Witiko

H231



"Weil du mich rufst, hoher Herr," antwortete der Priester Daniel, "so sage ich: ich kenne nicht genau das Streiten; aber der Frieden des Heilandes und seine Liebe zu dem menschlichen Geschlechte [schwebt] soll über allen Ländern[."] schweben."

["Und ist]

"Und was spricht Welislaw?" fragte der Herzog.

Welislaw sagte: "Witiko hat bei Chynow für sein Pferd entschieden gehandelt, daß wir ihm folgen mußten, und hat jezt für das Land entschieden gehandelt."

"Und ist einer hier, der Witiko für einen Verräther hält?" fragte der Herzog.

Es antwortete keine Stimme.

"Nun, da ihr schweigt," sagte der Herzog, "so spreche ich, wie folgt: "Witiko, du hast in der Schlacht auf dem Wysoka einen großen Dienst gethan, und nach der Schlacht
(1) hast du die Männer, die du führtest, zur Vertheidigung der Stadt Prag eingeübt, und warest selbst zu weiterem Kampfe bereitet. Als die Führer vor [mehreren] Tagen
(2) [hast du die Männer bis Als die] Führer [vor einigen Tagen]
(3) wieder gedient. Als vor einigen Tagen die Führer
in diesen Saal kamen, um die Entgeltung [zu bekommen] der Verdienste zu berathen, und als sie heute kamen, um die Entgeltung zu empfangen, warest du nicht unter ihnen. Du hattest die Führerschaft eines meiner Reiterfähnlein an Odolen gegeben, und die Führerschaft [über die] der Waldleute noch nicht übernommen. Dein Entgelt an Gold, Gewändern und Waffen ist in meiner Kammer, [empfange ihn. Zwei] und zwei Pferde sind für dich in meinem Stalle
[bezeichnet, sie sind nicht so gut wie das, auf welchem du bei Chynow geritten bist; aber doch gut. Als wir bei Pilsen waren, hast du in sehr weiser Voraussicht gehandelt, und deine Voraussicht ist in Erfüllung gegangen. Was geworden wäre, wenn ihr die Herzoge gefangen hättet, ob das Dorf Holaubkan hätte verschont bleiben können, was uns nun noch ferner zu thun ist, und ob die Fürsten, als sie sich von einem so kleinen Führer verachtet sahen, wie du waret, noch mehr die Verlorenheit ihrer Sache erkannten, davon sprechen wir nicht. Wir sagen auch nicht, daß du im Kampfe ein Verräther gewesen bist; denn wenn du zu den Feinden willst, sagst du es selber, und kündest den Dienst, wie du mir vor zwei Jahren gethan hast; aber das Recht des Herzogs hast du dir angemaßt, und die Pflicht des Krieges hast du verlezt[,]. [d]Die Herren in diesem Saale haben dich verurtheilt, und ich strafe dich. Du zahlest]
. Empfange [A]alles. Bei Pilsen bist du nicht ein Verräther gewesen, und hast nicht Abfall gesonnen; denn das hättest du gesagt, wie du es mir vor zwei Jahren gesagt hast; aber du hast das Kriegsgesez und mein Recht verlezt, und ich strafe dich: du bleibst so lange von meinem Hofe verbannt, bis ich dich rufe, und zahlst
sechshundert Denare in den Schaz des Landes, und weil du deine Pfennige jezt selber [dringend] brauchen wirst, so leiht dir meine Kammer die Denare[, und von dem Hofe bleibst du so lange verbannt, bis ich dich rufen werde.]. Jezt entferne dich[, und wenn du älter und noch weiser geworden bist, und wir um Länder handeln, werden wir dich senden."]."

Witiko verneigte sich [wieder wie bei dem Eintritte], und verließ den Saal.

"Ich glaube, [daß ich nicht sehr ungerecht gehandelt habe,"] es war nicht zu hart," sagte der Herzog.

"Nein, nein," riefen mehrere Stimmen.

"Nun haben wir noch mit einem Krieger zu sprechen," sagte der Herzog, "führt Dimut die streitende Schwester des Wladyken Rowno herein."

Zwei junge Ritter des Herzoges gingen durch die Thür hinaus, und geleiteten nach einer kurzen Weile Dimut herein, welcher mehrere Mädchen folgten.

