Witiko

H187, S. 231a


und wer ein treuer Freund ist, wenn er auch menschlich handelt, er weiß es mehr als die, welche immer herrschen wollen, und immer an sich denken. Er ist dein Richter, er ist aber früher dein Lobredner gewesen. Einige grollen dir, andere lieben dich. Aber thue nur immer, wie du jezt gethan hast, das Gute, und das Andere wird sich wieder wie jezt damit verbinden."

"Ich habe dem Sohne Sobeslaws nicht beistehen können, weil er selber sein Recht aufgegeben hat," sagte Witiko.

"Das Recht ist nicht mehr da," entgegnete Silvester, "und was gewesen ist, hat aufgehört. Wladislaw, der den Fürstenstuhl inne hat, ist ein viel besserer Mensch als Wladislaw der Sohn Sobeslaws, das hat Zdik gewußt, Zdik handelt noch öfter mit den Mitteln der Welt, bis er zu den andern wird geführt werden. Das Gute, was geworden wäre, wenn man das Gute gewählt hätte, kann nun nicht mehr geschehen. Sie haben nach dem Nuzen gegriffen, und das Schlechte gewählt. Der Nuzen ist gekommen, und mit ihm das Schlechte des Schlechten. Die zu dem Guten gestanden sind, dürfen sich jezt, da es nicht mehr erreicht werden kann, dem Nuzen nähern, um zu dem Schlechten noch so viel Gutes zu bringen, als sie können, und als in ihnen ist. Nur die zu den Wächtern des Guten in dem Lande bestellt sind, dürfen das Schlechte nie berühren, wie großen Nuzen sie auch zu erzeugen vermöchten. Diene Wladislaw dem Sohn des vorvorigen Herzogs Wladislaw treu, und so ihr alle, die ihr mit den Dingen der Welt handelt."

"Wem ich den ersten Dienst thue, dem thue ich auch den zweiten, und den dritten, und alle, wenn er sich nicht untreu wird," sagte Witiko.

"Er wird von dem Bösen, das kommen soll, vieles verhindern, und vieles mildern, weil ein großes Gutes in ihm ist; aber kommen wird es, wie es auch schon gekommen ist. Die Kirche des heiligen Veit ist verbrannt worden, die schönen Glieder dieses heiligen Baues sind geschändet worden, die kostbaren Vermächtnisse aus früheren christlichen Zeiten sind vertilgt, die Zahl der Handschriften, die in ihr waren, ist nicht mehr, und die Zierrathen und ihr Schmuk und ihre Werke sind verschwunden. So ist es mit dem Hause des Herren. Unzählige Menschen haben das Leben verloren, die Stadt Prag ist zerrüttet, und ihr geweihtes Antliz muß wieder verschönert und gereinigt werden. Von den Menschen, die für das Schlechte gestimmt haben, ist mancher von dem Schlechten erreicht worden, und hat es gekostet. Außer den Folgen dieser Erde, steht auch mancher jezt vor Gottes Throne, und berichtet selber, was er gethan hat. Und so wird es noch nicht beendigt sein. Wladislaw wird die mährischen Fürsten unterwerfen müssen, und so wird in Mähren auch manches Gotteshaus, deren Zahl zum Heile der Gläubigen noch lange nicht erfüllt ist, in Asche sinken, wie das Haus der Jungfrauen des heiligen Georg in Prag in Asche gesunken ist. Und die Menschen werden wieder schaarenweise ihr Leben verlieren, Krüppel werden sich durch die Fluren nach Hause betteln, rauchende Wohnungen werden die Stätte zeigen, wo man früher friedlich gelebt hat, die Thiere der Höfe werden geschlachtet, und ihr Fleisch wird vergeudet werden, die Saat, die uns der Herr zum Brote des Opfers und zum Brote des Leibes in die goldne Hülle kleidet, wird verbrannt, verkohlt, zertreten sein, die Lippen vieler Menschen werden klagen oder beten oder zu dem gottlosen Fluchen greifen, die Herzen derer, die das im Kampfe angerichtet haben, werden an der Lust des Frevels und der Gewaltthat erharten, und ihre Unheiligkeit in lange künftige Zeiten tragen: und alle diese Dinge geschehen, damit

Fedeproben am Rand: zu dir