Witiko

H23, S. 37a


rothe Hahnenfedern auf den schwarzen Müzen tragen, und röthliche Falben reiten. Die braunen Männer weiter zurük mit den Lanzen sind Mikul und Radmil. Die andern kann ich nicht mehr unterscheiden, du wirst auch nichts nach ihnen fragen, und wenn du noch einmal oder öfter mit uns zusammen [treff] kommen solltest, so wirst du diese und noch andere kennen lernen."

Witiko hatte bei dem Zurükschauen während der Reden seines Begleiters gesehen, daß fast alle Männer, die da mit ihm ritten, gleich gekleidet waren, nur die Farben unterschieden sich.
Randnotiz: und sich nur
Die schwarze Müze hatten alle gleich. Jeder hatte vorne auf derselben die aufrecht stehende Feder.
Randnotiz: an der vorne die [ge]gerade Feder emporstand
Das Oberkleid war ein nicht gar langer nicht gar weiter Rok, der mit einem Gürtel zusammen gehalten war, dann folgten die dehnbaren mit dem Roke gleichfarbigen Beinbekleidungen, und auf diese die Lederstiefel. Wie Witiko an denen, die ihm zunächst ritten, sehen konnte, hatten diese Stiefel ganz kurze Stachel als Sporen, die dort, wo sie an dem Stiefel hafteten, ziemlich dik waren. Die Haare trugen die Männer nicht wie Witiko unter der Kopfbedekung, sondern sie
Randnotiz: ließen dieselben...hervorgehen
gingen unter der schwarzen Müze in mäßiger Länge, etwa, was die Breite zweier Männerhände beträgt, auf den Rüken hinab. Vorne schnitt die schwarze Müze ganz rein die Stirn.

"Und nun hast du uns angesehen," sagte der Scharlachreiter, "[wenn du uns ansiehst,] glaubst du jezt, wir seien ausgeritten, dich zu beschimpfen oder dich zu verwunden oder zu tödten? Die wir da reiten, sind auf der Eroberung nicht nur des böhmischen Landes aus sondern auch des kleinen Ländleins Osterreich, in welchem ein Markgraf mit einer schönen Schwester sizt, dem jezt der deutsche König Konrad [das] sein Stiefbruder das Herzogthum Baiern geben will, damit er ein großer Gebieter werde, dann sind wir auf der Eroberung Baierns aus und Sachsens und Deutschlands und der ganzen Welt,
Randnotiz: der Welt des Vergnügens. Das ist ein [Kaiser] König und Kaiser der alle Länder beherrscht. Und wenn die Jugend ein Alter und weise wird, mag es rathen und helfen, wenn man es ruft.
das will sagen, der Welt der Freude, die uns in allen diesen Ländern offen steht. Was soll die Jugend thun, als an dem Leben sich [zu] vergnügen, bis sie ein Alter wird, das weise ist, und Rath gibt, und regieren hilft, das heißt, wenn man uns dann dazu berufen mag. Und wie ich sagte, so sind viele so. Sie sizen auf ihren Burgen oder in ihren Wäldern, wenn sie Wälder haben, und hausen auf dem Ihrigen, und fügen sich nicht fremden Launen, und schauen das Leben an, das ihnen eine Weile auf der Erde gegönnt ist. Darum haben wir dich angesprochen, weil du so ehrbar daher reitest, und so dicht gerüstet bist.
Randnotiz: Es scheint xxx vide Verweisungszeichen
Du mußt nicht dieses Landes sein, oder es lange nicht gesehen haben, daß du die Trachten seiner Jugend nicht kennst. Du siehst da unter uns aus wie eine feste Burg, um welche Linnenhütten eines Marktes sind, auf denen fadenscheinige Fähnlein flattern."

"Ich bin dieses Landes," antwortete Witiko, "bin aber lange anderswo gewesen. Ich kenne diese Trachten, in welche ihr gekleidet seid, sie sind in andern Ländern auch so; aber ich habe mir mein Gewand angeordnet, und trage es, wie ich will."
Randnotiz: Sonst war unser Volk...es liebte wie uns die Väter erzählen
"Unser Volk war von Alters her ein stilles und friedsames," sagte der Scharlachreiter, "es liebte den Fleiß und Gesang und Tanz, [und trieb diejenigen ab, die es in seinen Grenzen stören wollten;] aber es sind jezt fremde Sitten herein gekommen, vorzüglich deutsche. Sie fangen an, die Waffenspiele zu lieben, Eisenplatten zu tragen, Burgen auf die Berge zu bauen. Und sieh nur diese an, wie sie gekleidet sind, und wie [ich selber die Flitter trage] es ich selber trage."

"Es sind
Randnotiz: nun Zeiten gekommen, in...und manche Sitten austauschen
jezt die Zeiten gekommen, in welchen die Völker einander kennen lernen," antwortete Witiko, "und da nimmt eines die Sitten des andern an."
Randnotiz: Es habe einmal bei uns die Einsicht gegolten und der Rechtspruch, den einer xxx

"Bei uns haben sie die große Macht, die in dem Grundbesize liegt, immer schon geliebt," sagte der Scharlachreiter, "[und ist dann nicht selber] und daher ist die höchste Gewalt [des] unseres Landes nicht aus der Kriegsanführung hervor gegangen, sondern aus dem [Ansehen des Grundherrn] Reichthume. Der alte Krok erlangte die Macht im Volke, weil seine Einsichten die der andern übertrafen, weil Randnotiz: und weil er rathen und ordnen konnte
in seinen Mitteln vielen beistehen konnte, und weil seine Rechtschaffenheit und sein Eifer für das Allgemeine allen bekannt war.

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