Witiko

H213, S. 276


Augen, und er sagte: Heinrich, bei Gott dem Allmächtigen bitte ich dich, lade nicht solche Thaten auf dich, die weder hier noch dort verziehen werden können, und die deinen Vater um dich zur Verzweiflung bringen können. Mein Bruder umfaßte die Knie des Vaters, und sagte er bereue alles, was er gegen ihn unternommen habe, er bitte um Verzeihung, er werde gehorsamen, der Vater möge sich mit der Kirche versöhnen und beide wollen sie auf den Reichstag nach Mainz gehen, und dort die Versöhnung besiegeln. Der Vater verzieh. Mein Bruder Heinrich sagte, er werde nach Mainz gehen, und dort alles vorbereiten, der Vater möge indessen warten. Er kam zurük, und schwor, er sei bereit, für den Vater Leib und Seele zu opfern, und er wolle ihn weiter geleiten. Sie zogen fort, und kamen bis gen Bingen. Jeder hatte dreihundert Begleiter. Da fingen die Begleiter meines Bruders an, sich zu vermehren, und er sagte: Vater, ich werde immer besorgter. Der Erzbischof von Mainz wird euch nicht in seine Stadt einlassen, so lange ihr im Banne seid. Bleibet in Bingen, und feiert dort das Weihnachtsfest, ich werde indeß für euch wirken. Mein Vater sagte: Gott ist Richter zwischen mir und dir, ich vertraue auf dich. Mein Bruder schwor zum dritten Male, daß er das Leben für den Vater gebe. Er zog nach Mainz, der Vater nach Bingen. Dort ward er von Mannen des Bruders und Gebhards des Bischofes von Speier umringt, die Seinigen wurden zerstreut, er wurde gefangen gesezt, und man versagte ihm des Leibes Nothdurft und Bequemlichkeit. Da kamen von Mainz gesandt die Erzbischöfe von Mainz und Köln der Bischof von Worms und der Markgraf von Meißen. Sie sagten: Gieb uns die Krone den Purpur und den Ring, daß wir diese Kleinode deinem Sohne Heinrich bringen. Mein Vater sagte: Was berechtigt euch zu dem Begehren. Sie sagten: Priesterliche Stellen werden für Geld verkauft, du bist im Bann. Alle im Reiche leiden an Leib und Seele, deshalb sind die Fürsten und der Papst des Willens, dich deiner Würde zu entsezen. Der Vater rief: Du Rothart Erzbischof von Mainz du Friedrich Erzbischof von Köln, und du Adalbert Bischof von Worms, ich habe euch eingesezt, was habt ihr mir für eure Stellen gezahlt? Sie antworteten: Nichts. Der Vater sagte: Nun also bin ich gerechtfertigt, und ihr hättet viel für eure Stellen [in meinen Schaz] zahlen müssen. euch aber sage ich: befleket diese Stellen nicht, daß ihr am Frevel Theil nehmt, und schändet nicht die kaiserliche Würde. Wollen die Fürsten einen Entschluß fassen, so werde eine Frist zur Untersuchung gesezt, und werde ich schuldig befunden, so werde ich selber die Krone meinem Sohne auf das Haupt sezen. Die Abgesandten sagten, eine Frist werde nicht bewilligt, der Kaiser mußte sich sogleich entschließen. Darauf entfernte sich der Vater, kehrte dann zurük angethan mit dem Purpur die Krone auf dem Haupte, und sprach: Der Kaiser hat sonst den Verbrechern Frist und Gehör bewilligt, dem Kaiser bewilliget man sie nun nicht. Wenn es so ist, so nahet, und nehmet die Dinge, die ihr begehrt. Als er dies gesagt hatte, standen die Gesandten in Schrek und Scham. Nach einer Weile aber sprach der Markgraf von Meißen: Unser König hat gesagt, wenn der Kaiser schnell ein willige, so kann sein Leben gerettet werden. Der Erzbischof von Mainz sprach: Wenn wir den Würdigsten auf den Kaiserstuhl gehoben haben, sollen wir den Unwürdigsten nicht absezen können? Dann naheten sie, nahmen dem Vater die Krone von dem Haupte, zogen ihm den Ring von dem Finger, und sentkleideten ihn des Purpurs. Er aber rief: Herr, ich leide für die Sünden meiner Jugend. Ihr aber habt nicht das Recht des Rächers, und eure That wird die Strafe erleiden, die über den verhängt war, der Christus verrathen hat. Und da die Reichskleinode in Mainz waren, und da die vielen Fürsten und Priester und die Abgesandten des heiligen Vaters, die dort waren, riefen, der Kaiser solle kommen, soll Buße thun, und freiwillig dem Reiche entsagen, ließ der Bruder unsern Vater nach Ingelheim bringen, und die Fürsten und Versammelten gingen auch dahin. Dort droheten sie ihm, daß er die Herrschaft freiwillig niederlege. Der Vater sagte: Werde ich dann Ruhe und Sicherheit haben? Da antwortete der Gesandte des heiligen Vaters der Bischof von Konstanz Gebhard: Nein, bis du eingestehst, daß du freventlich an der Kirche und an ihrem Haupte gehandelt hast. Der Kaiser sagte: Man