Witiko

H228


[die dort für alle kommenden Zeiten aufbewahrt wurden, und die die Herzoge von Böhmen und Mähren vor der Besteigung des Fürstenstuhles, ehe sie mit schönen Gewändern geziert wurden, anlegten, damit sie sich ihres Ursprunges erinnerten.

Hierauf ging er in sein Gemach.

Dort]1

"In diesem Saale," sagte Hugo, "werden die Landtage [gehalten] und die Feste des Reiches abgehalten, und hier ist unser hoher Herzog Wladislaw gewählt worden. Vor zwölf Jahren sind mit dem Herzoge Sobeslaw einmal dreitausend Menschen in diesem Saale gewesen."

"Hier," sagte der König, "nehme ich Abschied von dir, erlauchter Herzog, und gehe in meine Stube. Das [a]Andere dieser Herrscherburg, in welche du mich geladen hast, werde ich mit den Meinigen allein einmal besehen."

Hierauf ging er in sein Gemach, und dort2 verabschiedete sich der Herzog, und ritt mit den Seinigen in die Burg Prag zurük.

Die geistlichen und weltlichen Fürsten ritten zu den Ihrigen.

Das Heer des Königs Konrad zog auf das Feld vor dem Wysehrad, um dort ein Lager zu errichten. Alle andern Krieger gingen auf ihre Pläze.

[Am Nachmittage ritt] Gegen den Abend ritten der König Konrad dann Heinrich, der Markgraf von Österreich und Otto, der Bischof von Freising, mit [einem schönen] Geleiten in die Burg Prag [zu Wladislaw, um ihn zu besuchen.].

[Er sprach dort] Dort sprach der König zur Herzogin Gertrud die Worte: "Sei mir in deinem Hause gegrüßt, du liebe Schwester. Ich sollte dir Bolzen und Lanzen und Schwerter und Harnische bringen statt der Perlen, die ich für dich in der Hand halte. Wenn man dich im Flitter unter deinen Frauen sieht, sollte man es nicht glauben, was die Leute von dir erzählen. Ich werde meine Versäumniß durch ein schönes Waffenkleid zur Erinnerung an die vergangenen Tage gut machen. Meine Hausfrau Gertrud sendet dir auch einen Gruß, und die andere Gertrud, die bald deine Schwägerin sein wird, [hat mich auch zum Bothen ihrer Grüße gewählt."] hat einen andern Bothen für ihre Grüße gewählt."

["Ich nehme alle] "Ich bringe sie," sagte Heinrich, der Markgraf von Österreich, "und bringe die Ladung zur Vereinigung mit ihr. Bei diesem Feste werden die drei verwandten Gertruden in einem Saale sein."

"Ich nehme alle Grüße und Ladungen mit Freuden auf," antwortete Gertrud.

[Am Abende ritt Konrad in den Wysehrad zurük.]

"Ich bin mit den zwei andern Brüdern auch hier," sagte Otto, der Bischof von Freising[en], "um meine liebe Gertrud zu begrüßen. Wir haben kämpfen wollen, und finden nur Feste. Gott hat uns geführt, und das Gebet unserer frommen Mutter auf dem Kahlenberge hat uns begleitet."

"Sie hat [es] gewiß gebethet, und ihr Gebeth ist erhörenswerth," sagte Gertrud, "und du, den sie so liebt wirst es [vergelten."] gedenken."

"Wenn ich es kann, ist es durch meinen Wandel," sagte Otto, "und den will ich unserer Mutter genehm zu machen suchen."

Als es Nacht wurde, ritten alle in den Wysehrad zurük.

Witiko übergab an diesem Tage Rowno das Schwert, welches er für ihn aus Nürnberg gebracht hatte, und theilte an die Waldleute die Geschenke aus, die er [ihnen mitgebracht] für sie dort erworben hatte.

[Drei Tage blieb der König Konrad] Der König blieb drei Tage in der Stadt Prag.

