Witiko

H233, S. 398

In Italien aber war in vielen Theilen Unbothmäßigkeit gegen den Kaiser, es war Unordnung und es waren blutige Fehden. Mailand verachtete alle Mahnungen des Kaisers, suchte ihm Feinde zu erregen, und zog die in seinen Bund, die schon seine Feinde waren.
Da sendete der Kaiser Schreiben an alle geistlichen und weltlichen Fürsten, in denen die Worte waren: Mailand hat sich gegen das römische Reich aufgelehnt, und höhnet die Ehrfurcht, welche die Unterthanen ihrem Beherrscher schuldig sind, wenn er auch von ihnen entfernt ist. Es strebt darnach, Italien seiner Herrschaft zu unterwerfen, und hält uns für unfähig, es zu besiegen und zu bestrafen. Ein solcher Frevel darf jezt und in der Zukunft nicht gelingen. Wir müssen die Widerspenstigen mit unserer ganzen Macht bekämpfen, und das üble Glied von dem Körper schneiden, daß er nicht von der Verderbnis ergriffen werde, und zu Grunde gehe."
Auf den sechsten Tag des Eismonates des Jahres 1158 wurde ein Reichstag nach Regensburg ausgeschrieben. Auf diesen Reichstag kamen die Fürsten und Herren des deutschen Reiches und es kam Wladislaw, der Herzog von Böhmen und Mähren mit dem zahlreichsten Geleite, das er bisher gehabt hatte. Auf diesem Reichstage wurde für den Sommer der Zug gegen Mailand beschlossen, und alle, die da waren, stimmten ein, und versprachen ihre Zurüstungen.
Am fünften Tage in der Dauer des Reichstages in Regensburg gab Friedrich, der Kaiser der Deutschen Wladislaw, dem Herzoge von Böhmen und Mähren in Anerkennung seiner Vortrefflichkeit und seiner großen Dienste in der Gegenwart aller Fürsten eine Königskrone, Wladislaw wurde mit großer Feierlichkeit als König von Böhmen gekrönt, und von allen Fürsten als König von Böhmen begrüßt. Und nicht sollte wie bei seinem Großvater Wratislaw diese Würde bei ihm allein verbleiben, sie sollte auf alle seine Nachfolger übergehen.
Als der König Wladislaw von dem Reichstage in Regensburg nach Böhmen zurükkehrte, kamen seinem Zuge in diesem Lande ganze Schaaren von Menschen entgegen, und riefen ihm Heil und Segen zu, und erhoben einen Jubel, und sangen Gesänge, und streuten Tannenzweige auf seinen Weg, und geleiteten ihn große Streken weit. Viele junge Krieger und Herren in dem Lande ritten herzu, und begleiteten den Zug des Königs bis nach Prag. In Prag wurde er mit Freudengeschrei von dem Volke begrüßt, und von allen mit prangender Feierlichkeit empfangen. In kirchlichen Festlichkeiten wurden er und seine Gemalin als König und Königin anerkannt.
Als sich der Frühling näherte, berief der König Wladislaw eine große Versammlung zu sich auf die Königsburg. Die Herren der Kirche, die hohen und niederen Herren der Länder Böhmen und Mähren, und noch manche andere, denen es gestattet war, kamen zu der Versammlung.
