Witiko

H168, S. 225


grüßte ¢Jurik¢ Nemoy und die Waldleute und unter ihnen Rowno und Wenzel von Winterberg, und dann ¢Ctibor den alten Preda Milota¢ und alle die andern, welche Leute führten. Als er sein Willkommen vollendet hatte, ritt er zu dem großen Banner, welches über dem Roßthore wehte, stellte sein Pferd neben dasselbe, berührte den Schaft und rief: "Ich habe euch gesagt, daß ihr auf die Befehle Diepolds achten sollet, bis ich wieder auf den Wällen der Stadt stehe, und das rosenfarbene Seidenbanner berühre. Jezt stehe ich hier, halte das Banner, und ihr habt ausgeharret bis zu dem Augenblike. Ich danke allen für ihre Kraft für ihren Muth für ihr Dulden und ihr Lieben. Ich werde vergelten, was ich vergelten kann, allmächtig ist nur Einer und weise nur er, und nichts bleibt von ihm unbeachtet, was gut und recht ist."

Dann erhob er seine Stimme, so sehr er nur konnte, und rief: "Ich danke allen, allen allen."

Nach diesen Worten hob er sein Schwert, und machte gegen die gesammte Reihe hin das Zeichen des Grußes.

Jezt erhob sich von den Männern, die während seines Bewillkommnungsrittes in Ehrfurcht geschwiegen hatten, ein lufterschütternder Begrüßungsruf, und wiederholte sich drei mal. Viele schlugen ihre Waffen zusammen, oder schwenkten sie um das Haupt.

Als die Bewegung sich gestillt hatte, sagte der Herzog: "Jezt löset euch, tretet zu jenen, mit denen ihr sprechen wollt, und geleitet uns dann zu unserer heutigen Ruhestätte. Es soll für alle eine wohlthätige Nacht kommen."

Nach diesen Worten stieg er von seinem Pferde, Diepold und die andern thaten desgleichen, und der Herzog schloß seinen Bruder Diepold in die Arme. Das that er auch mit seinem Bruder Heinrich. Dann ging er zu der Stelle, an welcher seine Gemalin mit ihren Leuten stand, faßte sie bei der Hand, und sprach: "Lasset euch, theure Frau, von dem Plaze, den ihr vertheidigt habt, zu eurem Pferde führen, und lasset euch von mir unter mein Dach geleiten, um unter demselben zu ruhen, das ihr so ruhmvoll beschüzt habt."

Mit diesen Worten führte er die Herzogin von ihrem erhöhten Standpunkte zu ihrem Pferde, das in der Nähe in Bereitschaft war.

Welislaw geleitete Dimut, welche den linken Arm nicht in dem Ärmel ihres Waffenkleides sondern verbunden außerhalb desselben trug, von der Erhöhung, auf der sie stand, zu ihrem Pferde.

Dem Herzoge und seinem Geleite waren die Pferde nachgeführt worden, alle stiegen auf, und der Herzog an der Seite seiner Gemalin reitend wurde von einem sehr großen Gefolge zur Burg begleitet. Dort nahm er von allen, die nicht in dieselbe gehörten, Abschied, und entließ sie mit gebührendem Gruße.

Diepold eilte zu den Kriegern, und ordnete an, was für die Nacht besezt und bewacht werden sollte, und wies die, welche nicht zu diesem Dienste gehörten, zur Ruhe. Dann ritt er mit großem Geleite in die Burg zu dem Herzoge zurük.

Welislaw und Odolen begaben sich mit vielen der Ihrigen zu jenem Theile der zu ihnen gehörigen Männer, welche in der Stadt zurük geblieben waren, um sie noch besonders zu begrüßen, und von ihnen zu vernehmen, was sich in ihrer Abwesenheit zugetragen habe.

Witiko ritt mit seinen Knechten Jakob und Raimund dann mit Lambert Augustin und Urban zu den Waldleuten. Sie hatten sich aufgestellt, um ihn zu empfangen, und nicht nur die, welche ihn auf dem Berge Wysoka zu ihrem Führer erwählt hatten, und die während seiner Abwesenheit unter Rowno gekommen waren, sondern auch alle andern, die aus den angrenzenden Wäldern stammten, riefen ihm Heil und Gruß zu, wie sie es nur mit ihren starken Stimmen vermochten.

"Seid alle gegrüßt, die ihr zusammen gehört," rief Witiko, "alle, deren Heimath von den Fichtenzweigen umwacht ist oder von denen der Tannen und Föhren oder von denen der Buchen

Federproben: Seite vertikal mit Stift gestrichen