Witiko

H197


bedenkt."

Nach ihm erhob sich der Kmete[, den der Herzog Wladislaw, der Vater des Herzoges Wladislaw, über seinen Burgfleken am rechten Ufer der Moldau gesezt hatte] des rechten Burgflekens, und sagte: "Hoher Herr, ich [habe noch die Kämpfe gesehen, die in früherer Zeit in dieser Stadt Prag um den Fürstenstuhl gestritten worden sind, und manche Leute, die zu Alter gekommen sind, haben sie auch gesehen. Es sind Dinge geschehen, so entsezlich und unerlebter Art,] bin noch dabei gewesen, als der Herzog Boriwoy Prag gegen deinen guten Vater überfiel. Da sind viel Menschen desselben Blutes gegen einander standen, Dinge unerhörter Art geschehen, so entsezlich, daß sich die Greise die [weißen] Haare ausrauften, und die [alten] Frauen ihren Leib verfluchten, daß er geboren hat. Gehe zu dem erlauchten Könige Konrad, hoher Herr, wir werden in der Zeit die Stadt mit unserem Leben vertheidigen, daß kein Stein in die Hände der Feinde gerathen soll. Dann aber erscheine, und rette [a]Alles, daß nicht [ein größeres] das größte Unglük geschieht."

"Ja, es ist wahr, die großen Unheile dürfen nicht kommen," "sie dürfen nicht kommen," riefen mehrere Stimmen.

Der Kmete sezte sich wieder auf seinen Plaz.

Nun erhob sich noch einmal mühsam von seinem [Plaze] Stuhle der alte Wsebor, und sprach: "Ich bin ein alter Mann, und kann nicht mehr viel vollbringen, ich kann auch nicht ansagen, welche Mittel außer [der Ankunft] de[r]n Fremden helfen würden, und weil [es] sie unvermeidlich [ist] sind, [daß sie kommen,] wie Bolemil gesagt hat, so füge ich mich; aber ich beklage es."

Er suchte wieder seinen Plaz einzunehmen.

Da stand auch Bozebor noch einmal auf, und sprach: "Ich beklage es auch; aber ich füge mich nicht. Wenn das, wovon ihr redet, unvermeidlich ist, so ist es doch schlimm, und ich will nicht helfen, daß das Schlimme geschehe."

"Rufe nicht den Zwiespalt hervor," schrie Zwest.

"Du stiftest Hader," rief Odolen.

"Keine Uneinigkeit," "nicht Uneinigkeit," riefen mehrere Stimmen, und ein Theil der Männer sprang von [seinen] den Sizen empor.

Der Herzog winkte mit seiner Hand [zur Ruhe]. Und als sich die Ruhe wieder nach und nach eingefunden hatte, fragte er, wer weiter sprechen wolle.

Es sprach niemand.

Nach einer Weile stand er auf, und sagte: "Es hat hier ein jeder die Freiheit, zu reden, wie sein Herz denkt. Es soll nicht gesagt werden, ich höre meine Räthe nicht; aber es soll gesagt werden, daß ich nicht in der Gewalt [einiger Männer bin, und ihren stettigen Willen vollziehe] meiner Räthe bin. Wer in unserem jezigen Streite gerufen wird, ist nicht ein Fremder. Es ist der Bruder, welcher zu der geliebten Schwester, es ist der Schwager und Freund, welcher zu dem Schwager und Freunde kömmt. Es ist bei der Menschheit so, daß der Mensch dem Menschen, der Nachbar dem Nachbar, der Freund dem Freund hilft. Wessen Haus brennt, dem stehen die bei, die um ihn sind. Und es werden die Zeiten kommen, daß die Völker nicht mehr allein sind, daß sie sind, wie Mensch und Mensch [und |Mensch|], wie Nachbar und Nachbar, wie Freund und Freund. Und dessen Hilfe ich heute brauche, der braucht die meinige morgen. Es wäre [wohl] uns besser, wenn
(1) jeder sein brennendes Haus allein löschte; [wenn es nur möglich wäre].
(2) [jeder sein] brennendes Haus [allein löschte; |außer er kann es nicht alleine|].
(3) wir unser brennendes Haus selber löschen könnten, aber ehe wir mit dem Löschen fertig sind, verbrennt es.

Es ist mir in das Herz gegangen, als Bolemil gesagt hatte, daß er in den früheren Kämpfen gewesen ist, und daß er in dem jezigen wieder ist, als Lubomir gesagt hatte, was getragen werden muß, und als mein Kmete gesagt hatte, was geschehen ist, [da] da mein Vater um den Fürstenstuhl ringen mußte. Ich rufe: es sei Gott vor, daß sich solche Dinge bei mir erneuern. Konrad wird in das Land kommen. Ich werde [die] meine Männer[, die ich aufgebracht habe,] mit den seinigen vereinen, und ich der Herzog werde es sein, der die Schlacht schlägt. Er wird sich wieder entfernen, und wir werden daran gehen, eine [Anstalt zu gründen, daß sich die Zweige des Stammes Premysl nicht mehr in solche Kämpfe stürzen können.] Schranke zu gewinnen, daß solche Zwiste nicht mehr möglich sind. Du aber, Bozebor, handle nach deinem Sinne, und so jeder, der da will. Bleibe in deinem [Hause,] Hofe, oder wo du willst, bis diese Sache aus ist, und dann komme zu mir, so es dir gefällt, und ich werde dir die Hand reichen [[, wer]. Wer] Die unseres Sinnes [ist, komme in der] sind, lade ich für die dritte[n] Stunde des Nachmittages wieder in diesen Saal, daß wir das [Nöthige] Weitere in das Werk sezen. Jezt aber rede noch jeder, der zu reden gesonnen ist."

Der Herzog schwieg.

Es redete niemand mehr.

Dann sagte er: "So bringe ich euch meinen Dank dar, daß ihr euch hier eingefunden habt, und wir zerstreuen uns."