Witiko

H193



[Wladiwoy kam endlich an. Er berichtete: "Die Kriegsschaaren der mährischen Fürsten und der böhmischen und mährischen Herren, die sich mit ihnen gegen Wladislaw verbunden haben,]1

"Hohe Herren! Wir sind in einem großen Umkreise durch das Land bis gegen Mähren geritten, und auf einem andern Wege wieder zurük. Die Feinde2 sind von dem Berge Wysoka zurük gegangen, haben aber dann ein Lager befestigt, und haben ihre Männer geordnet und eingetheilt. Sie haben angefangen. Belagerungswerkzeuge aller Art und von allen Orten zusammen zu bringen, und neue zu bauen, dergleichen bisher noch gar nicht zu sehen gewesen sind, deren Zahl noch nie angewendet worden ist, und die schwerere Lasten [und] weiter schleudern, als es bis jezt im Kriege geschehen ist. Sie senden Abtheilungen von Reitern und einzelne Männer durch das ganze Land, um zu werben, [daß man sich ihnen anschließe, und der] und Vortheile [theilhaftig werde, die] zu versprechen, die der neue Herzog [allen denen versprochen hat, die zu ihm stehen.] gewähren werde, sie sagen, [D]die reichsten und größten Herren sind bei Konrad, und das Ende kann gar nicht ungewiß sein. Ganze Haufen strömen ihnen täglich zu, und sie vermehren sich beständig. Es sind aber auch Leute in dem Lande[, die da] für uns, sie sagen, wenn die Fürsten und Herren den Herzog Wladislaw zu Grunde gerichtet hätten, dann würden sie die Macht und Gewalt [und die Habe des Landes] gegen das Land richten, und Alles an sich reißen, und nach ihrem Willen leben. Mancher Zupan, der nicht in Prag ist, hat die reitenden Schaaren der Feinde angegriffen, geschlagen und zerstreut, zwischen manchem kleinen Manne und den Fähnlein der Mährer kömmt es zu Kämpfen, und die Streiter, die von Prag ausgesendet wurden, befehden den Feind, wo sie ihn finden. So ist ein zerstükter Krieg schon in großen Strichen des Landes. Und [|Strolche|] Tagediebe, die zu keinem Herzoge gehören, [und] und nur Beute suchen, ziehen herum, und greifen jede Schaar an, der sie überlegen sind, und erklären sich als Freunde jeder, der sie nicht gewachsen sind. Die Felder zwischen den Feinden und Prag sind verödet und die Ortschaften meistens verlassen."

[Wladislaw rief die Kriegsschaaren und Führer zusammen, und Wladiwoy mußte ihnen erzählen, was er dem Herzoge berichtet hatte.

So war der siebenzehnte Tag des Monates Mai gekommen. An diesem Tage [rief] ordnete der Herzog eine große Versammlung auf den nächsten frühesten Morgen in dem Fürstenhof an. Es waren die Bischöfe, Äbte, Priester, die vornehmen Lechen, und die kleineren Führer entboten.]

Ipoch, ein anderer Mann wurde vorgerufen, und er sagte das Nehmliche.

Und ein Dritter sprach auch so.

Darauf sagte der Herzog: "Es gefalle euch, Herren, morgen, da der siebenzehnte Tag des Monates Mai gekommen ist, mit dem frühesten Tage in dem großen Saale euch zur Berathung zu versammeln. Alle, die da eine Führerschaft haben, sind geladen."

Da der Morgen des nächsten Tages anbrach, [versammelten sich] kamen alle, [welche] die [ein]geladen worden waren[, in dem Saale des Herzoghofes.]. Sie reiheten sich um den langen Tisch. Da [alle] sie geordnet waren, kam der Herzog [herein. Er war] in einem braunen [x]Gewande [gekleidet, und hatte auf dem Haupte] und einer dunkelbraunen Haube [mit einer weißen Feder.] herein. Seinen Oberkörper zierte ein [schimmerndes] Waffenhemd, und an seiner Seite hing [in einer braunsammetnen Scheide das] ein Schwert. Neben ihm ging sein Bruder Diepold. Hinter ihm war das Hofgleite seiner Krieger. Als die Männer eingetreten waren, schloß sich hinter ihnen die Thür, und [die Krieger] das Geleite blieb[en] an derselben stehen. Der Herzog ging mit seinem Bruder an das obere Ende des Tisches[. Dort waren zwei Stühle für sie und sezten sich auf dieselben.], und sie sezten sich. Nach einem Augenblike stand Wladislaw auf, und alle Versammelten erhoben sich. [Dann nahm Wladislaw seine Haube ab, und grüßte. Hierauf sprach er:] Wladislaw entblößte sein Haupt, grüßte und sprach: "Seid willkommen, Herren des Landes, du Diepold, der einzige von den Sproßen des Stammes Premysl [der einzige], welcher hier ist, ihr, Bischöfe, Äbte, Pröpste[,] und Priester, ihr Lechen, Zupane, Führer, und ihr meine Kmeten meiner Burgfleken! Ich bitte, sezet euch nieder."

Die Männer sezten sich.

Der Herzog legte seine Haube auf den Tisch, blieb [unbedekten Hauptes] stehen, und sprach: "Es ist endlich dahin gediehen, daß wir über den Entscheid der Sache, die sich in diesen Reichen erhoben hat, berathen, und zu einem Schlusse kommen, der allen lieb ist, und den alle gerne ausführen werden. Ihr habet die Nachrichten vernommen, die über das Land und über die Feinde eingegangen sind, und werdet über dieselben nachgedacht haben. Ich habe den allmächtigen Gott angefleht, daß er mich erleuchte, das vorschlagen zu können, was am sichersten fromme. Ich habe auch mit vielen der weisen einsichtsvollen und guten Männer, die hier versammelt sind, [in der Sache] gesprochen. Ihr werdet [auch] ebenfalls euer Gemüth zu Gott erhoben, und [auch] mit einander [berathen] geredet haben. Wir wollen nun [die Angelegenheit] zum Ende [sprechen] gelangen. Im Hornung des Jahres 1140 bin ich von einer Versammlung der Herren der Länder Böhmen und Mähren auf dem Wysehrad zum Herzoge dieser Länder erwählt worden. Einige der [Herren, die in diesem Saale versammelt sind,] anwesenden Männer haben mich gewählt, andere [von denen, die hier sind, haben geglaubt, sie müssen das Versprechen, welches sie dem Herzoge Sobeslaw in Sadska für seinen Sohn Wladislaw gegeben haben, halten, wenn sich auch die Umstände geändert haben, und sie haben der Wahl widersprochen.] nicht, weil sie ihres Versprechens an Sobeslaw gedachten. Sie haben mich aber später anerkannt, und mir gedient. Auch Sobeslaw hat auf seinem Sterbebette seinem Sohne Wladislaw gerathen, sich mir zu unterwerfen.
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1 Fortsetzung des getilgten Texts von H S.192.
2 Fortsetzung der Beilage zu H S.191.