Witiko

H169, S. 227

"Mit dir," rief Philipp.

"Mit dir," riefen mehrere Stimmen.

"Mit dir," riefen dann alle.

"So laßt uns das Band erhalten," sagte Witiko, "so lange es noth thut. Diese gegenwärtige Sache wird nicht lange mehr dauern."

Nun kamen auch die andern Führer herzu, um Witiko zu begrüßen, die von den unteren Gegenden wie Wernhard von Ottau, und die von den oberen wie Wyhon von Prahatic. Es kam Diet von Wettern herzu, es kam Osel mit den zwei Knaben, die unversehrt waren.

Witiko dankte einem jeden.

Hierauf zogen die Waldmänner, welche nicht einen Dienst auf den Mauern hatten, auf den Plaz ihres Lagers.

Witiko ritt mit seinen zwei Knechten in seine Wohnung in dem Hause des Bischofes. Dort versorgte er sein Pferd, und begab sich dann wieder in das Lager der Waldleute, um die Nacht bei ihnen zuzubringen. Die Pferde, welche Urban Lambert Augustin Jakob und Raimund gehabt hatten, waren zurük gestellt worden.

Am frühesten Morgen des nächsten Tages wurde auf die Todten und Verwundeten Bedacht genommen. Die Todten des lezten Tages waren in die heiligen Orte der Stadt gesammelt worden, und man schritt jezt daran, sie ehrenvoll zu begraben. Darunter war Dobromil ein edler Mann aus dem Morgen des Landes dann Ded aus dem Mittage. Der Herzog besuchte alle Verwundeten, sie mochten an was immer für Orten der Stadt untergebracht sein.

Hierauf besah man die Verwüstungen in der Stadt, und der Herzog gab den Befehl, daß mit Hinwegräumung des Schuttes der Brände und der Unordnung begonnen werde.

Indessen waren Krieger gesammelt worden, und mit denen ließ jezt der Herzog das Lager der Feinde durchsuchen und in Empfang nehmen. Die Lebensmittel, welche man dort fand, wurden für die Stadt und ihre Vertheidiger bestimmt. Sachen von Werthe darunter Waffen Zelte Gewänder Geld Silber und Edelsteine wurden als Beute erklärt, und zur Vertheilung gesammelt. Die Schleudergeräthe, welche brauchbar waren, wurden dem Kriegszeuge des Landes zugetheilt. Die hölzernen Thürme und andere Werthe dieser Art wurden zum Abbruche und das Holz zur Vertheilung unter die Armen bestimmt. Zur Ebnung der Erdwerke und Ausbesserung der Schäden des Bodens wurde die Einteilung getroffen. Die vielen Gräber, deren Gestalt deutlich zu erkennen war, zeigten, daß die Feinde große Verluste gehabt hatten. In einem halbverbrannten Hause fand man eine Anzahl schwer Verwundeter, welche die Feinde nicht hatten fortbringen können. Wladislaw ließ sie in die Stadt bringen, und befahl, daß sie wie seine eigenen Leute gepflegt werden.

Als die Männer von dem Lager wieder in die Stadt gezogen waren, blieben die Thore geöffnet. Es kamen nur Fußgänger und Wägen herein, um die Stadt zu besehen, oder Lebensmittel zu bringen.

Am Mittage langte der König Konrad in Prag an. Mit Herzogen Fürsten Markgrafen Grafen und Edlen mit Erzbischöfen Bischöfen Äbten und Geistlichen zog er in die Stadt ein. Er war von schöner männlicher Gestalt, und da die Sage ging, daß er so stark sei, daß er all den Seinigen als Ritter in der Schlacht voran leuchte, wandten sich alle Augen auf ihn. Er wurde von dem Herzoge Wladislaw und allen Führern der Länder Böhmen und Mähren, welche in Prag anwesend waren, empfangen, und auf die Burg geleitet. Dort traf er Gertrud die Herzogin seine Halbschwester unter ihren Frauen. Er ging auf sie zu, neigte sich zu ihr, küßte sie auf die Wange, und sprach: "Ich sollte dir Bolzen und Lanzen und Schwerter und Harnische bringen statt der Perlen, die ich für dich in der Tasche habe. Wenn man dich im Flitter unter deinen Frauen sieht, sollte man es nicht glauben, was die Leute in diesen Tagen von dir erzählen. Sei gegrüßt, Gertrud."

"Sei gegrüßet, Konrad," erwiederte sie.

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