Witiko

H203



Dann schwieg er.

Die feindlichen Reiter blieben auf ihrem Plaze [immer] stehen.

Nach einer Weile sagte [Diepold] er: "Legt auf."

Die Männer legten einen Stein auf die Schaufel einer Schleuder.

Wieder nach einer Weile sagte Diepold: "Richtet, und [dre] dreht ab."

Die Männer gaben der Schleuder eine Richtung, dann drehten sie an kurzen Speichen, die Schaufel fuhr in die Höhe, und in dem Augenblike fiel eine große Steinkugel im Bogen gegen die Reiter nieder.

Diese wendeten sich um, [ritten fort,] und ritten über die Brüke davon.

Ein Geschrei des Jubels folgte ihnen von den Mauern der Stadt.

Es kam [nach und nach] der Abend, und als es finster geworden war, konnte man den Schein der Feuer der Feinde [theils] von den Burgfleken [theils] und von den Feldern [her erbliken.] sehen.

[Als an dem folgenden Tage der Gottesdienst in der Kirche des heiligen Veit geendigt war, konnten die Männer auf den Mauern wahrnehmen, wie] Nach dem Frühgottesdienste des nächsten Morgens sahen die Männer, daß Feinde am unteren Endes des rechten Burgflekens mit Schiffen, Flössen, und Brettergerüsten[, und, was sie für tauglich hielten,] über die Moldau [übersezten,] und auf das hohe Feld Letne [erklommen] gingen, an welchem die Dörfer Owene[c]c, [Holisowic] Hoslowic, und Buben waren[, [und wie sie sich bestrebten, auf dem Felde ein Lager zu errichten.] und daß sie sich anschikten, dort ein Lager [zu bereiten] abzugrenzen. Der andere Theil der Feinde xxx Ordnungen]. Der andere Theil stand in Ordnung am Wasser.

Es wurde [von ihnen] an diesem Tage keine Botschaft an Diepold gerichtet[, und auch kein Angrif gemacht[.], noch sonst etwas versucht.].

[In] An de[n]m folgenden Tage[n]
(1) arbeiteten sie fort, die Gründe, auf denen sie waren, einzurichten[, zu befestigen, und zu ordnen. Wenn]
(2) [arbeiteten bis einzurichten. Diepold that nichts gegen sie, und wenn.]
(3) [und an dem nächsten, waren alle Feinde herüber gegangen, und errichteten ein Lager. Diepold [that nichts gegen sie, und wenn]
(4) und an dem bis Diepold störte sie nicht, und wenn
es in der Stadt stille war, und [wenn] die Luft von dem [hohen] Felde daher [zog] ging, konnte man die Hammerschläge und den Schall der Arbeiten vernehmen.

[Nach einer Zeit] Endlich erhob sich ein großes weißes Banner [auf dem Felde] bei den Feinden, und mehrere kleine weiße Banner wurden sichtbar. Sofort entfaltete sich auch auf der Kirche des heiligen Veit das große rosenfarbene seidene Banner Wladislaws,
(1) und auf dem Herzogshofe und auf anderen Bauwerken, und an Stellen der Zinnen [erhoben sich] rosenrothe Banner des Herzogs
(2) und [|es weheten|] auf dem Herzogshofe bis Banner des Herzogs.
(3) [und |es weheten| auf dem Herzogshofe] und bis Banner [des Herzogs.]
(4) und es weheten auf dem Herzogshofe und auf anderen Bauwerken, und an Stellen der Zinnen kleinere rosenrothe Banner.

