Witiko

H220, S. 266b


gekommen war, meldete er sich zum Abschiede. Er gab den jungen Rittern Geschenke, und empfing [auch] von ihnen Geschenke, so wie auch die Bischöfe Regimbert und Zdik ihm reiche Gewänder, Gold und einiges Waffenzeug spendeten.

Und am nächsten Morgen nach dem Abschiede wurde <die> Habe, die ihm gehörte, von dem Bischofhause fort getragen, und er ritt dann mit Raimund die sanfte Anhöhe hinab durch alle die Menschen, welche [hin und her]in jeder Richtung hin und her gingen, und ihre Arbeiten verrichteten, und an allen Dingen vorüber, welche zur Schau und zum Kaufe ausgelegt waren, bis er an den Strand der Donau kam. Dort stand ein schön gebordetes Schif von grüner Farbe mit einem rothen Schnabel. Das Schif trug ein grünes Haus, das mit rothem Zierath versehen war. Es wurden Ballen und Holzverschläge in das Schif geladen. Witiko und Raimund stiegen von den Pferden, und führten dieselben über eine Brüke in das Schif. Auf dem Schiffe wurden die Pferde in ein Gelaß gestellt, darin sich Borne und Heuleitern und Lagerstreu befanden. Die Pferde wurden in dem Gelasse angebunden. Witiko und Raimund aber sezten sich auf eine Bank, die auf dem Dache des Schifshauses nach der Länge dahin ging. Als sich alle Menschen, welche zur Wasserreise gekommen waren, auf dem Schiffe befanden, und als alle Dinge, die fortgebracht werden mußten, von dem Ufer in das Schif geschafft worden waren, wurde die Brüke zu dem Schiffe [zurük auf das Land] [zurük gezogen] [xxx] auf das Land zurük gezogen, die Taue, durch welche das Schif an diken Pflöken des Landes hing, gelöset, und der Schnabel mit Stangen, die man gegen das Ufer stüzte, in das weitere Fahrwasser gelenkt. Sogleich erfaßten die Wasser das Schif, der Schnabel wendete sich nach abwärts, und das Fahrzeug glitt auf den Wellen hinunter. Die Ruder wurden in die Fluth gesenkt, und der Steuermann ging mit dem Ende seines Baumes in langen Schritten auf seiner Holzplatte dahin. Man fuhr an den lezten Häusern der Stadt vorüber, an der Mündung der schwarzen Ilz vorüber, und in das breite Wasser hinunter, wo sich die Flüsse Inn und Donau berührten. Die Stadt Passau lag wie eine Insel zurük, der klippige [Ilzberg] Ilzberg wurde klein, und das Schif ging in die Waldschlucht, in welche Witiko mit dem Bischofe jagen geritten war. In breiten Lehnen ging der dunkle Wald zu beiden Seiten gegen die Donau nieder. Die Menschen auf dem Schiffe nannten die Lehnen Donauleithen, und zeigten, wie dieselben sich stellenweise verschoben, und dem Flusse Windungen vorschrieben. Es war lauter Wald ohne das geringste lichte Flekchen [an seinen Seiten] womit die Lehnen bedekt waren. Der Wald war gemischt aus Laubholz und Nadelholz. Hie und da sahen Burgen aus den finsteren Höhen nieder. Vor allen blikten die Augen auf die Burg des Herren Werinhart von Martspach. [Dann waren an ] In der Niederung an dem Saume des Wassers aber waren an manchen Stellen Hütten, und es waren kleine Wiesen und Felder. Auf dem rechten Ufer stand das Haus Marquards von Wesen, auf dem linken waren an den Stellen, an denen die obere Mihel und die untere Mihel in die Donau mündete, feste Gebäude. Viele Stunden, beinahe einen ganzen Tag, fuhr das rothschnablige Schif zwischen den Waldlehnen. Als die Sonne schon gegen [ihren Untergang kam] den Abend [zu] neigte, kam es gegen Aschach in der Richtung gegen Mittag hinaus. Man erblikte hier die blauen Berge des Landes Steier, wie sie Witiko von der Stelle des heiligen Thomas am Rande des Waldes an der Moldau erblikt hatte, und das Land war an beiden Seiten der Donau eben. In Aschach wendete das Schif sein Vordertheil, und legte sich an das Ufer. Es mußte die Wassermauth entrichtet werden, und es wurden Dinge ausgeladen und eingeladen, und Menschen gingen aus dem Schiffe, und andere kamen hinein. Als dieses vollendet war, stieß das Schif wieder ab, wendete sich, und fuhr von den Häusern von Aschach, die an dem Wasser standen, vorüber gegen die Auen hinab, die man die Aschacher Wörthe nannte. Es fuhr zwei Stunden zwischen den Auen fort. Dann kamen die Berge wieder an den Fluß. Auf dem linken Ufer waren waldige Höhen. Auf dem rechten stand ein finsteres Haupt empor, auf welchem, wenn auch von der Donau nicht zu sehen, die Burg der Herren von Kürenberg stand. Witiko kannte einen von ihnen als Sänger und wakeren Fiedler. Das Schif fuhr eine Stunde an dem finsteren Haupte dahin. Dann öffnete sich wieder das Land, und auf dem rechten Ufer des Wassers lag die Stadt Linz. [Es war indessen die] In der tiefen Abenddämmerung legte sich das Schif an der oberen Landung der Stadt an. Witiko und Raimund führten ihre Pferde über eine errichtete Brüke auf das Land, und dort durch den Wasserthurm in die Stadt. In der Wasserherberge fanden sie Unterkunft. Ehe sie aber die Ruhe suchten, rüsteten sie ihre Pferde, und ritten, daß die Glieder derselben in Bewegung kämen, eine Streke an der Donau abwärts, und dann in die Stadt, und ritten in der Stadt herum, und betrachteten, da an verschiedenen Stellen Lichter brannten, die Gebäude und die wandelnden Menschen[, die von den Lichtern, wie sie aus den Häusern schienen, beleuchtet waren.]. Dann ritten sie in ihre Herberge zurük, pflegten sich und die Pferde, und begaben sich zur Ruhe.

Als am andern Tage das schwache Morgenlicht an dem Himmel empor ging, fuhr das Schif wieder weiter abwärts. Witiko und Raimund saßen wieder auf der Bank des Daches. Das Schif fuhr von den Häusern der Stadt gegen Auen hinab, und zwischen den Auen fort. Nach zwei Stunden sah man auf dem rechten Ufer die Zinnen und Mauern der alten Stadt Lorch an [der Ens] dem Flusse Ens, und wieder nach