Da sich alle geordnet hatten, stand der König auf und sprach: "Hohe Herren der Kirche, Söhne des Stammes Premysl, Herren, Männer und Krieger der Länder Böhmen und Mähren, hört meine Worte. Sie zielen nicht mehr auf die Noth und das Unglük unserer Länder, um Abhilfe zu [bringen] erlangen; sie zielen auf das Ansehen und die Ehre unseres Reiches, das nun mit anderen Reichen zu großen Entscheidungen mit wirken soll, und das dann von den Völkern geachtet und gefürchtet sein wird. Es hat sich ein Bund gebildet, die Stadt Mailand in Italien anzugreifen und zu züchtigen. Die große, mächtige und reiche Stadt Mailand ist der Beherrscher des oberen Italiens durch Gewalt, durch Kühnheit, durch Verrath, durch Frechheit und durch Verhöhnung aller göttlichen und menschlichen Geseze geworden, und die Stadt möchte werden wie in alten Zeiten die Stadt Rom, welche Könige und Fürsten niedergeworfen hat, und endlich die Herrin eines großen Theiles der Welt geworden ist. Die Krämer, die Händler, die Handwerker in Mailand spotten der kaiserlichen Würde, spotten jeder königlichen Würde, spotten des Ritterthums, spotten unseres Kriegerthumes, und möchten die Herren aller Dinge sein, und würden die Herren sein, wenn wir uns nicht widersezten, sie würden uns unterwerfen und unterdrüken, wie sie Städte und Länder Italiens unterworfen und unterdrükt haben. Der König der Deutschen, der in Rom zum römischen Kaiser gekrönt worden ist, ist auch der König Italiens; aber Mailand achtet seiner Befehle nicht, und rüstet sich zu großem Kriege gegen ihn. Daher [steht] führt der Kaiser, der Schirmvogt der Christenheit, den Zug gegen die Mailänder. Die deutschen Fürsten haben sich angeschlossen, das Land Ungarn wird Reiter senden, so auch Polen und vielleicht auch noch andere. Ich habe dem Kaiser versprochen, daß ich mit den Männern, die mich begleiten wollen, bei dem Zuge sein werde, und also rufe ich diejenigen auf, welche wider die Mailänder zu ziehen gekommen sind, sich zu rüsten, daß wir, ehe der Sommer beginnt, unsere Fluren verlassen können. Dieses hatte ich zu verkündigen, und darum habe ich euch berufen, daß jeder, der gekommen ist, von der Sache wisse."
Da der König gesprochen hatte, sezte er sich wieder auf seinen Stuhl nieder.
Mehrere Männer erhoben den Ruf: "Wir ziehen, wir ziehen."
Andere riefen [darein] darunter, man verstand aber die Worte nicht, und es wurde [ein Rufen] ehe einer der vornehmlicheren Männer reden konnte, ein Rufen in dem ganzen Saale, aus dem nichts [[xxxxxx]xxxxxxx xxx] Deutliches vernommen werden konnte.
Dann drang wieder der Ruf durch: "Wir ziehen."
Dann erscholl der Ruf: "Wir ziehen nicht."
Dann tönten Stimmen: "Es darf [xxx ,"] nicht sein", "es ist gegen das Recht."
Dann [[xxx]xxx] riefen andere dagegen, und es wurde ein verworrenes Geschrei, stärker als es früher gewesen war. Dann sprangen Viele von ihren Sizen auf, und schlugen an ihre Schwerter, andere [standen] sprangen auch auf, und schlugen auf ihre Schwerter wie zu einer Drohung gegen die ersten.
Der König blieb auf seinem Stuhle, und [blikte] sah auf die Männer.
Casta hob seine Haube mit dem rechten Arme empor, und schwang sie in den Lüften.
Es achtete aber niemand auf dieses Zeichen.
Immer mehrere erhoben sich, bis fast alle, die in dem Saale waren, vor ihren Sizen standen.
Nun stieg Wecel auf seinen Stuhl, daß er fast über alle empor ragte, und machte mit seinen Armen Zeichen.
Das Schreien wurde aber noch stärker, und die Nächsten zogen ihn von seinem Stuhle wieder herunter.
Jetzt stand Diwis von seinem Stuhle auf, ging von demselben hinweg in den freien Raum, daß er von allen gesehen werden konnte, und hob beide Arme empor.
Das Schreien minderte sich aber nicht.
Diwis ging wieder zu seinem Size.
Nun that Lubomir das Nehmliche, was Diwis gethan hatte.
Aber das Schreien dauerte fort, und zu Zeiten ertönte das Rasseln der Waffen.
Lubomir ging wieder zu seinem Stuhle.