Witiko

H169, S. 228

"Ich bringe dir auch einen Gruß von meiner Gertrud," sagte er.
Randnotiz: xxx

"Ich empfange ihn in Demuth," entgegnete sie.

Der König und seine Begleiter so wie die Mannen des Herzoges wurden nun in der Burg bewirthet. Das Heer des Königs lagerte vor der Stadt.

Am kommenden Tage, dem siebenten des Brachmonates, wurde das heilige Pfingstfest von den versammelten kirchlichen und weltlichen Fürsten in der Kirche des Wysehrad feierlich begangen. Darauf verweilte der König noch mehrere Tage auf dem Wysehrad, und als die Nachrichten sich bestätigten, daß das Heer der mährischen Fürsten auseinander gegangen sei, verabschiedete er sich, und trat den Rükzug nach Deutschland [um] an, um die Rüstungen zur Vermählung Heinrichs des Markgrafen von Österreich mit Gertrud der Wittwe des stolzen Heinrichs des gewesenen Herzoges von Baiern und Sachsen zu machen, zu welcher Feier Wladislaw und Gertrud geladen waren.

Der Herzog Wladislaw beurlaubte nun auch die Lechen und Herren, welche ihm zur Bekämpfung des Aufstandes Konrads von Znaim zugezogen waren, und sie verließen mit den Ihrigen nach und nach Prag.

Witiko begab sich aus dem Hause des Bischofes, das nach dem Abzuge Bozebors ziemlich leer und nach dem Einzuge des Königs wieder ziemlich voll geworden war, zu dem Herzoge, um sich zu verabschieden, weil er jene Waldleute, die sich ihn zum Führer gewählt hatten, in ihre Heimath begleiten wollte. Der Herzog sagte zu ihm: "Du hast die feindlichen Kundschafter jedes Ranges, Witiko, zu Konrad von Znaim geschikt, und sie haben gute Dienste gethan. Komme bald wieder nach Prag."

"Ich bin es gesonnen,[" sagte Witiko.] hoher Herr," sagte Witiko.

Nun bereitete er sich zum Abzuge. Die andern Waldleute hatten in verschiedenen Richtungen schon den Weg in ihre Heimath angetreten. Rowno war über Austi gegangen, Dimut war in einem Geleite in seinem Zuge.

Die Männer von Plan, und die sich zu Witiko gesellt hatten, waren theils durch ihren Antheil an Beute theils wie die andern Vertheidiger durch die Großmuth des Herzogs bedeutend bedacht worden, und hatten reichliche Lebensmittel. Sie zogen auf dem Wege, den Witiko damals eingeschlagen hatte, als er im Unmuthe von dem Herzog Wladislaw gegangen war, nach Plan, und als sie an der Seite des Kreuzberges gegen die Kirche hinab gingen, kam ihnen der Pfarrer mit den Vorstehern und mit Männern Weibern Jungfrauen Kindern entgegen. Die Mädchen mit weißen Röken und rothen Miedern brachten Blumen und Kränze. Der Schmied hatte sich den Strik von dem Arm nehmen lassen, hatte sich, als sie in die Wälder kamen, denselben mit dem goldreinen Kiefer[b]peche, weil es mehr helfe als alle Arzneien von Prag, einreiben lassen, und trug nun eines der rosenfarbenen Seidenfähnlein, die auf dem Walle von Prag gewesen waren, [und] das man den Waldleuten zur Erinnerung mitgegeben hatte. Die Schaar zog in die Kirche, um zu bethen, und die Dankgebethe des Pfarrers anzuhören. Dann gingen sie zu den Ihrigen. Die von einer weiteren Stelle des Waldes stammten, schlugen den Weg dahin ein.

Witiko ging in das Häuschen seiner Mutter, und blieb dort einige Zeit. Er ging wieder öfter auf den Kreuzberg, und sah auf den Wald des heiligen Thomas hin.

Ehe er nach Prag zog, besuchte er noch Silvester, der als Bischof von Prag gewählt worden und zurük getreten war. Er fand ihn in dem Garten seines Klosters mit Gemüsepflege beschäftigt. Als der Greis den Jüngling sah, sprach er: ¢"Siehe, mein theures Kind, wie schnell die Strafe gefolgt ist,¢ und wie wenig mein Gebeth um Schonung des Landes, weil ich ein sündiger Mensch bin, geholfen hat. Sei gegrüßet, es ist freundlich, daß du [zu mir kommst] gekommen bist, gehe mit mir in meine Zelle, um dort aus zu ruhen.1

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