Witiko

H220, S. 265b


[Zdik segnete auch. Raimund bükte sich sehr tief, und sah gegen Zdik empor.] Hinter den Bischöfen kamen Priester und Herren, die in den bischöflichen Ämtern waren, [und] dann priesterliche Schüler und Diener der Kirche. Dann wurde in einer Senfte [[eine alte Frau getragen, die in ein rothes Sammetgewand gekleidet war. Um sie gingen Frauen und Jungfrauen. Hierauf ritten wieder Leute von Peilstein und Hagenau, und dann Leute des bischöflichen Sizes.]xxx] die Schwester des Bischofes von Passau getragen, die edle Frau Anna von Peilstein und Hagenau. Sie war in ein rothes Sammetgewand gekleidet, und neben ihr gingen Frauen und Jungfrauen. Dann kamen Männer von Peilstein und Hagenau und dann Männer des Bischofsizes.

Als der Zug vorüber war, eilten die Menschen in die Kirche, um der heiligen Handlung beizuwohnen.

[Witiko ging auch in die Kirche.]

Raimund erhob sich auch von der Erde, und Witiko ging mit ihm in die Kirche<.>

Am Mittage war ein Mahl in dem großen Saale der Burg, und Herren und Ritter und Frauen und Jungfrauen und Priester und Dienstmannen waren an dem Tische. Witiko saß neben Rudolph, dem Steiner.

[Dann] Nach dem Mittagmahle waren einige Waffenspiele.

Am Nachmittage, da Witiko mit dem Knechte Raimund in seine Wohnung gegangen war, kam ein Diener des Bischofes in schönen Gewändern zu ihnen, und sagte, er bringe von dem hochehrwürdigen Bischofe von Olmüz ein Geschenk an den Knecht des jungen Ritters. Er nahm bei diesen Worten ein Beutelchen von rothem Leder aus seinem Wamse, und reichte es an Raimund. Dann entfernte er sich wieder. Raimund öffnete das Beutelchen, und fand zehn Goldstüke darinnen. Witiko deutete ihm den Werth der Goldstüke, und sagte, er möge diese Menge des Goldes bewahren. Raimund verstekte das Beutelchen an der inneren Seite seines Waldrokes.

In den Tagen, die nun kamen, war kein so feierlicher Kirchenzug mehr, wie an dem Tage nach der Ankunft des Bischofes Zdik. Die Bischöfe feierten den Gottesdienst, wie ihn jeder in seiner Kirche zu feiern in Gepflogenheit hatte. In den Gemächern seiner Wohnung trug Zdik ein härenes Gewand.

In der nächsten Zeit kamen die Dienstmannen des Bischofes Zdik nach Passau, und auf Säumern wurden Dinge gebracht, die zu dem Eigenthume des Bischofes gehörten.

An einem Tage wurde eine Jagd auf schädliche Thiere gehalten, E[r]<s> waren viele Kriegsherren und Ritter zusammen gekommen. Die beiden Bischöfe ritten mit Hüfthorn und Speer auf dem linken Ufer der Donau hinunter. Es war ein hohes Waldland, das mit dichten Bäumen [jä] jäh an das Wasser herab ging. Mit den Bischöfen ritt Marquard von Wesen, der Schenk des Hochstiftes Passau, Otto von Aheim, der Kämmerer des Hochstiftes Passau, Chunrat von Heichenbach, der Marschalk des Hochstiftes Passau, Heinrich von Tannenberg, der Truchseß des Hochstiftes Passau, dann Cholo von Wilheringen, Werinhart von Martspach, Catochus von Walchenstein, [und noch andere,] Witiko, Rudolph und noch mehrere andere, es ritten Dienstmannen der Herren, es ritten Edelknechte, und Knechte, und zogen die Jagdmeister und die Hundemeister und die Helfer mit den Geräthen mit.

"Das ist ein schönes Gehege an dem großen Wasser, sagte Zdik, der Bischof von Olmüz.

"Es geht in Windungen so hier wie an der andern Seite des Stromes viele Wegestunden bis Aschach dahin, wo die Brüder von Jugelbach, wie ich dir gesagt habe, zwei Burgen bauen wollen. Der Wald steigt von dem Ufer an unserer linken Seite schnell hinan, und geht dann in Absäzen immer höher bis zu dem Lande Böhmen fort, wie es an dem Wege ist, auf dem du zu mir heraus geritten bist. Oben ist er vielfach gereutet, und stehen Ortschaften und Burgen da, von welchen manche de[n]m Hochstifte[n] noch nicht unterworfen sind. Es sucht aber zu erwerben und die Kirche zu stärken, wie ja unser Gericht Velden sich vor kurzer Zeit wieder aus gedehnt hat. Es sizt der Gaurichter dort, und hält die Dinge, und die Schöffen finden das Urtheil. Wir geben den Menschen mehr Rechte als die weltlichen Herren. Füchse und Hasen darf sich jeder nehmen, für einen Marder und Iltis bekommt er Geschenke, wer einen Wolf bringt, darf sich einen Hirsch erlegen, und die Bauern haben drei Haghakenwürfe weit von ihrem Felde in den Wald hinein das Holzrecht."

"Und wenn ihr noch Manches zuwendet, so werden die Fluren höheres Gedeihen und Reichthum hegen," sagte Zdik.

"Der Krummstab soll segenreicher sein als das Schwert," sagte der Bischof von Passau.

Und sie ritten dann von dem Ufer der Donau in den Wald hinan, und zerbrachen zwei Fuchsbaue, und gruben in den Bau eines Dachses.

Und eines andern Tages waren sie bei dem Grafen von Formbach an dem Inn, und ein anderes Mal [bei den Herren von Neuburg.] in der Veste von Neuburg.

Sie ritten auch in die Klöster an dem Randshofe, und waren in Nachbars herberge bei Konrad, dem Bischofe von Salzburg.

Als fünfzehn Tage vergangen waren, seit Witiko mit Zdik dem Bischofe von Passau