[Man konnte fast die Ordnung der Feinde erkennen.] Das große weiße Banner auf dem Feld war das Konrads von Znaim, den sie zum Herzoge erwählt hatten, weiterhin war das weiße, grüngeränderte Banner Wratislaws von Brünn [mit den grünen Randstreifen], dann war das Banner Ottos von Olmüz[. Ob], [des] dann Spitihnews und Leopolds, [die Söhne Boriwoys, des Oheimes des Herzogs Wladislaw, eigene Banner hatten, war nicht zu erkennen. Man konnte aber] dann waren die Zeichen der anderen Männer [sehen, des trozigen] Bogdans, [des schlauen] Domaslaws, des alten Mikul[.], und mehrerer. Weit hinter den Feinden[, wo er auf einer Erhöhung Männer wahrnehmen konnte, steht, erzählte man, Kochan, der gekommen war, nicht um den Feinden zu helfen, sondern um] war Kochan, und man sagte, daß er gekommen sei zu sehen, wie sich beide Herzoge vernichten, worauf dann [alle anderen zusammen treten würden, um keinen Herzog mehr zu dulden, und die Herrschaft der Lechen über die Länder zu errichten.] die übrigen Lechen herrschen würden.
Randnotiz: Hier folgt die Beilage1

[Da der sechste Tag gekommen war, seit sich die Feinde vor der Stadt gelagert hatten, rüsteten sie sich zum Sturme. Wagen, Geräthe und Werkzeuge aller Art näherten sich [immer mehr] den Mauern. Da begann die Gloke auf dem Thurme des heiligen Veit zu tönen. Ehe der Mittag kam, sah man Gerüste und Geräthe und Zimmermannswerke sehr nahe stehen. Darauf flogen Pfeile, Pflokbolzen, Steine, Eisenstöke und andere Trümmer gegen die Zinnen. Die Männer Diepolds mußten sich hinter die Bergen stellen. Da dieses eine Weile gedauert hatte, hörte das Schleudern auf, von den Feiden sonderte sich ein Haufen ab, diesem folgte ein zweiter, und es folgten mehrere, und alle liefen mit Leitern, Stangen, Haken, Hobeln und verschiedenen Werkzeugen an die Mauern, und suchten sich an ihnen zu befestigen, und an ihnen empor zu klimmen. Viele Haufen Feinde standen weiter rükwärts, und sandten unaufhörlich Pfeile gegen die Zinnen der Stadt. Die Männer Diepolds stürzten aber jezt vorwärts, und warfen Steine, Ziegel, Blöke, Bäume, eisengezakte Balken, siedendes Wasser und brennendes Pech auf die Emporklimmenden nieder, und sandten Lanzen und Pfeile hinab. Mit den großen Schleuderwerken ließ Diepold nun Alles, was sie zu bemeistern vermochten, und so dicht sie es konnten, gegen die Pfeilschüzen und gegen die Wurfgeräthe der Feinde senden.

Da dieses geschah, kam die Herzogin auf ihrem braunen Pferde herbei. Neben ihr ritt Dimut. Sonst hatte sie gar keine Begleitung. Beide hatten das gezogene Schwert in ihrer rechten Hand. Die Herzogin und Dimut ritten gegen die Männer hin, sie achteten der Pfeile nicht, und die Herzogin rief den Männern Lob und Ermunterung zu. Ihre Wangen waren röther als sonst, und ihre Augen glänzten mehr als zu einer anderen Zeit. Die Wangen Dimuts waren noch röther und ihre Augen noch glänzender. Die Rabenfeder ragte von ihrer Haube hoch empor. Die Männer erhoben ein Begrüßungsgeschrei, als die Frauen an ihnen dahin ritten. Den alte Bolemil sah Gertrud neben der großen Schleuder sizen, die unter den Seinigen aufgestellt war, und die Haufen der Steine, die neben der Schleuder lagen, wurden sichtbarlich kleiner. Bolemil lüftete seine Sammethaube von den weißen Haaren, als er die Herzogin sah und fuhr fort, seinen Sippen und Mannen zu befehlen. Die Herzogin neigte sich gegen ihn ehrerbiethig auf ihrem Pferde, und grüßte ihn mit Bewegungen ihres Schwertes. Ähnliches that auch Dimut. Den alten Lubomir sah sie stehen, umgeben von seinen Zupenleuten, die nicht abließen, die Mauern zu vertheidigen, und mit ihren]2
%%
1 Vgl. Beilage zu H S.203.
2 Die äußeren Tilgungsklammern zeigen die Streichung durch Schraffierung an. Fortsetzung des getilgten Textes auf H S.204.