Witiko

H194, S. 244


es ist mancher ehrwürdiger Vater, der sammeln geht."

"Ich habe den Berg nur Kreuzberg nennen gehört," sagte Witiko.

"Du bist zu dem Herzoge Sobeslaw gegangen," fuhr Bertha fort, "und hast ihm treu gedient."

"Er war ein hochehrwürdiger Mann," entgegnete Witiko, "der dem Lande, welchem ich entstamme, ein rechtmäßiger gerechter und wohlthätiger Beherrscher war."

"Du bist zu ihm auf seine Burg gegangen, auf welcher er zum Sterben lag," sagte Bertha, <">und bist bei ihm geblieben, als die Herren eurer Länder aufstanden, und sich sammelten, um ihm einen feindseligen Nachfolger zu geben."

"Viele sind treu geblieben," antwortete Witiko, "und die übrigen Gerechten hatten nur kein Vertrauen zu seinem Sohn."

"Du bist nach Prag gegangen," fuhr Bertha fort, "und bist in die Versammlung der Herren, die sie auf dem Schlosse Wysehrad hielten, gegangen. Du hast dort geredet, und sie bewogen, daß sie dich in der Versammlung als Zeugen beließen, dem sterbenden Herzoge zu sagen, was in dem Lande geschieht."

"So ist es gewesen, Bertha," sagte Witiko.

"Du bist bei des Herzoges Sterben und bei seiner Bestattung gewesen," sagte Bertha, "und bist dann von dem neuen Herzoge nach Plan in den Wald gegangen, und hast ihm da zwei Jahre gegrollt."

"Nicht gegrollt habe ich," entgegnete Witiko, "sondern ich habe ihn für unrechtmäßig gehalten, weil das beeidete Recht Wladislaws des Sohnes Sobeslaws noch aufrecht bestand."

"Und als jenes Recht von Waldislaw selber vergeudet worden war," redete Bertha, "und als sich die Guten zu dem andern Wladislaw wendeten, der gerecht herrschte, da gingest du mit den Waldleuten, die sich in den zwei Jahren an dich gewendet hatten, auf den Berg Wysoka, und machtest den Schaden, welchen die Verräther durch eine Lüke in euren Reihen anrichteten, wieder gut, und führtest nach dem Falle des Befehlers die Waldleute in dem Kampfe an. Du hast damals auf dem weißen Schilde die dunkelrothe fünfblättrige Waldrose getragen."

"Was ich gethan habe, weiß ich nicht mehr genau," antwortete Witiko, "aber das ist wahr, ich habe das Bild der dunkelrothen fünfblättrigen Waldrose auf meinem weißen Schild getragen."

"Dann bist du im Vereine mit deinen Waldleuten mit dem Herzoge Wladislaw nach Prag gezogen, hast durch die gesendete Nachricht über die königliche Macht das Heer der Feinde auseinander getrieben, bist in Prag eingezogen, und hast dann, die Waldleute in ihre Heimath geführt."

"Ich bin mit denen, die mich kannten, wieder nach Plan gezogen," sagte Witiko.

"Da habe ich gesagt," fuhr Bertha fort, "weil er doch mehr ist als alle die ich kenne, so soll Witiko mein Gatte sein oder kein anderer Mensch auf dieser Erde. Ihr aber, Witiko, seid nicht gekommen, und als ich euch heute in unserem Hofe sah, bin ich von euch in den Wald fortgegangen."

"Und ich habe dich in dem Walde gesucht," entgegnete Witiko, "wenn ich gleich nicht wußte, wo ich dich finden werde. Du mein holdes theures Bild, meine Bertha, ich habe deinen rothen Mund nicht vergessen können, der zu mir gesprochen hat, als wir damals auf den sonnigen Steinen gesessen waren, ich habe deine Stimme [immer] stets gehört, die mir damals gesungen und geredet hat[te], und die heute in meine Seele trat, nicht Dimut und die Herzogin die Heldinen die schönen, nicht die Jungfrauen, die auf dem Schlosse in der Stadt Prag sind,

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