Witiko

H178


daß sie Jünglinge werden, und habe sie jezt in den Krieg mitgenommen, daß sie gegen den Übermuth der Lechen streiten, und lieber einem Einzigen dienen lernen, der uns wohl will. Ich habe sie auf diesen Plaz geführt, daß sie dich sehen, und es zu Hause erzählen."

"Nenne mir die Namen der Knaben," sagte der Herzog.

Osel antwortete: "Dieser ist Olen der älteste, dann kömmt Dis, der um ein Jahr jünger ist, und dann Os, der wieder um ein Jahr später kam."

"Die zwei jüngsten bluten ja," sagte der Herzog.

"Ein wenig," entgegnete Osel, "ich habe es schon angesehen, es ist nichts. Sie sind nicht träge gewesen, aber kindisch. Der älteste thut auch das Seine, wenn gleich das Zeichen ausblieb."

"Sorge, daß du auf deine schönen Knaben siehest, Osel," sagte der Herzog, "damit sie Männer werden."

"Im Walde lernt man früh ein hartes Leben," antwortete Osel.

"Meine Kinder," antwortete der Herzog, "ich werde euch schon wieder sehen, und dann müßt ihr mir eure falben Pferdlein zeigen, und in eurem Walde müßt ihr mir eure schönen Bäume zeigen."

"Ja," antwortete Olen.

"Männer, Priester, Prinzen, Lechen, Wladyken, Freunde," fuhr der Herzog fort, "ermüdet noch nicht. Wir haben der ersten Pflicht genügt, der des Dankes, laßt uns nun auch zu der zweiten gehen, der des Rathes, was nun ferner zu thun sei. Die Feinde sind in das Lager gegangen, wir auch, die Feinde sind erschöpft, wir auch, die Feinde haben schwere Verluste gehabt, wir auch, und die unsrigen sind durch den schimpflichen Verrath, der auf lange Zeit dieses Land verdüstern wird, noch größer geworden, als sie sonst gewesen wären, die Zahl der Feinde ist die größere, die der Unsern die kleinere, und sie ist durch den Verrath noch kleiner, die der Feinde größer geworden, die Feinde haben ein böses Gewissen, weil sie zum Verrathe gegriffen haben, unser Bewußtsein ist gut, sie kämpfen für Raub und Vortheil, und wählen jedes Mittel des Blutvergießens und der Zerstörung, wir streiten zum Schuze des Landes, und müssen alles sparen, was dem Lande kostbar ist, sie haben die ungünstigere Stellung im Thale, wir die günstigere auf der Höhe: wir können heldenmüthig den Kampf wieder aufnehmen, und mit Gott den Sieg erringen, oder ruhmreich erliegen: oder wir können in eine sichere Stellung gehen, uns verstärken, und dann mit genügender Macht die Entscheidung suchen. Wie weit wir heute geschmolzen sind, läßt sich noch nicht genau sagen, nur im Allgemeinen überschauen, so wird es im Vergleiche auch bei den Feinden sein. Und nun Otto, Bischof von Prag, rede."

"Zur Schonung des Blutes und Lebens des Landes soll größere Sicherheit gesucht werden," sagte der Bischof.

"Und du Zdik?" fragte der Herzog.

"Ich meine das Gleiche," antwortete Zdik der Bischof von Olmüz.

"Und Daniel?" sagte der Herzog.

"Das Gleiche," antwortete der Propst Daniel.

"Und du, ehrwürdiger Bolemil?" fragte der Herzog.

"Ich habe es schon gesagt," antwortete Bolemil, "sorge, daß dieser Streit kurz daure. Ich habe es auf dem Wysehrad gesprochen. In dem Übel, das dort geschah, lag das Übel des Streites und Blutvergießens, und in diesem Übel lag das zweite Übel der Herbeirufung der Fremden, das nothwendig geworden ist. Gehe zu deinen Schwägern um Hilfe, hoher Herr, und ende schnell. Der sterbende Sobeslaw hat alles gewußt, da er gesagt hat: Nacerat wird gegen Wladislaw nicht siegen."

"Und Lubomir?" fragte der Herzog.

"Suche die größte Sicherheit für das Land," sagte Lubomir.

"Und Diwis?" sagte der Herzog.

"Ich spreche wie Bolemil," sagte Diwis.

"Und was sagt Chotimir?" fragte der Herzog.

"Chotimir sagt das Gleiche," antwortete der Gefragte.

"Und Wsebor?" fragte Wladislaw.

"Lieber untergehen, als die Fremden rufen, weil es das geringere Übel ist," antwortete Wsebor.

"Und Jurik?" fragte der Herzog.