Witiko

H184, S. 212b


bracht hatten. Ein Theil der Leute Diepolds war an diesem Tage auch damit beschäftigt, durch hinab gelassene Greifzangen zurük gelassene Sturmwerkzeuge der Feinde auf die Mauern zu ziehen, wenn sie dieselben bewältigen konnten. Die ihnen widerstanden, wurden durch geworfenes Feuer, so viel es möglich war, zerstört.

In der Nacht arbeiteten die Feinde fort. Man konnte oft den dumpfen Schall der großen Schlögel und gelegentlich auch Rufen vernehmen, und man konnte, wenn noch zuweilen eine Lohe auf Augenblike von den Mauern der abgebrannten Gebäude empor schlug, [dort] deutlich dort beschäftigte Menschen wahrnehmen. Diepold ließ auf Stellen, wo man durch eine [Halle] Halle oder durch Laute Arbeiter vermuthete Wurfdinge senden.

Als der Tag gekommen war, konnte man die Werke der Feinde besser beurtheilen. Sie suchten sich in gegrabenen Gruben, die sie mit Wällen sicherten, der Stadt zu nähern, und es war, als ob sie im Sinne hätten, gegen die Veste, die sie gewinnen wollten, eine äußere Veste zu erbauen, um von ihr aus durch große Geschoße die Mauer zu zertrümmern, und dann über die Trümmer einzudringen. Diepold baute auch. Er ließ die Bergen und Schuzdächer durch Sandsäke Rasen Balken und andere Dinge vervollständigen. Die Schleuderwerke wurden umwallt, die Feinde sandten, wo sie konnten, Wurfdinge gegen die Stadt, und oft näherten sich Schwärme und schoßen Pfeile gegen die Vertheidiger der Zinnen. Diepold ließ durch Werke, welche eine Schaufel zum Schnellen hatten, Steine Mauertrümmer und dergleichen in [großen] Bögen gegen die Feinde werfen, daß sie jenseits der Wälle und der Bergen derselben niederfallen, und ihnen Schaden thun sollten, und die Pfeilschüzen sendeten aus den Winkeln ihrer Schuzwehren ein Geschwader von Pfeilen gegen die, welche zu nahe kamen.

So dauerten die Dinge an diesem Tage fort, und zum Theile auch in der Nacht, und in den nächsten Tagen und Nächten.

Wenn Diepold durch Kundschafter die Stellung und den Zustand irgend einer Abtheilung der Feinde erfuhr, und den Weg, zu ihnen zu gelangen, erkannte, machte er schnell auf dem Paniere eine Angrifszeichnung, las Männer aus, erklärte ihnen den Zeichenentwurf, brach mit ihnen aus der Stadt, und überfiel auf den ihm bekannten Wege die Feinde. Seine Männer schlugen, was sie erreichten, stachen und hieben gegen Krieger und Arbeiter, Schuldige und Unschuldige, und tödteten, was gegen ihr Schwert kam. Die Kämpfe waren wüthender als eine Feldschlacht, und oft erschien die Schwertlänge noch eine zu große Entfernung von dem Feinde, die Gegner umschlangen sich mit den Armen, kämpften, wie die ersten Menschen gekämpft hatten, und suchten sich zu werfen, und zu tilgen. Wenn Feuer die begonnenen Werke schädigen konnte, wurde es in sie geworfen. Sobald den Angegriffenen Hilfe nahte, rannten die Männer der Stadt wieder zurük, erlitten durch die Verfolger Verlust und Schädigung, und drangen, während alle möglichen Geschoße von den Mauern auf die Verfolger geschleudert wurden, durch das Thor ein.

Die Herzogin hatte sich aus der Bürgerwehr, die ihr zugegeben worden war, aus Kriegern ihres Hauses und aus Männern, die sich ihrem Dienste anbothen, eine Schaar von Kriegsleuten gebildet, über die sie wie über Dienstmannen befahl, und mit denen sie sich der Vetheidigung der Stadt unter den Vorkehrungen Diepolds anschloß. Sie hatte sich in einer Stube den Schreibdienst den Botendienst und den Dienst der Berichte eingerichtet, und verkehrte von hier aus mit Diepold und mit anderen, wie es ihr nöthig schien. Dimut war in ihrer Rüstung um sie, und war bereit, wenn die Feinde stürmten, wieder wie das erste Mal, auf den Wällen zu sein.

Und so verfloß die Zeit, und so festigten sich die Gegner, als zögen sie Panzer um ihr ganzes Heer, damit sie dann gegen einander stünden, und kämpften.

Diepold ritt mit der Herzogin und mit einem Gefolge zu den Vertheidigungsschmieden, zu den Zimmerern, Pechgießern, Schwertfegern, Waffenschlägern, Flechtern, Sandmännern, Sehnendrehern, Bogen= und Pfeilschnizern, Gewandmeistern und Karrenführern.

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