Witiko

H197, S. 250

Dort verabschiedete er sich, und ging wieder in den Hof hinab.

Witiko und Raimund schliefen in der ersten Kammer, der Mann in dem braunen Gewande in der zweiten.

Als der Tag graute, wollte Witiko in den Stall gehen, um nach den Pferden zu sehen. Als er an das eiserne Gitter kam, sah er, daß dasselbe zu war, und daß es Stilicho mit einem Schlüssel öffne. Es war also in der Nacht geschlossen gewesen. Stilicho ging wieder
(1) [fort] den Gang entlang.
(2) den Gang entlang [fort].
(3) fort den Gang entlang.
Witiko folgte nach einer Zeit, und verfügte sich zu den Pferden. Sie waren wie gestern Abends auch heute gut versorgt, und Witiko trug Raimund, der indessen auch herab gekommen war, das Weitere auf.

Als die Männer von dem Weine und den Speisen, die noch von gestern in den Kammern standen, ein Frühmal genossen hatten, und als Pferde in Bereitschaft waren, wurden sie in den Hof geführt, und die drei Männer bestiegen ihre Thiere. Stilicho war herzu gekommen, und geleitete die Männer bis zu dem Thore. An demselben stand der Wollkopf, [und] öffnete mit freudigem Grinsen die beiden Flügel, nikte Witiko während des Hinausreitens freundlich zu, und scloß sie hinter den Gästen wieder. Stilicho war mit hinaus gegangen. Vor seinem Hause reichte er Witiko noch ein mal die Hand auf das Pferd hinauf, und sagte: "Ich danke euch für das Vertrauen, das ihr mir [heute] in der heutigen Nacht[s] erwiesen habt, reitet recht wohl."

"Lebet wohl, und seid bedankt," sagte Witiko.

Stilicho ging durch das Thürchen des Thores in das Haus, die Gäste ritten den thauigen Pfad mittagwärts weiter. Sie ritten an dem rauschenden Wasser, das durch Stilichos Haus floß, und dem Witiko gestern zu Bertha entgegen gegangen war, hinunter. Nicht weit von dem Hause holten sie den Mönch ein, der gestern das Abendgebet gesprochen hatte, und der heute seines Weges weiter zog. Er trat mit seinen nakten Füssen seitwärts in das thauige Gras, um die Reiter vorüber zu lassen, und machte gegen die Vorbeiziehenden etwas wie das Zeichen des Segens. Die Reiter neigten sich, und ritten vorüber. Sie kamen auch an die rothe hölzerne [rothe] Kapelle, und bekreuzten sich. Dann gelangten sie aus den offenen Stellen Stilichos in den Wald. Sie ritten immer mittagwärts und immer abwärts.

Endlich gelangten sie an das Wasser der Mihel. Sie durchritten das seichte Geriesel neben dem Stege. In dem Augenblike erhob sich die Sonne über die Wipfel der fernen Bäume. Witiko lenkte jenseits des Wassers die Reiter zu der Hütte Mathias des Köhlers. Mathias trat mit seinem Weibe hervor, und freute sich, als er Witiko sah. Er brachte den von Witiko begehrten Trunk frischen Wassers herbei. Die Männer genossen aus dem bauchigen grünen Kruge das Labsal des kalten Wassers, dankten, und zogen ihres Weges weiter. Der Rauch aus dem Meiler des Köhlers Mathias ging gerade empor, und aus den verschiedenen anderen Meilern erhoben sich goldige oder durch Schatten gedämpfte blaue Säulen des Rauches über die Bäume hinaus. Da sie die Meiler hinter sich hatten, ritten die Männer in dichten schweren Wald ein. Sie ritten auf dem schmalen schwarzen häufig von Wurzeln durchflochtenen Pfade desselben einer hinter dem andern weiter. Der Pfad führte die Breite des breiten Berges ziemlich steil aufwärts. Als sie fast eine Stunde auf diesem Wege zugebracht hatten, kamen sie auf die Höhe des breiten Weges und auf eine Lichtung des Waldes hinaus von der Witiko vor vier Jahren, als er denselben Weg herein gemacht hatte, zum ersten Male den mitternachtwärts gelegenen schönen Wald der drei Sessel des Hohensteines und des Blökensteines gesehen hatte. Auch jezt hielten die Männer an dieser Stelle ein wenig an, und sahen auf diesen Wald. Am Fusse deselben stieg aus andern waldigen Wipfeln ein dünner blauer Rauch empor. Es mochte der Rauch von Stilichos Herde sein.

Die Männer ritten dann wieder in mittäglicher Richtung, die aber jezt ein wenig gegen Abend neigte, in dem Wald weiter. Nach einer Stunde hielten sie an einem kleinen Bächlein Rast, und nährten und tränkten ihre Pferde in der gewohnten Weise. Dann zäumten sie dieselben wieder, und sezten ihre Wanderung fort. Ihr Weg führte sie jezt öfter schon in freie Gegenden, wo Waldwiesen ja wo Gereute und Waldhütten waren.

Als sie ein mal auf einem mit niederem Buschwerke bekleideten Rasen dahin ritten, der sich eine geraume Streke weit dehnte, und von einsamen wilden und windrissigen Waldstreifen begrenzt war, fühlte Witiko einen leichten Stoß auf seiner Brust, und sah beim Hinabbliken einen Bolzen einer Armbrust auf die Erde fallen. Da er auf seine Begleiter blikte, sah er an seinem braunen Gewande einen gleichen Bolzen hängen, der durch die Naht des Kleides gedrungen war. In gleichem Augenblike, da er seine Augen in allen Richtungen über die Büsche warf, tauchten nicht fern von ihnen zwei

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