Witiko

H206


[1 einander Racherufe zu, und Menschen liefen herbei, und verlangten, Diepold solle hinaus gehen, und von den Feinden morden und vernichten, was er nur vernichten könne. Er sagte, die Zeit werde kommen. Andere begehrten unter die Vertheidiger aufgenommen, und gegen die Feinde verwendet zu werden. Die Herzogin kam herzu. Ihr ganzer Oberkörper war in Waffen gehüllt, und ihr goldenes Haar war unter einem glänzenden Helme. Dimut war bei ihr, und war wie sie bewaffnet, und hatte einen Helm auf dem Haupte. Es waren mehrere Kriegsleute mit der Herzogin. Sie sagte, sie [sie] wolle bei der Vertheidigung der Stadt helfen, sie wolle Dienst thun wie ein Krieger, und sie wolle ihre Pflicht, zu der sie hier eingesezt sei, auch rechtlich erfüllen.

Gegen den Abend sänftigte sich das Feuer, und ehe die Nacht einbrach, war es gedämpft. [Diepold ordnete Wachsamkeit auf den Mauern an; aber die Feinde unternahmen nichts gegen dieselben.

Da wieder der Tag erschien, konnte man die Feinde an ihrer Arbeit sehen. Und an den nächsten Tagen und an den folgenden sezten sie ihre Bemühungen fort. Sie machten Wälle und Bollwerke gegen die Stadt und befestigten Alles rings, als wollten sie gegen die Veste, die sie zu gewinnen strebten, eine zweite Veste errichten. Sie zimmerten Bergen aus Balken und Bäumen, und arbeiteten hinter den Bergen, und schoben die Bergen vor, und errichteten Werke, und gingen von diesen Werken wieder vor zu anderen, und man konnte sehen, wie sie ihre großen Gerüste, die sie zur Zertrümmerung der Mauern gebaut hatten, näherten, und zu ihrem Vorhaben zurecht zu stellen suchten.

Diepolds Leute nahmen mit Greifzangen, die sie von den Mauern hinab ließen, Geräthe, welche die Feinde nach dem Sturme zurük gelassen hatten, und welche [sie] zu bewältigen waren, herauf. Sie bauten auch Verbalkungen und Bergen und andere Schuzwerke, und besserten aus, was Ausbesserung heischte. Indessen warfen sie unaufhörlich Geschosse und Wurfdinge aller Art gegen die Feinde, und suchten ihre Steine durch die Schleudern in hohen Bögen so zu richten, daß sie hinter den Bergen in die Feinde nieder fallen konnten, und je mehr sie Dinge hinausschleuderten, desto mehr wuchs der Vorrath derselben an ihren Wurfwerken wieder an. Die Feinde sendeten Lasten aus ihren [Werken] Gerüsten gegen die Stadt, um die [Befestigungen] Zinnenbauten derselben zu zerstören, und die Krieger auf den Mauern zu behindern. Oft kam ein Schwarm ganz nahe an die Mauer, und sendete Pfeile auf die Vertheidiger empor. Diese antworteten durch ein Geschwader von Pfeilen.

Wenn Diepold manche Stellen der Feinde genau erkundet hatte]1
Randnotiz: (Hier folgt die Beilage zu 206)2
machte er mit Kohle eine Angrifszeichung auf dem Tische, erklärte [sie] den Seinigen die Zeichnung, und brach dann mit einer Schaar aus dem Thore, überfiel die Stelle auf Wegen, die ihm bekannt waren, und schlug mit [dem Schwerte, was zu erreichen war, und stürmte gegen die Vertheidiger mit aller Kraft, die
(1) [aufzubereithen war.]
(2) aufgebothen werden konnte.
Und [ergrimmt] ergrimmter waren diese Kämpfe als die in der Feldschlacht. Man faßte den Gegner, wie man nur konnte] Waffen, was Waffen bewirken konnten, und mit jeder Kraft, die aufzubiethen war. Und diese Kämpfe, welche zahreich und furchtlos waren, erzeigten sich ergrimmter und wüthiger als die Kämpfe in der offenen Feldschlacht. Die Gegner faßten sich nahe, wie man konnte, an Riemen, an Gewändern, mit den Armen, Brust gegen Brust Körper an Körper. Und wie Brüder, wenn sie kämpfen, dies erbitterter thun als Fremde, so stritten hier Kinder [des Landes gegen Kinder des Landes.] der nehmlichen Fluren gegen Kinder der nehmlichen Fluren.

