Witiko

H236, S. 414

Wladislaw, den König von Böhmen, vor den Augen aller mit einer königlichen Krone sehr kostbarer Art, die er von dem Könige von England erhalten hatte. Die Königskronen durften an hohen Feiertagen in der Kirche getragen werden. Die böhmische zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten und an dem Feiertage des heiligen Wenzel und des heiligen Adalbert. [xxx] Die Bischöfe von Prag und Olmüz durften dem Könige die Krone auf sezen. Der Kaiser zierte den König von Böhmen mit einer besonderen Ehre, da dort alle an diesem Tage bei der Kirchenfeier des Friedensschlusses und der Versöhnung eine Königskrone <in> der Gegenwart der Kaiserkrone tragen durften.
Nach der heiligen Handlung berief der Kaiser alle Fürsten zu sich und dankte ihnen in feierlichen Worten für die Dienste, welche sie dem Kaiser bisher geleistet hatten. Die Fürsten riefen dem Kaiser Heil und Segen zu. Der König von Böhmen bath ihn, daß er ihn mit den Seinigen in die Heimath zurük kehren lasse; denn er empfinde, daß er durch die Luft und durch die Sonne Italiens erkranke. Der Kaiser gestattete es. Nachdem dieses geschehen war, ging der Kaiser vor das Gezelt, bestieg ein Pferd, und dankte mit dem Grusse seines Schwertes gegen alle Krieger, welche da versammelt waren. Die Krieger riefen ihm freudig zu, und die Böhmen erneuerten dreimal ihren Ruf. Dann zerstreuten sie sich.
[Dann begaben sich d] Die Fürsten [in ihre Lager.] gingen in ihre Lager zurük.
Wladislaw war vor seinem Gezelte bei allen Abtheilungen seiner Männer, und dankte ihnen, wie er ihnen nach der Schlacht auf dem Berge Wysoka gedankt hatte. Er verkündigte ihnen, daß sie in die Heimath zurük kehren werden, und sagte, daß sie gerüstet sein sollen, noch vor dem Ende der nächsten Nacht ihren Weg zu betreten. Jede Abtheilung antwortete dem Könige mit hellerem Zurufe.
Da er wieder zu seinem Gezelte geritten war, regten sich alle Männer in dem Lager, sich zur Rükkehr in die Heimath vorzubereiten.
Am Nachmittage dieses Tages kam der Kaiser mit einem geschmükten Gefolge zu dem Zelte Wladislaws. Er ging allein zu dem Könige in das Gezelt. In demselben sassen nun die zwei Männer bei einander. Friedrich dankte Wladislaw noch einmal für Alles, was er bei diesem Zuge mit seinen Schaaren gethan habe. Wladislaw dankte für die Ehre, mit welcher der Kaiser ihn und seine Schaaren geziert habe. Darauf schlossen sich die zwei Männer in die Arme, und sagten sich den Abschied, da nun mehr ihre Thaten, die für jezt gemeinsam gewesen waren, vollendet seien, und jeder die, welche nun kamen, für sich allein aus üben werde. Jezt stellte der Kaiser an den König eine Bitte. Er möge ihm den Bischof Daniel in seinem Lager belassen, weil er des Mannes sehr bedürfe, der so viele Kenntnisse habe, mit den Menschen zu verhandeln versteht, und der italienischen Sprache ganz mächtig sei. Der König gewährte dem Kaiser die Bitte. Darauf sagte der Kaiser zu dem Könige, er möge die Geschenke nicht verschmähen, die er ihm gebe. Die Männer des Kaisers brachten schöne Gewänder, goldene und silberne Geschirre, Schwerter, Helme, Panzer, [xxx] Pferde, Münzen, die das Bildniß des Kaisers trugen, Kleine Dinge, Gürtel, Waffenzierrathen und dergleichen Dinge. Dem Könige wurden von dem Gelde, welches den Mailändern auferlegt worden war, tausend Mark gegeben. Der Kaiser und der König verabschiedeten sich, und der Kaiser ritt wieder in sein Lager.
An Diepold, Odolen, Bernard, Witiko, Welislaw, Lubomir, Diwis, Kochan, Bogdan und Predbor sendete der Kaiser noch besonders Geschenke.
