Witiko

H209, S. 267a


Dann kam ein Gemach mit vielen Gesiedeln und Tischen, es war viel prachtvoller in dunkelblauer Seide ausgelegt, als das mit rother ausgelegt war, in welches Regimbert den Bischof von Olmüz und Witiko zuerst geschikt hatte. Ein Thronstuhl mit einem Überdache und die Gesiedel waren von gleicher dunkelblauer Seide. Das Gemach war ein Empfangzimmer. Aus diesem Gemache folgte Witiko dem Bischofe in ein Speisezimmer, das mit dunkeln Birnholze ausgetäfelt war. Es enthielt alle Geräthe, welche in einem solchen Zimmer nothwendig sind. Die Tafel, welche in der Mitte des Zimmers stand, war schon zum Speisen gedekt. Nach diesem Zimmer gelangte man durch zwei gleichfalls mit Birnholz getäfelte Gemächer in ein anderes, dessen Getäfel braunes Nußholz war. Hier standen Schreine, deren Thüren offen waren, und in deren Innerem man prachtvolle Gewänder sah, welche ein hoher Kirchenherr in der Kirche und außerhalb derselben im Hause im Felde und im Walde tragen konnte. Für Truz= und Schuzwaffen waren eigene Schreine aus Eichenholz. Nach dem Kleiderzimmer folgte ein Wohnzimmer dann ein Ankleidezimmer dann ein Waschzimmer und nach diesem durch Vorhänge verhüllt ein Schlafgemach. Alle diese Zimmer hatten braunes Nußholzgetäfel[.], und in der ganzen Reihe waren Leuchter mit brennenden Kerzen. In dem Ankleidezimmer blieb der Bischof stehen, wendete sich gegen Witiko, und sagte: "Sehr hochachtungswerther Mann, ich danke euch in Gott auf das Treueste für den Christendienst, welchen ihr mir erwiesen habt, seit wir auf unsere Verabredung in eurem Hofe Pric zusammen gekommen sind. Ihr habt den Dienst Gott dem Herrn erwiesen, weil ich im Dienste Gottes des Herrn von gewaltthätigen und mächtigen Menschen verfolgt werde. Gott wird euch im ewigen Leben lohnen, und wenn es euch frommt, wird er auch hier schon manchen Sonnenschein des Glükes für euch leuchten lassen. Ihr habet ihm in den Wäldern gedient, möge er euch in den Wäldern belohnen. Wir werden in besseren Tagen wieder in dem Hause unseres Herzoges Wladislaw zusammen kommen, und ich hoffe, wir werden uns freundliche Gesinnungen bewahren. Gott segne euch, und lasse euch nie vergessen, daß ich euer Schuldner bin."

Nach diesen Worten legte er beide Hände auf den Scheitel des blonden Hauptes Witikos, und regte die Lippen im Gebete.

Dann sagte er: "Ich werde jezt Diener rufen, welche euch in eure Herberge geleiten sollen."

"Hochehrwürdiger Herr," sagte Witiko, "rechnet nicht zu hoch an, was ich gethan habe. Ich hätte einen armen verachteten Manne auch den Weg durch den Wald gezeigt. Das einzige Verdienst, welches ich habe, besteht darin, daß ich es für euch mit Liebe gethan habe. Und wenn Gott dieses lohnt, so wird er in seiner höchsten Weisheit schon das Maß ermessen, dessen es würdig ist."

"So wird es auch geschehen, mein Sohn," sagte Zdik, "er wird in seiner höchsten Gerechtigkeit richten."

Hierauf that er auf eine silberne Gloke, welche sich in dem Gemache befand, einen Schlag. Nach einer Weile kam der Priester Constantius.

"Lasse, ehrwürdiger Bruder, diesen Ritter in sein Gemach geleiten," sagte Zdik zu ihm.

Constantius ging fort, und kam wieder mit zwei Dienern, welche Lichter trugen. Witiko verneigte sich vor dem Bischofe, und dieser reichte ihm noch ein mal die Hand. Dann trennten sie sich, und Witiko ging mit dem Priester Constantius und den zwei Dienern durch die Gemächer zurük, durch welche er mit Zdik herein gekommen war. Im Vorgemache blieb der Priester Constantius bei den Kämmerlingen und Dienern zurük, und die zwei Diener mit den Lichtern geleiteten Witiko weiter. Sie gingen über einen Gang, und dann über eine Treppe empor. Oben schritten sie noch eine Streke auf einem Gange fort, und hielten an einer dunkeln Eisenthür. Sie öffneten dieselbe, und geleiteten Witiko durch sie hinein. Sie gelangten in ein Vorgemach, und in drei mit Eichenholz getäfelte Zimmer. Es brannten auch hier schon Lichter. In einem der Zimmer war ein Tisch gedekt, in dem andern waren Waffen und schöne Kleider, und das dritte war das Schlafgemach Witikos. Ein Diener entfernte sich, der zweite wollte zu Witikos Dienste zurük bleiben. Dieser gestattete es nicht, und sendete ihn auch fort.

Da er nunmehr allein war, ging er daran, seinen Knecht zu suchen. Da er die Räume

Seite vertikal mit Stift gestrichen Federrpoben