Witiko

H179, S. 202c

"Jezt muß ich scheiden," sagte Witiko, "es ist die höchste Zeit. Lebet wohl."

"Lebe wohl," riefen die Männer.

Er wendete sich um, ging durch [durch] die Männner wieder zurük, und reichte noch mehreren die Hand.

Dann sagte er zu Rowno: "Ich darf dir, Wladyk, diese Männer nicht empfehlen, sie sind dir durch die Worte, welche du gesagt hast, selber schon empfohlen, und so lebe[x] wohl."

"Lebe wohl, und komme unversehrt wieder zu uns," sagte Rowno.

Und Witiko gab noch seine Hand an Osel an Diet und Wernhard von Ottau, die herzu gekommen waren.

Dann ging er in seine Wohnung.

Dort richtete er alles, was zu seinem Zuge nothwendig sein könnte, in ein kleines Lederfach zurecht, gab seinen Knechten Befehle, was sie zu thun hätten, und ging dann in die Burg, um, wie der Herzog gesagt hatte, sich die Weisungen zu holen. Als er zurük gekehrt war, fand er schon Augustin Lambert und Urban zum Mitziehen gerüstet in seiner Wohnung. Man machte aus Stroh und andern Dingen Betten, und legte sich zur Ruhe.

Ehe noch ein Licht an dem Himmel sichtbar war, erhoben sich die Männer von ihrem Lager, sprachen ein Morgengebet, und richteten sich in Ordnung. Dann gingen sie in den Hof, um die Pferde zu besteigen, welche ihnen die Diener des Bischofes aus den Ställen gebracht hatten, Witiko sein gutes Thier, Raimund das, welches ihm Witiko gekauft hatte, und die andern die, welche von dem Herzoge gesendet worden waren. Als sie sich bei dieser Beschäftigung befanden, sahen sie, daß [sich] noch eine andere Anzahl von Reitern in der Dunkelheit des Hofes sei, welche bereits auf ihren Pferden sassen. Die Thore wurden geöffnet, und die Reiter ritten durch den Thorweg in das Freie. Witiko erfuhr auf seine Frage, es sei Bozebor mit seinen Mannen gewesen, und sei fort geritten. Witiko, da alle geordnet waren, ritt nun auch an der Spize seiner fünf Männer durch den finsteren Thorweg und dann in den Hof der Burg. Es war schon Welislaw mit einem kleinen Gefolge da, dann Zdik mit großem Geleite, Odolen mit sieben Männern, und dann jene Reiter des blauen Fähnleins, welche ausgelesen worden waren. Das Gefolge des Herzogs mit dem Pferde desselben kam erst nach Witiko. Sogleich erschien auch der Herzog an einer Ausgangsthür, und eine Frauengestalt neben ihm. Er küßte sie, sie entfernte sich in das Innere zurük, er trat hervor, bestieg sein Pferd, und sezte sich an die Spize des Zuges, der sich sogleich ordnete. Neben dem Herzoge ritt der Bischof Zdik, dann kam das Gefolge des Herzogs und das des Bischofes, dann ritt Welislaw mit den Seinen, dann Odolen und Witiko nebst ihren kleinen Geleiten, und endlich waren die Reiter des blauen Fähnleins und die Pakpferde.

Als das erste schwache Grau den Himmel hellte, ritten sie bei dem Thore gegen den Smichow hinaus. Vor ihnen ritt wie ein graues Häuflein die Schaar des Lechen Bozebor, welche man eben durch das Thor hinaus gelassen hatte.

Der kleine Zug des Herzogs bewegte sich nun auf dem Wege gegen den Abend des Landes fort.

Als der Morgen über die Stadt herauf gegangen war, kam ein Theil der Stadtwehr in die Burg, und wurde, wie der Herzog gesagt hatte, den Kriegern seines Hauses beigesellt, und es wurde die Eintheilung des Waffendienstes geordnet.

Diepold, der neue Befehler der Stadt, machte an diesem Tage mehrere Vorkehrungen, wie sie eben die augenblikliche Zeit gebot. Auf den nächsten Tag hieß er zum

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