Es kamen nun alle Fürsten und auch der Führer der Ungarn zu dem Könige, um Abschied zu nehmen. Es wurden viele Zeichen der Erinnerung und der Freundschaft gegeben und empfangen.
Dann kam der Bischof Daniel in das Gezelt des Königs. Es war sein Kapellan und Schreiber Vincentius bei ihm, und es waren die Kapellane Deslaw, Detleb, Peregrin und Otto bei ihm. Sie nahmen von dem Könige Abschied, und der Bischof gab ihm seinen Segen auf den Heimzug.
Dann verabschiedeten sie sich auch von Diepold.
Die Lechen und Führer aber kamen in das Gezelt des Bischofes, um von ihm Abschied zu nehmen.
So wie der Bischof Daniel bei dem Kaiser zurük blieb, um ihm |Dienste| zu leisten, so meldeten sich andere Krieger mit der Bitte, daß sie bei dem Heere des Kaisers gelassen würden. Der Kaiser gestattete es. Von den Waldleuten blieb ein einziger in Italien, Sifrid von Milnet.
Wladisalw theilte an diesem Tage noch mancherlei und reiche Geschenke an [[die] |viele|] Krieger aus, besonders Dinge, die aus Italien stammten, und zur Erinnerung dienten, und solche, welche der Kaiser gespendet |hatte|.
Führer, Ritter und Krieger kamen aus den verschiedenen Lagern zu den böhmischen Führern, Rittern und Kriegern, um sich zu verabschieden, und wie bei den Fürsten wurden Zeichen der Erinnerung und Freundschaft gegeben und empfangen.
Zu Witiko kamen seine deutschen und österreichischen Freunde. Sie brachten und empfingen Gaben, [und alle |Männer|] sie verabschiedeten sich, und alle versprachen, wie sie einander, wenn Alles zu Ende ist, besuchen würden.
Dann ritt Witiko zu allen seinen Abtheilungen, dankte ihnen, wie er ihnen nach jedem Kampfe und nach dem Ende jedes Krieges gedankt hatte, vertheilte an Geschenken und an Beutedingen, was er nur immer vertheilen konnte, und kündigte ihnen an, daß sie vor dem Lichte des nächsten Tages den Rükzug in die Heimath antreten würden. Jeder Obmann der Abtheilungen antwortete Witiko, und manche Männer riefen ihm Glükwünsche und Segen zu.
Da er in sein Gezelt zurük gekehrt war, ertönte aus dem großen Horne das Zeichen der Bereitschaft zum Aufbruche. Die Männer des Waldes thaten nun Alles, was in dem Lager nach den Erfordernissen des Dringendsten geschehen mußte, daß gegen den Aufbruch kein Hinderniß sei. Dann suchte jeder, was er an Geschenken und Beute bekommen hatte, oder was er sich selber in den Kämpfen und auf den Streifzügen gesammelt hatte, in leinerne Säke oder in Felle, oder was ihm in dem fremden Lande zur Hand gekommen war, zu paken, daß es leichter fortgeschafft werden könnte. Dann bereiteten sie sich ihr Nachtmahl, und suchten die Ruhe.
Und so war es überall bei den Männern Wladislaws, des Königs von Böhmen.
Als noch die Sterne an dem Himmel schienen, ertönten die Hörner in dem böhmischen Lager, es ertönten die Pauken der Reiter, es ertönten Zinken und Pfeifen, und es ertönten die Bokhörner in dem Lager Witikos. Und als das erste Licht den Morgenhimmel färbte, zog das böhmische Heer in der Richtung gegen den Morgenhimmel dahin. Die Ordnung war die nehmliche wie bei dem Zuge aus der Heimath gegen Italien.
Der Zug ging nach Brescia, von Brescia nach Verona, dann dem Flusse Etsch entlang, dann durch Baiern, und dann durch den böhmischen Wald in die Fluren des eigenen Landes. Dort lief das Volk an die Wege des Heeres, rief ihm zu, warf ihm Zweige, Bänder, Zierrathen und allerlei Dinge zu, und sang ihm Lieder. Die Männer des Heeres antworteten, grüßten gegen das Volk, und zogen singend weiter.
Am zwei und zwanzigsten Tage des Herbstmonates kam das Heer auf der Pilsenerstrasse nach Prag.

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