich habe es einem Andern überlassen. Im Guten aber, Witiko, thut Hilfe nicht noth; denn das weiß ein jeder Mensch."

"Und warum thu[n]t er es denn [so viele] nicht?" fragte Witiko.

"Weil [sie] er gegen [ihr] das Wissen [nach Lust oder Klugheit] handel[n,"]t, wenn ihn die Lust oder die Schlauheit treibt," sagte Silvester[,]. "[i]Im Nüzlichen kann man den Menschen rathen, wenn man es [|besser weiß|."] kennt."

"Und dann befolg[en sie]t er den Rath nicht," sagte Witiko.

"Weil [sie] er es selber besser zu wissen mein[en]t," entgegnete Silvester, "und so kommen die Erfahrungen. Es sind sehr viele Dinge, mit denen die Menschen sich beschäftigen. Wir haben in unserem Klosterbesize Wälder[, in denen die Bäume wachsen], die uns vor dem Froste des Winters schüzen, [die uns Speise und viel Anderes bereiten helfen, und davon wir bauen. In den Wäldern sind noch manigfache Gewächse und Thiere.] von denen wir bauen, die uns die Speisen bereiten helfen, und die uns noch Thiere und Gewächse liefern. Wir pflegen sie. Wir haben Felder und Wiesen, auf denen [sprosset, was uns dient. Das alles ist weise.] Dienliches sprosset. Wir warten ihrer sorgsam. Wir haben Unterthanen, Grundhörige, Gewerkleute und Volk, die Brüder suchen [diese Sache] sie zu lenken[, sie geht hin und wider, und ist nicht mehr so weise. Von unserem Obste, von den Früchten, und was wir sonst besonders ziehen,]. In diesem Garten ist Obst, Gemüse, Blumenwerk, wir hegen es, und theilen [wir] den Menschen gerne mit, [und streben, sie zu unterrichten."] die um uns sind, und unterrichten sie."

"Ich bin mit Leuten aus dem Walde, welche in den Krieg gingen," sagte Witiko, "und welche sich dann meiner Führung anvertrauten, zu dem jezigen Herzoge Wladislaw gezogen."

"Wladislaw, der Sohn unseres verstorbenen Herzoges Sobeslaw," sagte Silvester, "hat nicht geantwortet, als sein Vater auf dem Sterbebette zu ihm gesagt hatte, er solle sich Wladislaw, der jezt Herzog ist, unterwerfen. Dann hat er sich dem Herzoge von Znaim, Konrad, gegen Versprechungen hingegeben. Den jezigen Herzog Wladislaw haben viele Herren der Länder Böhmen und Mähren gewählt, und sie haben sich die Macht zur Wahl selber gegeben. Und so ist jezt überall kein Recht. Seit de[r]m [Verlezung] Aufhören der Alterserblichkeit sind die Herzoge durch die Gewalt Herzoge gewesen, und wir haben ihnen gehorcht. Der Herzog Wladislaw ist auch durch die Gewalt Herzog, und die Guten sind zu ihm gegangen. Was Bolemil gethan hat, was Lubomir gethan hat, und was der [[redliche] gute] rechtschaffene Diwis gethan hat, das hast du auch gethan, mein Sohn."

"Ich meine, Wladislaw handelt wie ein [[guter] rechter] guter Herzog," sagte Witiko.

"Er hat bisher so gehandelt," antwortete Silvester, "und ich glaube, daß er auch im Künftigen so handeln wird. Er ist großmüthig, wie sein Vater [Wladislaw] großmüthig gewesen ist. Er ist ein besserer Mann als Wladislaw der Sohn Sobeslaws. In diesem Gedenken hat der ehrwürdige Bischof Zdik gehandelt. Das Gute, das geworden wäre, wenn die Männer auf dem Wysehrad an dem Rechte gehalten hätten, und das Gott auch mit dem minderen Manne Wladislaw [auf seinen Wegen] eingeleitet hätte, kann nun nicht mehr werden. Der Herzog [wir] Wladislaw wird ein anderes Gute bringen, und er wird das Schlechte, das aus [der schlechten Handlung] dem Unrechte auf dem Wysehrad folgen muß, zu vermindern streben, wie er es jezt schon gethan hat. Aber er wird nicht alles [verhindern] vermeiden können, wie er es jezt nicht [zu verhindern] vermocht hat. [Die Kirche des heiligen Veit ist verbrannt worden, und viel von den heiligen Überbleibseln, und den Schriften in ihr ist dahin, die Stadt Prag und der große Burgfleken vor ihr ist zerrüttet, und muß wieder errichtet werden. Unzählige Menschen haben ihr Leben verloren, und ihre Angehörigen sind ungetröstet.] Heiligthümer sind dahin, Menschenleben sind verloren, und Gut ist zerstört. Das Gericht ist viel früher gekommen, als ich gedacht habe, und [Gott hat mein Gebet nicht erhört, weil er weiser ist.] Mancher [von denen, welche für das Schlechte gewirkt haben,] steht vor Gottes Thron, und muß [dort selber] sagen, was er gethan hat. Nacerat, der [reichste und mächtigste Mann des Landes ist ruhmlos] Höchste, ist erschlagen worden, und sein Sohn, der [vor allen Jünglingen der Länder schimmern wollte,] blühte,ist von [der Hand] eine[s]m Manne[s] gefallen, dessen Namen vorher nur die nannten, denen er die Hufe der Rosse [im Walde] beschlagen hatte. Ich bedaure den wohlmeinenden Zdik.
[Und das Gericht xxx ist noch nicht beendigt. Wladislaw bereitet den Krieg gegen die mährischen Fürsten vor. Er wird ihn in diesem Jahre noch nicht führen, aber in dem nächsten gewiß. Dann wird kommen, was im Kriege kommt. Leben und Habe werden verloren werden, Krüppel werden betteln, die Lippen der Menschen werden klagen oder beten oder fluchen, und die Herzen derer werden erhärtet werden, die das angerichtet haben. Wladislaw wird siegen, und dann wird er das Gute zu errichten streben, daran er denkt. Ich ziehe nicht in den Krieg; aber ich bitte Gott, daß [er] Wladislaw [segne."] siege."] Mein Gebeth um Schonung ist nicht erhört worden, weil ich sündig bin und Gott weiser ist. Das Gericht dauert noch fort, viele Lippen werden klagen oder bethen oder fluchen. Ich ziehe nicht in den [Kamp] Krieg; aber ich bitte Gott, daß Wladislaw siege."

"Und wie wird er dann gegen die Herzoge verfahren?" fragte Witiko.

"Wenn sie sich reuig unterwerfen[, und Reue zeigen], wird er ihnen verzeihen, und sie noch mit Gnaden begaben. Er wird selbst dem undankbaren Otto[, der sich aus Sucht nach größerem Besize zu seinen Feinden gesellte,] nicht nach dem Leben streben."

"Wenn er doch dem verblendeten Wladislaw verziehe, und den andern Kindern Sobeslaws stets liebevoll wäre," sagte Witiko.

"Er wird es sein," sagte Silvester, "wie er es bis jezt gewesen ist, und wie er ehrerbiethig gegen die sanfte Adelheid [gehandelt hat] gewesen ist. Den Knaben Wladislaw, der sich sein eigenes Recht nicht zu erhalten wußte, achtet er nicht hoch, und fürchtet ihn nicht."

"Ich möchte recht gerne Wladislaw einen großen Dienst thun können," sagte Witiko, "daß ich das Recht gewänne, für die Kinder Sobeslaws zu bitten."