Dimut war in ein weites fließendes Gewand von veilchenblauer Farbe gekleidet, das von einem silbernen Gürtel zusammen gehalten wurde. Die schwarzen Haare waren in einem Silberne[z]ze.

Als sie vor den Herzog gekommen war, sagte [dieser] er: "Dimut wir können dir[, obgleich du eine schöne Jungfrau bist,] keinen Siz anbiethen[, [weil du als Krieger hieher be] |denn wir haben dich als Krieger zu Kriegern| gerufen, und wenn du auch [kein xxx] jezt kein Kriegsgewand an hast, so mußt du doch vor den Führern stehen, weil du kein Führer bist.]. Ein Krieger, der kein Führer ist, muß vor den Führern stehen, und ein Krieger bist du, wenn du auch keine Kriegsgewänder an hast."

"Ich stehe, Herr," sagte Dimut.

"[Schöne] Dimut," sprach der Herzog, "[denn du bist noch schöner geworden,] die Bischöfe, Priester, Fürsten, Herren und Lechen dieses Saales erkennen, daß du heldenmüthig gewesen bist, wie dein Geschlecht es nicht ist, [du verdienst] und daß du Dank und Gaben[.] verdienst. Den Dank sagen wir hier, und in Prag und in dem Lande werden sie [von dir erzählen, aber wie es mit den Gaben ist, können wir aus den Kriegsgebräuchen für eine Kriegerin nicht ersehen, und müssen es versuchen, wie wir können. Ich schenke dir ein schönes] es sagen, was du gethan hast. An Gaben sind wir arm. Ich gebe dir ein Kriegerkleid
(1) mit [Goldzierden], ich habe dir
(2) [mit] Goldschmuk[, ich habe dir]
(3) Goldschmuk
ein Schwert [gekauft], das so klein ist wie das deinige; [aber es wird schöner sein. [Ich] Weil du so anmuthig reitest schenke ich dir] und ein weißes Pferd, das meine Herzogin
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(1) mit Silber geziert hat.
(2) mit Silber [geziert] hat.
(3) mit Silber geschmükt hat.
Deinem Bruder habe ich Land an seinem Lande gegeben, und du wirst es mit genießen. Und ich warte, daß dich einer als Hausfrau heim führt, und [ich] werde dann sinnen, [daß ich] was euch [dann] erfreuen kann. Du mußt jezt mit deinem Bruder nach Hause gehen, daß du wegen des Verrathes, den du an der Veste Rowna geübt hast, gestraft werdest. Wenn du die Strafe abgebüßt hast, komme nach Prag, du gehörst zu der Herzogin, bleibe bei ihr, oder gehe wieder nach Hause, oder komme, so oft du willst [zu ihr."]."

"Hoher Herr!" antwortete Dimut, "ich verdiene keinen Dank und keine Gaben, weil ich gethan habe, was ich nicht lassen konnte. [Für die Gaben sage ich Dank, und ich werde sie] Was mir deine Huld beschert, dafür gebühret dir der Dank, ich sage ihn, und werde alles mit Freude gebrauchen. Man sagt, du werdest die zerstörten Heiligthümer wieder schöner auf[richten]bauen, als sie gewesen sind. Ich werde dann kommen, [und] in ihnen zu bethen, und dann werde ich in [Demuth] Ehrfurcht zu der hohen Herzogin gehen."

"Nun so nimm als Krieger Abschied von den Kriegern, die mit dir gekämpft haben, Dimut," sagte der Herzog, "und auch von denen, die mit dir gekämpft hätten, wenn sie nicht mit mir nach Deutschland hätten ziehen müssen."

Die Männer erhoben sich von ihren Sizen, und näherten sich Dimut.

Diepold reichte ihr die Hand, Heinrich reichte ihr die Hand, das thaten auch die Bischöfe und Äbte, der greise Bolemil [reichte seine Hand hin], Lubomir, Diwis, Chotimir, Wsebor und alle älteren Führer. Die jüngeren Krieger drängten sich herzu, faßten nach ihrer Hand, und sprachen zu ihr. Welislaw sagte: "Du gibst mir [doch] noch den Pfeil nicht."