Witiko

H223, S. 283b

Dann kam Werinhard von Brun, und sagte: "Böhmischer Reitersmann, lasse dir es nur gefallen, wie es auch Andern erging."xxx

xxx Und die Männer sprachen unter einander, und mancher kam noch herzu, und redete ein Wort.

Und wie der Zug des Weges entlang ging, hörte Witiko hinter sich schnellere Pferdetrite, wie, wenn einer näher reitet, und dann hörte er die Worte: "Es hat mir an dem Herzen viel dike weh gethan, daß mich es deß gelüste, das ich nicht mochte han."

Witiko blikte schnell um, und sah einen jungen Mann in schönen blauen ritterlichen Kleidern auf einem weißen Pferde. Er sprach zu ihm: "Sei gegrüßet, Fiedler vom Kürenberge."

"Sei gegrüßet, Witiko," antwortete der Mann.

Er lenkte sein weißes Pferd vorwärts, bis er an Witikos Seite war.

"So hast du das alte Lied aus Passau nicht vergessen?" sagte Witiko.

"Ich habe es von Passau nach Wien getragen," entgegnete der Andere.

"Du konntest es nicht han," sagte Witiko.

"Ich konnte es nicht han," erwiederte der Andere. "Doch lassen wir das, Witiko. Sage, du Lederhaube, wie kömmst du denn nach Österreich?"

"Meine Mutter ist bei der erlauchten Frau Markgräfin Agnes auf dem Kahlenberge als Gast, und ich bin bei meiner Mutter als Gast," antwortete Witiko.

"Ich habe es gewußt, daß deine Mutter bei der Frau Markgräfin ist," sagte der Ritter vom Kürenberge; "aber ich habe es nicht gewußt, daß du auch da bist. Ich habe dich in dem Zuge gesehen, und meine Augen mußten dich heraus stechen, wie man eine Lerche mit dem Pfeile spießt. Dann bin ich dir nachgeritten."

"Und wie kömmst denn du nach Österreich?" fragte Witiko.

"Nun, siehe, der Hof des alten lustigen Bischofes Regimar ist nicht mehr," entgegnete der Ritter vom Kürenberge, "der Bischof Regimbert führt wohl auch ein fröhliches Haus in Passau; aber ich bin doch fort geritten, wie du fort geritten bist, Witiko. Ich bin in die Welt geritten. Wenn ich auch in dem Lande Baiern geboren bin, so ist mein Land zwischen der Ens und dem Inn nicht wie ein bairisches Land, und Heinrich, der stolze Herzog von Baiern ist nicht mein Herzog gewesen; denn der König Konrad hat Leopold, den Markgrafen von Österreich, mit dem Herzogthume Baiern belehnt. Leopold ist gestorben, und der König Konrad hält das Herzogthum Baiern ledig in seiner Hand. Aber er wird Heinrich, den Markgrafen von Österreich, der sein Stiefbruder ist, damit belehnen. Und wenn er ihn auch nicht damit belehnt, so wird das Land von der Ens bis zum Inn zu Österreich geschlagen werden, und Heinrich wird den Namen Herzog von Österreich führen. Und wenn der Hof in Passau fröhlich ist, so ist der Hof in Wien wonniglich. Die von Babenberg sind anders als die Welfe, und ihr Hof ist der erste und einzige in der deutschen Christenheit und in all der andern Christenheit, zu dem die Jugend zieht. Und wir dienen der schönen Gertrud, welche die Herzogin von Baiern gewesen ist, und welche jezt die Markgräfin von Österreich ist. Dort reitet sie auf dem goldlichten Pferde in dem weißen Kleide. Wie ist es denn bei euch in Prag?"

"Der Hof des Herzoges Wladislaw ist bisher immer mit Sorgen und mit Krieg erfüllt gewesen," sagte Witiko.

"Der Krieg ist auch erfreulich," sagte der Ritter vom Kürenberg, "er ist das Erfreulichste; denn er bringt das Höchste wie das Lied, den Ruhm."

"Uns brachte er Zerstörung und Jammer," entgegnete Witiko.

"Und der Ritter Gertrud und ihr Knappe Dimut sind jezt in dem Munde aller Sänger, die an dem Hofe ihres Bruders des Markgrafen Heinrich verweilen," sagte der Ritter vom Kürenberge.

"Das geschieht mit Recht," antwortete Witiko; "denn wer ein Großes und Gutes thut, deß Name soll auch in Ewigkeit genannt werden."

"Er soll genannt sein in Ewigkeit," rief der Ritter vom Kürenberge, "und der mit ihm, der sein Thun im Sange lobpreiset. [In Prag erzählen sie auch noch von andern Helden, die in dem Kampfe gestanden sind."

"Bist du in Prag gewesen?" fragte Witiko.

"Ja, in dem Zuge des Königes Konrad," antwortete der Ritter vom Kürenberge.

"Ich bin mit dem Herzoge Wladislaw von Prag nach Nürnberg geritten, um in dem Zuge zu sein, welchen der König nach Prag nehmen würde, und haben dich in Nürnberg bei dem Markgrafen Heinrich nicht gesehen," sagte Witiko.]

Es ist noch von andern Helden geredet worden, die in dem Kampfe gewaltet haben."

"Bist du in dem Zuge gewesen?" fragte Witiko.

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