Witiko

H219, S. 285b

"Wenn ich meine Haube abnähme," sagte Witiko, "so würdest du sehen, daß nicht alle die Loken zu sehr zurük schneiden."

"Ich weiß es, du trägst die Haare nach deutscher Art," sagte der andere.

<">Und wie sie die jungen Ritter aus den Ländern Böhmen und Mähren tragen," sagte Witiko, "ist es auch nicht mehr gar weit von eurer Sitte entfernt, und eure bunten Lappen nehmen sie auch schon auf ihren Leib, obgleich ich sagen muß, daß, wenn der alte Bolemil oder Lubomir in das dunkle weite fließende Gewand gekleidet sind, und den reichen Gürtel tragen, es edler aussieht als eure schimmernden Fähnlein. Im Mittage Böhmens haben sie sehr einfache enge Gewänder, ich trage sie auch, wenn ich dort bin."

"Die werden wohl in diesen Gewändern nicht turnieren," sagte der Fiedler von Kürenberg.

"Nein deinem Spotte zum Troze turnieren diese gar nicht," entgegnete Witiko, "wenn von ihren Eisenstangen oder Keulen oder Hämmern ein Schlag fällt, so ist er gleich zu Tode, wenn auch ein Eisenblech die getroffene Stelle ist. Das haben sie den Mährern auf dem Wysoka eingeprägt, und ihnen bei der Vertheidigung von Prag gezeigt. Und wenn sie zu mir die Mitfolge halten, gedenke ich nicht Unbedeutendes mit ihnen in dem Streite auszuführen, der im nächsten Jahr gegen die mährischen Fürsten sein wird."

"Ich kenne deine Waldbären nicht," sagte der andere, "wenn sie auch dem Feinde die Haut über das Haupt herabziehen, ich achte ihre Mannbarkeit, wie ich dich, mein Witiko, liebe; aber es ist ritterlich prachtvoll, in vollen Platten in den Bügeln stehend mit eingelegten Lanzen gegen einander zu fliegen, die Lanzen zu brechen, daß die Splitter stauben, und doch mauerrecht auf dem Pferde zu sein, daß die Frauen und Jungfrauen auf dem Söller jubeln, und mit leuchtenden Augen herab sehen."

"Ich würde es vorziehen," antwortete Witiko, "durch das, was ich bin, und thue, nicht die Augen einer Jungfrau leuchten zu machen, sondern ihr Herz zu treffen, daß es nichts anderes kennt als Liebe zu mir, und daß ich ihr die größte Lust auf der Erde bin, wenn ich es nehmlich vermag."

"So vermag es, du Waghals," sagte der vom Kürenberg, "und raffe alles von hinnen, was du bei uns siehst. Oder hast du es schon vermocht? Es wird schon so sein. Wenn du bei uns bleibest, Witiko, so würdest du vielleicht eine Blume unserer Ritterschaft, und würdest auch noch Lanzen brechen, damit schöne Augen scheinen. Wenn du das Turnier nicht achtest, liebst du vielleicht Sang und Klang?"

"Ich liebe es," sagte Witiko, <">wenn ich es auch nicht übe, da mir die Gabe fehlt."

"Du sezest deine Worte im Sagen," entgegnete der andere, "wir haben davon reden gehört. In Österreich klingt und singt es jezt wie in keinem andern Land, und es wird noch höher gehen. Die von Babenberg sollten Kaiser sein, und da würde ihr Hoflager bald in Würzburg bald in Nürnberg bald in Frankfurt bald in Worms bald in Speyer das leuchtendste sein, das es auf Erden gibt, und aller Glanz an Tapferkeit an Sitte Ehre und Gaben würde dahin ziehen. Die neuen Herzoge in Schwaben, die sich jezt erst ihre Burg auf dem hohen Staufen gebaut haben, und schon die Königskrone tragen, mögen herrlich sein, wie der alte Büren oder der junge Friedrich, dem der goldene Bart wächst, der Neffe der Agnes unserer verwittweten Markgräfin; aber Österreich ist alt und aller Ehren und Thaten voll. Wenn der Ritter vom Kriege von der Jagd vom Kampfspiele nach Hofe zieht, da gilt auch das Spiel des Sanges und der Saiten, und der Kranz dafür ist dem gleich, den die Waffen bringen. Da übt man beides, und wer darin etwas kann und weiß, zieht heran. Wir fiedeln fleißig und gebrauchen die Kehle, der von Oftering und ich. Wir werden, was von dem hörnernen Siegfried von Ezel von Dietrich von den Burgunden und ihren Mannen in unserm Lande singt, in einem Sang zusammen fassen, der vielleicht erklingt bei uns und anderwärts, wo Stimmen und Ohren sind."

"Thut das," sagte Witiko.

"Andere werden anderes thun," sagte der Fiedler von Kürenberg, "und ihr werdet noch rings auf uns sehen. [Du vor allem,] Witiko, komme zu mir in die Stadt hinab, so oft du willst, ich werde dir zeigen, was bei uns gebaut wird, und was man sonst ein richtet, und werde dich zu manchem führen, der da gilt. Siehst du dort, der das gelbe Gewand trägt und die weiße Feder auf dem Haupte."

"Ich sehe," sagte Witiko.

"Das ist Rüdiger," sprach der von Kürenberg, "der die höchste Ehre hat, dem keiner obsiegt, der die schönste Hausfrau heim geführt hat, und dem der Markgraf traut wie seinem Auge. Neben ihm reitet Tibert der Kämmerer, der im schwarzen Gewande, er ist ein guter Mann, der allen Leuten Dienste thut, aber das Schwert führt, daß es eine Genüge ist. Dort siehst du näher gegen uns Chunrat

Randnotizen: xxx Seite vertikal mit Stift gestrichen