Witiko

H236, S. 413

Thurm beschüzt wurde. Und während dieses Sturmes musste der Thurm von seinen Männern übergeben werden.
Gleich darauf war ein großer Kampf der Mailänder gegen die Böhmen bei dem neuen Thore, wo das kleine Pförtlein unverrammelt gelassen worden war. Die Mailänder wurden von den Böhmen zurük getrieben.
Es wurde auch ein erneuerter Kampf an dem römischen Thore.
An dem folgenden Tage, dem zwölften Tage des Erntemonates, sendeten die Mailänder Boten in das Lager des Kaisers, welche baten, dass man den Frieden verhandeln möge. Der Kaiser willigte ein, und ernannte zur Einleitung der Verhandlungen Peregrin den Patriarchen von Aglei, Eberhard, den Bischof von Bamberg, und Daniel den Bischof von Prag; die Verhandler der Mailänder waren der Graf Guido von Biandrate,

(1) [der] Erzbischof von Mailand,
(2) [welcher] der Erzbischof [von Mailand] [war],
(3) der Erzbischof Hubert von Pirovano,

und [dann] die Consuln.
Als die Verhandlungen begannen, und eine Zeit gedauert hatten, wandten sich die Mailänder auch um Berathungen und um Vermittlung an Wladislaw, den König von Böhmen, welcher ihrem Verlangen willfahrte, und wiederum mit seinen Herren der Kirche und des Heeres Rath hielt. Die Mailänder beriethen sich dann auch mit dem Herzog von Österreich, mit dem Erzbischof von Köln, mit dem Bischofe von Bamberg, mit dem Bischofe von Prag, mit dem Pfalzgrafen, Otto von Wittelsbach, und dem Kanzler Reinald.
Die Verhandlungen dauerten viele Tage.
Die Fürsten meldeten dem Kaiser die Zugeständnisse der Mailänder, und den Mailändern die Forderungen des Kaiser.
Wladislaw, der König von Böhmen, wurde der Vermittler des Friedens.
Die Bedingungen des Friedens waren in dreizehn Abtheilungen enthalten. Vincentius, der Schreiber des Bischofs Daniel schrieb sie auf, und am siebenten Tage des Herbstmonates wurden sie angenommen. Die Stadt Mailand muß die Städte Lodi und Como, welche sie zerstört hat, wieder aufbauen, und die Städte sind von Mailand unabhängig. Jeder Mailänder von dem vierzehnten bis zu dem siebzigsten Jahre schwört dem Kaiser Treue. Die Stadt Mailand zahlt neuntausend Mark Silber. Sie stellt dreihundert Geisseln aus den Vornehmen, den Rittern und dem Volke gewählt, und die Wahl muß als treu beschworen werden von dem Erzbischofe von dem Grafen von Biandrate, dem Markgrafen von Montferrat und den Consuln. Die jezigen Consuln leisten dem Kaiser den Amtseid; im nächsten Hornung aber werden neue Consuln von dem Volke gewählt, und von dem Kaiser bestätigt. Die Consuln schwören dem Kaiser, wenn er in dem lombardischen Lande ist, sonst schwören ihm nur zwei für die anderen, und die anderen schwören dem kaiserlichen Bevollmächtigten. Mailand zahlt hinfort alle Abgaben, die den früheren Kaisern geleistet worden waren, es baut die kaiserlichen Pfalzen wieder nach der Würde des Kaisers auf, es muß die Ehre der Krone und des Reiches mit dem Schwerte schüzen, und dem Kaiser Hilfsvölker zuführen, wohin er will. Die Gefangenen werden dem Könige von Böhmen zugeführt. Der Kaiser gibt die seinigen zurük, sobald die Geisseln gestellt sind. Die Mailänder leisten die öffentliche Sühnung. Es erscheinen zwölf Consuln der Stadt, die der Kaiser bestimmt, barfuß, ein bloßes Schwert auf den Naken gebunden, vor dem Throne des Kaisers, und flehen um Gnade. Auf diese Bedingungen wird Mailand in Gnaden aufgenommen, und der Bann wird aufgehoben. Die Verbündeten Mailands sind in den Frieden einbezogen.
