Witiko

H186, S. 230


begieße, und ihnen die rechte Erde gebe, gedeihen leidlich oder oft auch gut; ich bin kaum ein rechter Gärtner für den folgsamen Kohl und die gelben Blumen."

"Ihr habt aber doch alle Vorkommnisse erkannt," sagte Witiko.

"Ich habe nur erkannt, was gut ist," antwortete Silvester, "und das hat mir mein Heiland gesagt, und mit dem Guten ist alles Andere verbunden, wenn es auch die Augen nicht sehen."

"Wenn mir undeutlich ist, was ich thun soll," sagte Witiko, "so erlaubet, daß ich in euren Garten komme, und euch um das Gute frage, an welchem das Andere dann hängt, ich werde euch kurz fragen, daß ich euch die Zeit nicht entziehe, und ich werde doch einer sein, der euch folgt."

"Komme, mein Kind, so oft dein Herz dich mahnt," sagte der Abt, "ich wäre bald der Vater dieses ganzen Landes geworden, und dann hätte ich dir Rede stehen müssen kraft meines Hirtenamtes; aber der Herr hat eine That gesendet, welche mich zur Erkenntnis gebracht hat, daß ich nicht im Stande bin, dieses große Land im Geiste zu versammeln, sonst hätte ich im Frevel etwas unternommen, dessen ich nicht Herr sein konnte. Wenn aber ein Einzelner erscheint, um christliche Hilfe zu fordern, wer er auch sei, so bin ich sein Knecht, wenn ich die Arbeit verrichten kann, und diene ihm. Du bist ein kluges vorsichtiges Kind, Witiko, und Gott hat dir in deinem Alter schon wirksame Worte gegeben. Du bist demüthig und strebst nicht nach der Macht und dem Besize, um zu prassen. Pflege dieser Gaben, das Wort ist größer als die Wurfschleuder, und die Mäßigung besiegt den Erdkreis. Hätte Sobeslaw gelebt, so würde er dir Raum gegeben haben, zu sein, wie du bist, und hätte Adelheit gelebt, so wäre zu deiner Mutter noch eine gute sanfte Mutter gekommen. Aber auch so, wie es ist, bitte Gott immer, daß er dir gebe recht zu thun, daß du nicht raubest, und Gewalt verübest, so wirst du wachsen, sie werden dich achten und fürchten, du wirst mit den Deinen auf einem kleinen Erbe sizen, und doch wirken, und wenn deine Nachkommen auch so handeln, so entsteht ein Geschlecht, das vorleuchtet, und ein Beispiel gibt, bis es durch Macht und Übermuth zu Grunde geht. Sie haben dich scharf angeklagt, Witiko, und gesagt, du müßtest gerichtet werden, weil du den Feind des Herzogs nicht gefangen, und ihn ungefährdet entlassen hast, da er in deiner Macht war, was Verrath sei. Du hast vielleicht klüger gethan, mein Kind, als du weißt. Sie haben die Macht des deutschen Königs vor Prag verkündet, die Mährer sind auseinander gegangen, und die blutige Schlacht ist nicht geschlagen worden, die sonst um den Besiz des Landes eingetreten wäre, und Wladislaw, da er den andern Wladislaw nicht hatte, konnte nicht thun, was ihn in künftiger Zeit gereut haben würde."1

"Ich habe wohl daran gedacht, daß sie die Furcht in das Heer unserer Feinde bringen werden," antwortete Witiko, "ich habe auch gedacht, daß der Sohn Sobeslaws nicht als bewaffneter gefangener Feind vor den jezigen Herzog gebracht werden dürfe; aber ich habe mehr an Sobeslaw gedacht, ich habe mehr an Adelheid gedacht. Ich glaube, ich habe das Gute gethan, und das Andere, was daran hängt, ist von selber gekommen."

"Wladislaw, welcher den Fürstenstuhl genommen hat, ist ein vortrefflicher Mann," sagte Silvester, "er weiß mehr, wer Verräther ist, wenn er auch gleißende Worte spricht,

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