Bruder stand da, und sah mich an. Die Frauen halfen mir nicht, weil sie den Bruder fürchteten. Da saß ein böhmisches Mädchen bei meinem Haupte, sie träufelte Wasser auf meine Stirne, und befeuchtete meine Lippen damit, und als ich wieder in dem Leben war, drükte sie ihren Mund auf den meinen, und streichelte meine Wangen, und liebkoste mich. Ich nahm mit meiner Hand ihren Arm, und sie half mir auf einen Stuhl. Und sie ist den ganzen Tag bei mir geblieben, und mehrere Tage. Dann ist sie mit den Ihrigen wieder in das Land Böhmen gezogen. Ich sagte endlich, daß ich Leopold, den Markgrafen von Österreich ehlichen werde. Es ist [das xxx] das Sterbejahr meines Gatten gewesen, und seitdem sind sieben und dreißig Jahre verflossen. Das böhmische Mädchen ist meine Freundin geworden, sie hat mich geliebt, und ich habe sie geliebt. Sie hat den böhmischen Herrn Zaton geheiratet, und ihre erstgeborene Tochter ist deine Mutter geworden, Witiko[.], [die mir] [die ist mir nach dem Tode ihrer Eltern freundliche] die mir auch freundlich geblieben ist, als ihre Eltern gestorben waren."
"Meine Mutter hat eine Christenpflicht geübt," sagte die Mutter Witikos.
"Und ich habe ihr christlich gedankt," antwortete Agnes.
Dann sprach sie: "Mein Eheleben ist mit Leopold sehr glüklich gewesen. Er ist sehr fromm gewesen, er ist gegen seine Unterthanen gut gewesen, und hat Münster und Kirchen gestiftet. Durch diese Fenster kann man auf das Kloster der neuen Burg hinab sehen, das er gegründet hat. Unsere Kinder sind in der Liebe zu uns und in der Liebe zu einander aufgewachsen. Dann ist er gestorben und ich muß hier um ihn trauern."
Sie schwieg eine kleine Zeit, die andern schwiegen auch.
Dann sprach sie wieder: "Es sind Heimsuchungen von vieler Art gewesen. Mein Vater hat seinen Sohn Konrad sehr geliebt. Er ist gewählter deutscher König geworden, und sollte nach dem Vater Kaiser werden. Da empörte er sich, und wollte dem Vater die Herrschaft entreißen. Die Fürsten entsezten ihn auf dem Reichstage in Mainz seines Anrechtes auf den Kaiserstuhl, weil keine Macht freventlich gegründet werden soll. Der Vater zog jezt seinen geliebten [jungen] Sohn Heinrich hervor, derselbe wurde zum deutschen Könige und Nachfolger des Vaters gewählt. Er wurde in Aachen gekrönt, und schwur, er wolle dem Vater in Allem gehorchen, und sich nie, so lange dieser lebe, freventlich erheben. Nach fünf Jahren ging er zu denen in Baiern, die sich gegen den Vater empört hatten. Der Vater sandte meinen Gatten, Friedrich von Hohenstaufen, den Herzog von Schwaben, dann die Erzbischöfe von Trier und Köln zu ihm, daß sie ihm seinen Eid und das vierte Gebot vorhielten. Aber es war vergeblich. Er gewann die Sachsen und manche andern, und da fruchtlos Worte hin und wider getragen waren, stand er mit einer Heeresmacht an dem Regen gegen die Heeresmacht des Vaters. Zuerst sagte er auch, er wolle nicht gegen den Vater kämpfen, er wolle nur d[a]es Vaters Seelenheil [desselben erringen], daß er sich von dem Banne löse, und [in] christlich[en Leben] mit seinen Kindern [sei.] lebe. Dann kam jene Nacht. Der Vater floh nach Böhmen. Bo
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