Der achte Tage des [Er] Herbstmonates, der Tage der Geburt Mariens, wurde bestimmt, dass die Geisseln gestellt werden, und dass die Sühnung erfolge.
Die Geisseln wurden an diesem Tag in das Lager des Königs von Böhmen geführt, ebenso auch die Gefangenen aus dieser Zeit und aus der früheren Zeit.
Dann wurden die Bischöfe Eberhard von Bamberg und Daniel von Prag auserlesen, daß sie den Erzbischof von Mailand, Hubert von Pirovano, vor den Kaiser führten.
Die Krieger des Kaisers und die aller anderen Züge wurden aufgestellt. Der König von Böhmen, die kirchlichen und weltliche Fürsten des Reiches, die treuen Lehensträger des lombardischen Landes, die Vornehmen aus den treuen Städten und die Führer fremder Krieger versammelten sich in kostbaren Gewändern um den Thron des Kaisers. Hinter den Kriegern war sehr viel Volk, das herbei gekommen war.
Und als es die Zeit forderte, bestieg der Kaiser in dem kaiserlichen Schmuke den Thron, und alsbald näherte sich der Zug aus Mailand. Die Bischöfe von Bamberg und Prag führten den Erzbischof von Mailand, dann kamen [xxx]die Priester der erzbischöflichen Kirche, dann die der anderen Kirchen, dann die der Klöster, alle mit Kreuzen, Rauchfässern und im kirchlichen Schmucke, dann kamen die zwölf Consuln barfuß mit einem bloßen Schwerte das ihnen auf den Naken gebunden war, ebenso kam der Rath, und es kamen die Vornehmsten der Stadt, und es kam das Volk mit Striken um den Hals.
Der Erzbischof von Mailand mußte versprechen, daß er seine Gewalt über die Stadt gerecht und milde üben wolle. Und als er das versprochen hatte, wurde er von dem Kaiser in Gnaden aufgenommen.
Dann trat der Consul Hubert von Orto an die Stufen des Thrones und [xxx] kniete nieder, und alle anderen knieten nieder, und Hubert sprach: "Mächtiger Kaiser und Herr, der betrachtet wird als der weltliche Stellvertreter Gottes und als der höchste Richter, wir haben gesündigt, wir haben unrecht gethan, und bitten um Gnade. Wir und alle Mailänder beugen unsere Schwerter unter deine Macht, und wir und alle Mailänder legen unser Haupt unter dein Schwert."
Darauf antwortete Friedrich, der Kaiser: "Es ist gut, daß die Mailänder den Frieden vorziehen, und daß ich ihnen nicht mehr Übles thun muß. Hätten sie stets diesen Theil erwählt, so wäre viel Böses vermieden und viel Gutes gestiftet worden. Ich belohne lieber als ich strafe, und seid gedenk, daß ich leichter durch Gehorsam als durch Krieg besiegt werden kann. In dem Glauben, dass die Stadt Mailand nun die rechten Wege wandeln werde, übe ich Gnade und Milde. Die Acht ist aufgehoben, und Mailand ist mit uns allen versöhnt. Erhebet euch von der Erde."
Und die Männer standen auf.
Und der Kaiser sprach nun noch Mehreres, und war in seinen Worten gütig und freundlich.
Darauf wurde die ernste Angelegenheit des Friedensschlusses und der Versöhnung durch einen feierlichen Gottesdienst bekräftigt, welchen der Erzbischof von Mailand nach der [lombardinischen] ambrosianischen Weise abhielt.
Der Kaiser saß bei diesem Gottesdienste in seinem Gezelte auf seinem Throne, und war mit der Kaiserkrone geschmükt. Um ihn war die große Menge der deutschen und italienischen Fürsten. Und während dieses Gottesdienstes beschenkte er

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