[Dieses dauerte eine Reihe von Tagen. Und mit Eifer und rastlos arbeiteten auch die Vertheidigungsschmiede, die Zimmerer, die Pechgießer, die Schwertfeger, die Waffenschläger, die Flechter, die Sandmänner, die Sehnendreher, die Bogen- und Pfeilschnizer, die Gewandmacher, die Karrenführer, und was in Pflicht bei der gegenwärtigen Lage war.]3

[Dies] So dauerte [eine Reihe von Tagen] es eine Zeit.

Endlich [schienen die Werke der Feinde zu Stande gebracht, und eines Morgens wurden alle Wurfdinge, welche im Kriege gebräuchlich waren, und welche die Feinde für diesen Krieg neu ersonnen
hatten, gegen die Stadt geschleudert. Steine sollten die Mauern lokern und zertrümmern. Steine, in hohen Bögen geworfen, sollten die Werke und die Männer hinter den Zinnen treffen, und Kugeln und Balken und Pfeile und Bolzen jeder Größe sollten durchbohren, zerstören, tödten, wohin sie gelangten.

Diepold that Ähnliches. Große Trümmer schlugen an die Stellen, wo sich die Wurfzeuge der Feinde befanden, und Steine, und Eisen, und Blei, und Balkenpfeile, und Pfostenbolzen, und Festungslanzen und Geschoße jedes Namens strömten dahin, wo sich Feinde gestellt hatten. Und] stellten die Feinde ihre großen Geräthe, die sie zusammen gebracht oder neu erbaut hatten, und die Diepold nicht hatte hindern können, in die Erdwerke gegen die [Stadt. Und nun begannen sie die großten Wurfdinge] Mauern, die gegen sie befestiget worden waren. Und nun begannen sie die größten Wurfdinge gegen die Mauern zu schleudern, um sie zu zertrümmern. Von kleineren Geräthen sandten sie Geschosse gegen die Vertheidiger der Zinnen. Diepold sandte seine großen Geschosse gegen die Werke der Feinde, und die kleinen gegen die Angreifer.

[W]Wenn sich an einem Plaze die Mauer zu lokern begann, [so] ließ [Diepold] er Rahmen mit Geflechten über die Stelle hängen, und wenn die Geflechte sich zerfaserten, erneuerte er sie, und wenn die Feinde gerade [an die Stelle] dahin ihre Würfe richteten, ließ er dike Stierhäute hinab, und brachte immer neue solche Häute.

Und die Nacht unterbrach nicht die Bemühungen, sie dauerten fort, und dauerten Tage und Nächte, und wenn kurze Fristen eintraten, so endeten sie bald wieder, und der Drang zu gewinnen und zu vertheidigen
(1) [|wütete| [erhöht an ihre] mit größerer Stärke]
(2) kam [erhöht] an ihre Stelle.
(3) kam mit [größerer Stärke] an ihre Stelle.
(4) kam mit erneuerter Kraft an ihre Stelle.

[Die] Die Führer, [D]der alte Lubomir [gab sich der Sache hin], der alte Diwis, Wsebor, Preda gaben sich der Sache hin, der alte Bolemil [opferte] gab das Theilchen seiner Tage, die ihm noch gegeben waren preis, die Äbte [fanden sich ein] waren da, der Bischof Otto, und Jurik und Gervasius und Nemoy und alle andern. Die Krieger wurden in ihren Anstrengungen abgelöst, die Führer [waren immer auf den Mauern.] nicht.

Die Herzogin
(1) hatte an einer Stelle [eine Schaar Krieger][, die] unter sich, die sie befehligte
(2) [hatte an einer Stelle ihre Kriegsleute unter sich, die sie] befehligte
(3) befehligte
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1 Die äußeren Tilgungsklammern zeigen die Streichung durch Schraffierung an. Fortsetzung des getilgten Textes von H S.205.
2 Vgl. Beilage zu H S.206.
3 Absatz durch Schraffierung getilgt.