Witiko

H230


"Hoher Herr! Wir ritten zwischen Pilsen und dem Dorfe Holaubkan. Da kam eine Schaar von Reitern der Feinde. Es waren die Fürsten Wratislaw von Brünn, Otto von Olmüz, und Wladislaw, der Sohn des Herzogs Sobeslaw unter ihnen. Es wurde ein Kampf. Wir waren ihnen an Zahl [bei Weitem] um Vieles überlegen. Wir standen so, daß sie mit dem Rüken gegen das Lager [des Herzoges Wladislaw und des Königes Konrad] der Unsrigen gekehrt waren, wir gegen [die Richtung nach Prag] das Lager der Ihrigen. Der Sieg zeigte sich für uns. Witiko befehligte eine größere Zahl Reiter als ich. Da die Feinde zur Flucht drängten, hieß Witiko seine Reiter nach der Seite wenden, daß ich glaubte, er wolle die Feinde umgehen, und in ihrem Rüken ihre Flucht hemmen. Es wurde aber eine Lüke gegen Prag, sie wendeten ihre Pferde, und flohen durch die Lüke in der Richtung gegen Prag hin. Meine und Witikos Reiter riefen Verrath, kamen in Unordnung, und als die Ordnung wieder hergestellt war, hatten die Feinde eine große Streke vor uns. Witiko übergab seinen Befehl an mich, ich ordnete die Verfolgung an, Witiko ritt als Streiter mit uns. Auf dem Wege fanden wir die hölzernen Häuser des Dorfes Holaubkan [vor uns] brennen. Wir konnten durch den Brand nicht hindurch, und ehe wir einen Umweg entdekten, war so viele Zeit vergangen, daß die Erreichung der Feinde vereitelt war. Wir kehrten um, Witiko mit uns, und in dem Lager ging er zu dem erlauchten Herzoge [Sobeslaw.] Wladislaw. So ist die Sache."

Nach diesen Worten sezte sich Odolen wieder nieder.

"Witiko sprich," sagte der Herzog.

Witiko neigte sich vor dem Herzoge, und sprach: "Ich habe den Kriegsfehler nicht gemacht, daß ich die Flucht der Feinde[, die sie] gegen das Lager der Unsrigen zu [nehmen gezwungen waren, gehindert] hemmen gesucht hätte. Ich wollte sie zu den Ihrigen entfliehen lassen, und es ist gelungen. Weil drei Fürsten selber so weit gegen [das] unser Lager [der Unsrigen] vorgeritten waren, habe ich gedacht, sie müssen etwas [Wichtiges] Bedeutungsvolles im Sinne haben. Weil sie aber zeigten, daß es nicht auf die Unterwerfung an den erlauchten Herzog Wladislaw abgesen (sic!) sei, so [war es an dem, daß sie nicht wollten, es solle durch Späher und Nachrichten] konnte es nur sein, daß sie nicht durch Späher und Gerüchte Entmuthigung in das Heer Konrads von Znaim kommen[, sie ritten also selber vor,] lassen wollten, sondern selber vorritten, um nach der Rükkehr Muth und Anspornung zu den Ihrigen zu bringen. Aber [die] unsere Sache war so, daß sie selber[, und sei es] gegen ihren Willen[, euch] die Fruchtlosigkeit weitern Kampfes [[zu] bei] zu Konrad [darlegen] zurük bringen mußten, und so habe ich sie, daß keine Verzögerung [und ein schnelles Ende] w[e]ürde, entkommen lassen. Verrath beging ich nicht; denn sonst wäre ich bei den Feinden, ich habe gegen das Kriegsgesez [und] gefehlt und gegen den hohen Herzog[, dem die Entscheidung zukam, gefehlt] gefehlt, und erwarte die Strafe."

"Wir kennen, was sich begeben hat," sagte der Herzog [, "genau, wir haben unter einander darüber gesprochen, sagt nun Männer,]. <">Nun sprecht, Männer, ist Witiko strafbar?"

["Witiko ist durch die Schlacht auf dem Wysoka sehr lobenswerth," sagte Otto, der Bischof von Prag, "er ist weiter durch seine Kampfesbereitschaft gegen die Feinde lobenswerth, er ist christlich für seine That zu preisen, und ist strafbar."]

"Witiko ist strafbar, und hat für seine Jugend weise gehandelt," sagte Zdik, der Bischof von Olmüz[, "und ist als Kriegsführer strafbar."].

"Und was spricht mein Bruder Diepold?" fragte der Herzog.

"Ich spreche nicht," sagte Diepold[,]. "[w]Weil] Fürsten aus Prmysls Stamme[, die] stehen gegen uns [standen, und [geschont] entlassen w[u]()orden sind, soll man nicht glauben, daß Rache oder Habsucht mich leite. Ich liebe Witiko, und bedaure ihn." <,> man soll nicht sagen, daß mich irgendeine Schelsucht leite."

"Und Heinrich?" sprach der Herzog.

"Ich rede wie Diepold," sagte Heinrich.

"Und Bolemil?" fragte der Herzog.

Bolemil [erhob sich, und] sprach: "Wir haben gesagt, daß die Hilfe [eines fremden Volkes] des Fremden in unserem Streite ein Unglük ist, und daß die Sache sehr schnell entschieden werden sollte. [Die Fremden sind fort, und die Sache ist aus[, ehe ein Schwert zur Schlacht gezogen werden konnte.]. Sie hat kein Schwert zur Schlacht bedurft. Wie es Gott gefügt,] Sie ist entschieden, der Fremde ist fort, und es hat keines Schwertes bedurft. Wie es Gott so gefügt, wer kann entscheiden?
Witiko aber hat in [dem Sinne gewirkt] dieser Art gehandelt. [Bes]Strafe ihn[, Herr], so hart[, als] du darfst, [daß die Krieger sehen, daß im Kampfe nicht einer Herrschermacht über dürfte; aber gedenke seiner guten Meinung."] weil er deine Rechte geüb<t> hat."

["Witiko ist so treu und rein, wie einer, der ohne Makel ist," sagte Lubomir, "sein Gemüth ist hochgesinnt, und seine Seele, wie ein Kind. Er hat Sobeslaw und seine Sohne Wladislaw die Treue bewahrt, und es dir, hoher Herr, gesagt, und ist wieder zu dir gekommen, als du das Recht hattest. Ich habe ihn in meiner Burg, da er keinen Vater hat, betrachtet, als ob er von mir [ab]stammte, und werde ihn fortan so bestrafen. Bestrafe ihn, Herr, daß er aus gütevoller Klugheit gefehlt hat."]

"Und was sagt Lubomir?" fragte der Herzog.

Lubomir sprach: "Witiko ist gut wie ein Kind, ich habe ihn wie mein Kind angesehen, da er bei mir gewesen ist, und werde ihn so ansehen, weil er keinen Vater hat."

<">Und Wsebor?" sagte der Herzog.

"Strafe ihn nach Ermessen," sagte Wsebor.

"Und <d>u Diwis?<"> sagte der Herzog<.>

"Strafe ihn,[" sagte Diwis.] wie du es verstehst,<"> sagte Diwis.

"[Wie es] Nach deiner Weisheit [findet," sagte] [erkennt]," sagte Chotimir.

"Und Daniel?" fragte der Herzog.