Witiko

H228, S. 297


nommen.

Jezt erhob sich ein Mann von seinem Size, der in Lämmerfelle gekleidet war, und der bisher nicht geredet hatte. Er reicht Witiko die Hand uns sprach: "Ich bin der Richter von dem schwarzen Bache, wir werden uns vorbereiten, und werden zu der heiligen Jungfrau an dem braunen Steine und dem kalten Wasser der Alsch bethen."

Ein anderer Mann sagte: "Ich bin der Richter von der Haide um die Mugrauer Häuser, und wir werden nicht fallen, wie die Wahrsagungen sind."

"Wir haben auch Bäume und Hämmer und Schmieden," sagte wieder ein anderer Mann.

"Der Rath ist überall ein gutes Ding, wenn man ihn vernünftig befolget," sprach wieder Einer.

"Und die an der Steinleithe sizen und in den Waldhäusern des Heuraf[f]el sind auch immer Männer gewesen," sagte ein Anderer.

"Und die vom Rathschlage haben ihren Nachbarn immer geholfen," sagte ein sehr alter Mann, der ganz weiße Haare hatte.

"Ja, wie wir in den Stubenhäusern das große Feuer hatten, sind alle dagewesen," sagte ein anderer Mann.

"Und die alten Leute, die vor Zeiten gelebt haben, sind auch nicht Thoren gewesen," sprach jezt eine sehr alte Frau, welche neben Susanna an dem unteren Ende des Tisches saß, "wenn die Fässer um Mitternacht in dem Mönchgraben daher rollten, und sehr schwarz waren, und immer größer wurden, wenn der Kibiz in den Mooswiesen schrie, wenn in dem Scheine des Vollmondes [der] nach dem Tage des heiligen Bartholomäus der Wassermann auf dem Ufer der Moldau saß, und sich seine grünen Haare kämmte, wenn der [alte] Tule vom Plan den schwarzen Mann von dem Hammer bis zu den Badhäusern tragen mußte, wenn man immer ein Weinen hörte, und die Hunde sich nicht aus den Häusern getrauten, so waren das Zeichen, und auf die Zeichen muß man achten, und die Zeichen werden wieder kommen, und es sind seltsame Dinge geschehen, der alte Wossic in Wodnien, der auf der Zupanei sizt und Alles genießt, was sich ein Mensch wünschen kann, der allen hilft, und den alle fürchten, hat einen Vorfahrer gehabt, welcher Holzschuhe gemacht hat, und der alte Lubomir, der in Daudleb ist, stammt auch von einem Manne, welcher Pech gesammelt hat, und dann mit dem Herzoge Samo in die Feinde gefahren ist, und eine weiße Reigerfeder und einen goldenen Gürtel getragen hat. Die Jugend achtet nicht auf die Vergangenheit, und weiß nicht, was geschieht. In dem Hause des gelben Melchior [ist] in dem hinteren Glökelberge ist jezt auch schon in der Nacht in den vergangenen Monaten ein hölzerner Löffel freiwillig von dem Ofensimse, auf dem er troknete, in die Stube gesprungen, und in dem Bufferwalde schreit es drei Nächte."

"Sie sollen sich darein thun, und Alles verwenden, was nur in des Menschen Möglichkeit ist," schrie die alte Susanna, "und die Jünglinge in unseren Zeiten haben sich auch vor nichts gefürchtet, wir werden die Raben zählen, und die Abendröthe anschauen, und die Mädchen sollen [ihnen] für sie bethen, und ihnen rothe Bänder ziehen, wenn sie heim kehren, und sie sollen fremde Sachen bringen, und wir brauchen niemand, der ist wie der alte Wossic in Wodnian und der alte Lubomir in Daudleb."

"Sezt euch doch zu uns an den Tisch, Raimund, und du auch Jakob, es ist ja noch Plaz," sagte der Richter von dem schwarzen Bache.

Und die Männer, welche an dem Tische saßen, rükten auf ihrer Bank nach diesen Worten ein wenig näher zusammen, und machten für Jakob und Raimund Plaz.
Randnotiz: Die Männer gaben ihnen die Hände

Diese sezten sich an den Tisch, und die Tochter des Schenken brachte ihnen einen Krug mit Bier.

Und die Leute blieben noch lange in der Herberge an der unteren Moldau versammelt, und sprachen und tranken von ihrem Biere, und aßen von den Braten, die auf dem Tische verstreut lagen.

Als der Nachmittag vorrükte, standen zuerst diejenigen auf, welche einen weiten Weg zurük zu legen hatten. Sie beurlaubten sich von den Zurükbleibenden, verabschiedeten sich von Witiko, und begaben sich auf den Heimweg.

Und so verließen endlich nach und nach alle die Herberge bis auf solche, welche in der unteren Moldau selbst wohnten, oder solche, welche eben angekommen waren, und einen Trunk und einen Mundbissen verlangten.

Jakob fragte Witiko, ob er einen Befehl für Huldrik in dem Wangetschlage habe, er sei von Huldrik mit dieser Frage herauf geschikt worden.

"Sage Huldrik," antwortete Witiko, "daß ich ihm einen Gruß sende wie in den früheren Tagen, er möge niemanden mehr zu mir herauf schiken; denn es wird nur eine sehr kurze Zeit vergehen, und dann werde ich selber zu ihm in den Wangetschlag kommen."

"Es ist recht, ich werde ihm das sagen," entgegnete Jakob.

Und dann schlug er noch in der Nacht die Richtung nach dem Wangetschlage ein.

Witiko untersuchte in den nächsten Tagen den Weg, welcher von der unteren Moldau durch den Wald zu der Stelle des heiligen Thomas emporführte. Der Pfad war nirgends zu erkennen, es lag der hohe Schnee über ihn wie über alle anderen Gründe gebreitet.

Er untersuchte auch die andern Wege, die in verschiedenen Richtungen durch die Wälder gingen.

In der unteren Moldau und im Rathschlage und im Reutschlage und an dem schwarzen Bache und auf der Mugerauer Haide und in Friedberg und in der Friedau und noch an mehreren Stellen des Waldes machten die Leute nun aus Ahorn oder Eschen oder anderem starken Holze Lanzenschäfte und Keulen, sie schmiedeten Lanzenspizen und Schwerter, sie schnitten Riemzeug zurecht, suchten ihre Bogen und Armbrustgeschoße hervor, und sezten sie und die Pfeile und Bolzen dazu in guten Stand, und sie ließen schwere Stiefel machen, und aus Filz und aus dem groben grauen Schafwolltuche der Gegend Hauben und Gewänder nähen.

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