[3 Es wurden Feste gehalten. Der Herzog mit seinen Brüdern Lechen und Führern, der Bischof Otto mit seinen Priestern und [Krieg] Männern und Kriegern, der Probst Hugo mit seinen Priestern und Männern, der König Konrad mit seinem Geleite, und die deutschen geistlichen und weltlichen Herren übten Gastfreundschaft an einander. Kostbare Fische, Geflügel, Wild und alles, was einen Speisetisch ziert, wurde schnell herbei geführt, und der Herzog Wladislaw entgalt mit rothem und gelbem Weine, der an der Elbe gewachsen war, an Albero und die andern geistlichen und weltlichen Herren den Wein, den sie von den Ufern des Rheines und Nekars gebracht hatten. Es waren Waffenspiele, die deutschen Herren legten ihre Geschiklichkeit im Stechen und Hauen dar, die Böhmen übten, was bei ihnen Sitte und Gebrauch war, die Krieger die Knappen die Knechte und sogar der Troß tummelten sich in Waffen Pferden und Wägen, und Preise und Dankgaben wurden vertheilt. Unzählige Zuschauer waren aus der Stadt und der Gegend erschienen, und die böhmischen Frauen und Jungfrauen zeigten die Zier ihrer Landeskleider und ihre Schönheit den fremden Kriegern. Auch die Waldleute kamen herzu, und wiesen, was sie an Ringen, Schlagen, Springen und Rennen vermochten, und der Schmied von Plan forderte die deutschen und böhmischen Männer auf, einen Ahornschaft oder eiserne Stäbe zu biegen, und Balken zu brechen, oder Steine zu heben, wie er.

[Als der vierte Tag gekommen war]

Witiko hegte in diesen Tagen die Freundschaft des jungen Ortau, wie dieser die Freundschaft Witikos vor Nürnberg gehegt hatte.

Als der vierte Tag gekommen war, da die deutschen Krieger [[in] vor] vor die Stadt Prag [einge]gezogen waren, als die Kundschafter gemeldet hatten, daß die Feinde wirklich gänzlich auseinander gegangen seien, und als viele Geschenke an Waffen, Kleidern, Pferden, Geräthen, Schmuk und Kostbarkeiten ausgetheilt worden waren, ging der König Konrad mit seinem Heere auf den Rükweg, und die Männer zogen zwischen dem Berge Petrin und der Moldau in der Richtung gegen Pilsen hinaus, in der sie herein gekommen waren.]3
%%
Randnotiz: (Hier folgt die Beilage)4
%%

Der Herzog Wladislaw [ließ] nahm nun das verlassene Lager der Feinde in Empfang [nehmen. Die Früchte, die Schlachtthiere, de[n]r Wein, die Waffen, die Gezelte, die Stoffe, die Gewänder, und was sich an Gold und Silber und Steinen da befand, wurde ausgetheilt]. Was an Werth dort war, wurde vertheilt. Die Schleudergeräthe, welche brauchbar waren, wurden zu dem Kriegszeug des Landes [zugetheilt.] gestellt. [Die hölzernen Thürme, die] Das Holz der Verbalkungen und [alle] andere[n]r Werke [aus Holz] wurde[n] [zum Abbrechen und das Holz zur Vertheilung an die] den Armen [bestimmt] gegeben. Die Verwundeten, welche man [[da] im Lager noch in der Pflege] fand, [weil sie von den Ihrigen nicht hatten fortgebracht werden [konnten] können,] wurden zu einer besseren Besorgung in die Burgfleken von Prag getragen, und die schlecht begrabenen Todten wurden besser mit Erde bedekt[, und es wurde ein Todessegen über sie gesprochene.]. Die Priester sprachen den christlichen Segen über sie. Aus [den Stüken der] Dingen, die man in dem Lager und auf dem Kampfplaze fand, konnte man erkennen, daß alle an den lezten Kämpfen Theil genommen haben mußten, die es [nur immer] vermocht hatten, Arbeiter, Schenken, Händler, Trödler, Troßbuben, selbst Frauen.

Wladislaw [ordnete nun an, daß Krieger aus seinen Männern daran gehen sollen, den Boden, auf welchen die Feinde ihre Veste gebaut hatten, nach und nach wieder zu ebnen und zu ordnen, und er ließ] ließ nun die Ebnung des Bodens beginnen, und verkündigen, daß alle, welche ein Eigenthum [auf diesem Boden] dort haben, [und in Schaden gekommen sind,] sich [melden und] ausweisen sollen, [damit sie eine Vergütung aus der herzoglichen Habe erhalten.] um eine Entschädigung zu erhalten.
%%
1 Fortsetzung des getilgten Textes von H S.227.
2 Fortsetzung des Textersatzes von H S.227.
3 Die äußeren Tilgungsklammern zeigen die Streichung durch Schraffierung an, die auch die Randkorrekturen miteinschließt.
Vgl. Beilage zu H S.228.