Witiko

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Die Heere standen nicht wie solche, welche ruhen, und wieder zum Kampfe vorwärts gehen wollen, sondern wie solche, die ausgerungen haben.

Einzelne Rotten und Abtheilungen wichen zurük, und der Raum vergrößerte sich.

Kundschafter schlichen hervor, um zu erspähen, was die Gegner etwa beginnen wollten.

Und als der Raum immer größer wurde, und als man erfahren hatte, daß die aus Mähren gegen ihr Lager zurük drängten, ließ Wladislaw seine Männer auch zurük gehen. Sie waren jezt wieder wie am Morgen vor dem verbrannten Hofe in der Nähe der Häuser, welche Suchdol hießen.

Ganze Schaaren sanken in das Gras, und ehe sie nach Speise und Trank fragten, suchten sie das Nächste zu erlangen, was noth that, Ruhe.

Witiko war unter den Männern des Waldes, die zu ihm gehörten. Sie lagen, oder sassen auf der Erde. Einige hatten ihren Sak geöffnet, und langten Brod, oder, was sie hatten, hervor, um zu essen, andere ruhten blos. Man hatte in einem großen Kruge Wasser aus dem Bache herzu gebracht, weil der Brunnen unbrauchbar war, und die Männer tranken aus dem Kruge.

"Es wird doch nöthig sein, liebe gute und getreue Heimathgenossen," sagte Witiko, "so ermüdet wir auch sind, daß einige von uns zu der Stelle gehen, wo wir mit den Feinden gekämpft haben, sobald man nehmlich dahin gelangen kann, um zu sehen, wer aus den Unsrigen dort etwa verwundet oder gar todt liege, daß wir ihm beistehen, oder, wenn er ausgelebt hat, ihn, so es sich thun läßt, begraben. Indessen können wir unter uns hier sehen, wer etwa fehle."

Auf diese Worte erhoben sich Maz Albrecht und Lambert und Urban und andere junge Männer, und Lambert sagte: "Wir sind nicht so ermüdet, es ist nicht der Rede werth, wir können schon gehen."

"Es haben sich schon etliche fortgeschlichen," sagte Christ Severin, "ihr könnt ihnen nachgehen. Wir müssen uns einander beistehen, und daß wir zu Hause keinen Vorwurf haben."

Die jungen Männer hielten ihr Stük Brod, das sie assen, in der Hand, und gingen fort.

Witiko sandte nun auch um Botschaft zu Rowno und Diet und den andern, und erfuhr, daß sie dicht an ihm zur Rechten gelagert seien, sich erquiken, und auch schon nach ihren Verwundeten und Todten gesendet haben.

Nach einer Weile kam von dem Herzoge Wladislaw die Nachricht, daß die Männer sich lagern dürften, daß sie aber in der Ordnung bleiben sollten, welche sie in der Schlacht gehabt haben, daß sie Speise und Trank genießen möchten, daß sie, wenn die Nacht komme, schlafen dürften, und dann des Weitern, was geschehen würde, gewärtig sein sollten. Die Führer seien nach kurzer Frist zu dem Herzoge zu einer Berathung geladen.

Die Männer richteten sich nun bequemer zur Ruhe, suchten Lagerstellen zu bereiten, zündeten hie und da Feuer an, und Witiko brachte sein Pferd an eine gute Stelle, und versorgte es reichlich mit Hüllen.

Dann ging er zu dem Herzoge.

Er ging an den Leuten vorbei, wie sie sich in der Schlachtordnung befunden hatten[; abe], da er zu dem Herzoge um Hilfe geritten war; aber die Reihe war jezt wieder um viel viel kürzer als damals, theils, weil die Männer weniger geworden waren, theils, weil sie sich tiefer zurük gelagert hatten, theils weil manche in die Zelte, die noch hinter den Reihen in dem Lager [waren,] standen, [zurük] rükwärts gegangen waren.

Der Herzog befand sich vor dem abgebrannten Hofe. Viele Stühle waren auf den Plaz gebracht worden. Eine große Anzahl von Männern war um ihn. Einige saßen, mehrere aber standen. Gleich nach Witiko waren auch Rowno und Diet angelangt. Als alle versammelt waren, stand der Herzog in seinem braunen Gewande und in seinem matten Waffenhemde von seinem Stuhle auf, und sprach: "Da sind wir wieder auf dem