Witiko

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[Er konnte seine] Als er diese Worte [nicht] kaum vollende[n,]t hatte, stach ihn ein Waldschaft [stach ihn] durch die Brust, Blut stürzte auf sein grünes goldgewirktes Kleid, und er fiel über das Haupt seines Pferdes in das Gras. Der Jüngling Mikul wurde gleich nach ihm gestürzt. [Da] Jetzt kamen [nun] auch die kleinen Waldpferde Diets und Rownos[,]. Zibota wurde noch gestürzt, mehrere Männer Nacerats wurden noch gestürzt, und die glänzenden Reiter, jezt auch ohne Führer, wendeten sich, und flohen zurük.

Die Männer unter Bolemil Witiko und weiter rechts hatten nun Ruhe. Der Plaz vor ihnen war leer. Sie suchten jezt durch Fühlung gegen links zu erfahren, ob die Reihe des Herzogs zusammen hänge. Da kam eine Botschaft von ihm, daß die Reihe wieder fest gefügt sei, und daß sie sie halten sollten. Die Botschaft ging gegen rechts weiter. Wirklich konnte man die rosenfarbenen Seidenbanner fort und fort an der Reihe sehen, wie sie in Abständen standen, und wie die hohe Fahne des Herzoges ragte; aber sie waren näher bei einander, [und] die Reihe war sehr kurz geworden, und sie standen nicht mehr unten an dem Rande des Berges sondern wieder oben, wo am Morgen begonnen worden war. Die weißen Banner des Feindes rükten auch wieder geordnet vor, und der Kampf begann an den ganzen Reihen der Heere. Stunde an Stunde verfloß, Männer von großem Ansehen Reichthum Würden und Ämtern fielen auf [den Boden] die Erde, Männer von geringerer Bedeutung sanken auf das zertretene Gras, und niedere unbekannte Leute gingen zu Grunde: aber der Raum des Kampfes wurde nicht verändert. Die Feinde des Herzoges hatten die größere Zahl, ihre Zahl war durch die Verräther noch vermehrt worden, und sie [fühlten] hatten die Begierde, ihre Sache zur Entscheidung zu bringen: die Männer des Herzoges hatten den besseren Stand des Ortes, und [fühlten] hatten das Recht. Die lezte Kraft wurde verwendet, die Sonne [ging gegen Nachmittag und gegen Abend] neigte bereits zum Untergange, man hatte nicht geruht und nichts genossen, Leib und Seele war ermattet, und der Kampf erlosch. [Man ging von beiden Seiten zurük, ohne sich zu verfolgen, und stand dann, und konnte sich nicht regen.] Die Reihen von beiden Seiten schwankten zurük, daß ein Raum wurde. Man stand, und es war, als konnte man sich nicht regen.

[Das war der fünf und zwanzigste Tag des Monates April des Jahres 1142 gewesen.

Und wie die Zeit vorrükte, mißtraute man sich weniger, der Herzog sah, daß die Feinde immer weiter zurük gingen, und Anstalten machten, ihr Lager für die Nacht zu errichten. So ließ er seine Männer auch lagern. Sie waren wieder vor dem verbrannten Hofe in der Nähe der Häuser, welche Suchdol hießen.

Da man sich ein wenig erquikt hatte, sammelte der Herzog die Seinen um sich, und sagte: "Männer und Freunde, wenn jemand in dem Heere nicht so ermüdet wäre, daß er auf Kundschaft ginge, ob der Feind nicht in der Nacht an uns vorüber rük[t]e, und den Weg nach Prag verleg[t]e, so erwiese er dem Heere einen großen Dienst."

"Ich werde die Männer auf die rechte und linke Seite des Heeres entsenden," sagte Chotimir, und entfernte sich.

Der Herzog ließ Stühle bringen, daß mehrere seiner Freunde sich nieder lassen konnten. Er selber blieb stehen, wenn auch sein braunes Gewand von dem Blute einer kleinen Wunde benezt war. Als Chotimir wieder zurük gekehrt war, sprach er: "Männer, Herren, theure Freunde! Gott hat das Recht nicht sinken lassen, wenn er es auch noch weiter prüft. Der Verrath hat unser Werk vereitelt, doch das seine nicht vollbracht. Wir haben schwere Verluste gehabt; aber wir werden zu Ende kommen, doch nicht hier; morgen gehen wir auf den Weg nach Prag, wir richten dort die Mauern zurecht, und vertheidigen den Fürstenstuhl. Du, Bruder Diepold wirst die Männer dabei führen, Heinrich geht gegen Mitternacht nach Budissin, und sammelt neue Leute, und wenn die Dinge es erheischen, reite ich zu meinem Freunde Schwager und Bruder Konrad dem Könige der Deutschen, und bringe die]