Witiko

H215, S. 279


Hand getragen hatte, auf den Tisch, er entgürtete sich seines Schwertes, und legte es zu der Haube, dann sezte er sich zu der Mutter auf eine gepolsterte Ruhebank, die sich auf hölzerne Lowen stüzte.

"Witiko, ich habe dich lange nicht gesehen," sagte seine Mutter.

"Ich konnte fast nicht anders," sagte Witiko.

"Du bist stark wie beinahe ein fertiger Mann geworden," sagte die Mutter.

"Möge es sein," entgegnete Witiko, "es fehlt noch immer viel[,]. Als ich von dir zu dem Herzoge Sobeslaw ging, zeigten sich die Sachen gut. Aber er starb vorzeitig, und es geschah nach seinem Tode Unrecht. Die Zeit war eine düstere, die ich in Plan warten mußte. Ich konnte nicht zu dir gehen, und nicht zu den Genossen, die mich fort ziehen gesehen hatten."

"Unser ehrwürdiger Vater Benno sagte, daß du gut und recht geblieben bist, und daß du verständig in der Versammlung der hohen und niederen Herren gesprochen hast," sagte die Mutter.1

"Lebt er noch in Gesundheit, und wie ergeht es dem würdigen Mann?" fragte Witiko.

"Er lebt in Gesundheit, er lebt seinen Betrachtungen und Büchern,[" entgegnete Wentila] er lebt einen Tag wie den andern, und hält seinen Gottesdienst in der Martinskirche in Landshut. Er spricht ab und zu gerne mit mir, und liebt dich [wie einen Knaben."] als wärest du noch ein Kind," antwortete die Mutter<.>

"Sage doch dem heiligen Greise meine Liebe und Verehrung, Mutter," entgegnete Witiko, "wenn du wieder nach Landshut zurük kömmst."

"Ich möchte unter allen Menschen dieser Erde zuerst dir Freude machen," sagte Witiko, "dann ihm. Dann ist noch ein Mensch, dessen Beifall ich erringen möchte."

"Sage mir alles, Witiko, was in deinem Herzen ist," sprach die Mutter.

"Die Gründe in Pric sind gut bestellt," antwortete Witiko, "sie werden in jedem Jahr besser, Kuto ist ein treuer Diener, er versteht die Erde, die uns Nahrung gibt, zu behandeln, und Kon und Dam und Peko und Mira und Glota dienen ihm gerne, weil er freundlich gegen sie ist. Er ist sehr sparsam. Die Brüke ist hergestellt, das Stalldach ist neu, und wir haben zwei Kühe von dem sächsischen Gebirge herab kommen lassen."

"Du hast dich selber um die Sachen bekümmert, Witiko," sagte die Mutter.

"So weit ich die [Sachen] Dinge verstehe," antwortete Witiko, "ich suche sie immer mehr zu verstehen, und dann mit Rath und Anordnung in sie ein zu gehen. In Plan sind die Gründe magerer als in Pric, der Wald ist höher, das Gestein herrschend, und aus ihm ist Gerölle Grabsand und Steinmehl in der Erde. Martin und Raimund und Lucia bewirthschaften das kleine Anwesen [se] mit Taglöhnern sehr gut. Das Häuschen ist nicht schadhaft, und wenn das Gut auch nicht viel trägt, so sollten wir es wahren, es liegt so lieblich in dem Walde, und könnte vergrößert werden. Es sind Menschen herum, die sehr treu zu mir gehalten haben."

"Du hast selber in Plan Arbeiten wie ein Knecht verrichtet," sagte die Mutter, "mir hat Florian, den mir der Köhler mit Botschaften geschikt hat, davon erzählt."

"Ich habe in Feld und Wiese geholfen, und das hat mir sehr wohl gethan," sagte Witiko.

"Und du bist zu den Menschen in dem Orte gegangen, und hast sie in deiner Stube versammelt," sagte die Mutter.

"Wie die Unsrigen sonst auch gethan haben," antwortete Witiko, "und sie sind ein sehr guter Schuz der rechtlichen Sache geworden, und haben gezeigt, was der Wald noch vermag, und können mir wieder beistehen in einer großen Sache, und auch etwas zur Entscheidung thun. Der Wald birgt sehr große Kräfte, ich bin ein Gefährte seiner Menschen geworden, und sie sind meine Gefährten geworden."

"Deine Vorfahrer, Witiko, haben kleine Besizungen gehabt," sagte die

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